Fast 150 Jahre lang schlummerte Aoineadh Mòr unerkannt im Wald von Morvern. Forstarbeiter entdeckten es und heute erzählt das Dorf seine traurige Geschichte.

Es ist ein idyllischer Ort: eine weite Wiese, flankiert von einem klaren Bach, umgeben von Wald. In der Ferne liegen zwei große Seen, im Rücken erhebt sich ein Berg. Ein idealer Ort für ein Dorf. Ein idealer Ort für Aoineadh Mòr. Leider auch ein idealer Ort für Schafzucht.
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Denn dass heute nur noch Ruinen zu sehen sind, wo einst Familien ihr einfaches Leben lebten, hat einen Grund. Und der heißt Christina Stewart. Sie kaufte und veranlasste im Jahr 1824, dass alle Bewohner aus ihren Häusern vertrieben wurden.
Stewart selbst betrat das Land nie, siedelte dort aber ihre Schafzucht an. Ein typischer Fall aus der Zeit der Highland Clearances.

Die Zeitzeugin Mary Cameron erzählte diese Geschichte einem Pfarrer in Glasgow, der sie niederschrieb: „Das Zischen des Feuers auf der Herdplatte, als sie es löschten, ging mir zu Herzen. Wir konnten nicht einmal eine Hütte auf dem Lande bekommen; deshalb blieb uns nichts anderes übrig, als uns dem Land der Fremden zu zuwenden.“
Die Bewohner machten sich ohne eine weitere Nacht in Aoineadh Mòr auf den Weg über die umgebenden Berge, für immer fort aus den Highlands.

Marys Vater James trug dabei seine schwache Mutter auf dem Rücken den Pfad hinauf. Als sie sich zum letzten Mal von einer Anhöhe umblickten, waren Teile der Häuser bereits demontiert.
Aoineadh Mòr fiel in einen Dornröschenschlaf, der 150 Jahre anhielt. Ältere Karten hatten die Gebäude immer gezeigt, und 1994 entschloss sich die schottische Forestry Commission den Baumbestand zu fällen. Dabei legten sie die das Dorf vorsichtig frei.

Heute können sich Besucher durch einen kleinen Fußmarsch ein Bild des damaligen Lebens machen.
Tafeln erklären, wo sich Häuser, Stallungen, Felder und Erdwall befanden. Viele Gebäude sind als Umrisse aus Stein noch zu erkennen.

Zudem lohnt sich auch der Weg durch den Wald und der Blick auf die beiden Seen, Loch Doire nam Mart und Loch Arienas.
Tourbeschreibung: Der Weg nach Aoineadh Mòr

Vorm Parkplatz können mehrere Rundwege gewählt werden. Unsere Tour war knapp vier Kilometer lang und dauerte etwa eine Stunde und 15 Minuten. Auch, weil wir uns vor Ort genug Zeit genommen haben, die Ruinen anzusehen.
Es gibt dabei zwei Pfade: „Mary’s Path“ erinnert an Mary Cameron und ihre Geschichte, „James’ Path“ an ihren Vater. Wir haben beide ein bisschen kombiniert.
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Mehr InformationenDa es durch den Wald und auf Wiesen geht, und auch etwas bergauf, sind feste Schuhe empfohlen. Der Weg ist durch Hinweisschilder an den Abzweigungen gut markiert.

Wissen: Die Namen der Gegend
Aoineadh Mòr bedeutet so viel wie „Großer (Fels)vorsprung“. Auf Englisch liest man meist „Inniermore“ oder in älteren Fassungen „Unnimore“. Beides sind wenig erfolgreiche Versuche, die gälischen Laute ins Englische zu transportieren. In deutscher Schrift könnte es am ehesten so gesprochen werden: „Öinjeg Moor“ (das Deutsche Ö kommt in der Tat besser an den Laut, darum tun sich Engländer schwerer mit Gälisch, als manch Deutscher).
Das „Loch Doire nam Mart“ bezeichnet wohl den „See des Rinder-Wäldchens“.

Anfahrt
Mit Navigationsgerät: „PA34 5XE“ ist der Postcode für die Gegend.
Ohne Navi: Auf der A884 zweigt zirka 5,5 Kilometer vor dem Fährterminal in Lochaline eine Straße ab. Der Wegweiser zeigt nach „Ceann Loch Tiacais“ und „Rahoy Cottages“. Diese Straße entlangfahren. Es ist eine schöne Singletrack Road, die an Loch Arienas entlangführt. Dann erscheint ein grünes Schild, das den Parkplatz für Aoineadh Mòr ankündigt. Auf dem Parkplatz das Auto abstellen, der Rest muss zu Fuß bewältigt werden.