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Ardnamurchan Lighthouse – ägyptische Architektur im Westen Schottlands

Das Ardnamurchan Lighthouse markiert den westlichsten Punkt des britischen Festlands. Doch das ist nicht die einzige Besonderheit. Der Leuchtturm weist nämlich eine besondere Architektur auf. 

Eingang zum Leuchtturm
Eingang zum Leuchtturm

Schon die Anfahrt zum Ardnamurchan Lighthouse ist ein Abenteuer für sich. Entlang einiger zackigen Bergrücken, die den Rand einer riesigen Caldera bilden, verläuft die Straße durch eine grüne Wildnis.

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Am Ende, kurz bevor der Parkplatz erreicht ist, verengt sie sich zu einem Hohlweg begleitet von einer Steinmauer. Ausweichmöglichkeiten? – Keine! Darum regelt hier eine der wenigen Ampeln in den Highlands den Verkehr.

Das letzte Stück Straße zum Leuchtturm (von der Leuchtturmseite aus gesehen)

Vom Parkplatz aus sind es nur noch ein paar Meter zu Fuß, dann erhebt sich vor einem ein Statement aus Granit: Ganz aus grauem Stein erhebt sich das Ardnamurchan Lighthouse. Völlig untypisch, da fast alle schottischen Leuchttürme sich sonst in gelb-weißem Anstrich präsentieren. Warum ist das hier anders?

Ardnamurchan Lighthouse

Wie fast alle Leuchttürme in Schottland, stammt auch der Entwurf für das Ardnamurchan Lighthouse aus der Ingenieurs-Familie Stevenson. In diesem Fall verantwortlich: Alan Stevenson.

Doch Alan Stevenson war mehr als ein Ingenieur. Im Gegensatz zu seinem Vater hatte er ein Faible für Kunst und das klassische Altertum. Er sprach Altgriechisch und Latein neben Französisch, Italienisch und Spanisch. Und hätte sein Vater ihn nicht dazu gedrängt, wäre er vermutlich kein Ingenieur geworden, sondern Künstler.

Ägyptische Anklänge an der Turmplattform

So schlichen sich in Alans eher nüchterne Aufträge immer wieder klassische Anlehnungen: Standfüße in Bullenform, Ventilations-Abdeckungen mit dem Gesicht einer griechischen Göttin sowie Bögen und Pfeiler nach ägyptischem Vorbild finden sich in seinen Leuchttürmen wieder.

Im Ardnamurchan Lighthouse führte er schließlich das Thema Ägypten komplett aus, vielleicht auch, um an den sagenumwobenen Leuchtturm von Pharos bei Alexandria zu erinnern. Die Eingänge zum Leuchtturm oder auch zu den Unterkünften der Leuchtturmwärter nehmen Motive von Palästen und Gräbern der Pharaonen auf.

Die Unterkünfte

Die typisch schottische Natur allerdings setzt einen harten Kontrast zu den ägyptischen Anklängen. Nackter rotbrauner Fels, unterbrochen von einigen kargen grünen Grassoden durchsetzen die Landschaft. Schroff abfallende Felsen zum tosenden Meer.

Einen guten Blick auf die See lässt sich von der Plattform des Nebelhorns erheischen. Sie liegt ein Stück unterhalb.

Das Nebelhorn des Ardnamurchan Lighthouse

Weiter westlich als bis zum Ende der Plattform können Besucher kaum noch gehen. Tatsächlich ist Ardnamurchan Point aber noch nicht ganz der westlichste Punkt des schottischen Festlands. Der liegt 800 Meter weiter südlich am Corrachadh Mòr.

Übrigens: Bei gutem Wetter und mit etwas Glück fliegen hier seltene Seevögel vorbei oder tauchen Delphine auf.

Beim Blick zurück fällt dann wieder der Turm mit seiner Ägyptenoptik ins Auge. Man könnte fast sagen: hier findet sich ein Stück des Nahen Ostens im fernen Westen Schottlands

Wissen: Ardnamurchan Lighthouse und Alan Stevenson

Erstmal die harten Fakten zum Leuchtturm: Mit seinen 35 Metern Höhe erhebt er das Leuchtfeuer auf 55 Meter über den Meeresspiegel. Fertiggestellt wurde er im Jahr 1849. Wie mittlerweile alle Leuchttürme wird er seit 1988 automatisch betrieben. Auf den Turm hinauf führen 152 Stufen. Das große Nebelhorn unten ist übrigens nicht mehr in Betrieb, stattdessen befindet sich ein modernes direkt am Turm.

Blick vom Nebelhorn auf den Turm

Zwar gilt Ardnamurchan Lighthouse als der einzige Leuchtturm im ägyptischen Stil auf der ganzen Welt, doch es war nicht Alan Stevensons Meisterstück. Das nämlich hatte er schon fünf Jahre zuvor abgelegt, als er auf einem blanken Felsen vor der Insel Tiree, mitten im Meer, den höchsten Leuchtturm Schottlands erbaute: Skerryvore Lighthouse. Er gilt als einer der elegantesten Leuchttürme der Welt, obwohl es ebenfalls ganz aus grauem Granit besteht.

Alan Stevenson baute 13 Leuchttürme in nur zehn Jahren. Er bezahlte das mit seiner Gesundheit und starb im Alter von 58 Jahren. Die künstlerische Ader in der Stevenson-Familie führte später Alans Neffe zur Blüte: Robert Louis Stevenson verfasste Romane wie „Die Schatzinsel“ oder „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“.

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Tipp: Turm, Ausstellung, Café

Auf den Turm kann man für ein paar Pfund hinaufsteigen. Oben kann man dann über Ardnamurchan, das Meer bis hin zu den Inseln blicken. Danach berechtigt der Eintritt zur Ausstellung und den Technikraum.

Blick in den Technikraum

In der Ausstellung erfährt der Besucher auch viel über das Leben im Westen von Ardnamurchan.

Persönliche Anmerkung: Leider nicht auf dem Turm

Ardnamurchan ist wunderschön – nur leider: Es mag mich wohl nicht. Denn so oft ich dort war, begegnete es mir mit denkbar schlechtem Wetter. Am wunderbaren Sanna Beach genauso, wie hier am Ardnamurchan Lighthouse. Darum habe ich mir den Weg nach oben auch gespart und damit auch den Blick in die Ausstellung. Ich werde das nachholen, sobald Ardnamurchan seine widerspenstige Haltung in Sachen Wetter mir gegenüber ablegt – ich habe Bilder gesehen. Es gibt dort Sonne!

Anfahrt:

Mit Navigationsgerät: „PH36 4LN“ eingeben, aber nicht bis nach Portuairk durchfahren, sondern in Achosnich abbiegen, siehe nächster Absatz.

Ohne Navi: Auf der B8007 bis nach Kilchoan wo die Fähre von und nach Mull verkehrt. Dort dem Schild nach Portuairk und zum Lighthouse folgen. Achtung, in Achosnich links abbiegen, nach Grigadale und zum Lighthouse. Diese Straße einfach bis ganz ans Ende fahren, bis die schmale Straße mit der Ampel kommt. Beim Leuchtturm gibt es zwei Parkplätze, einen unten am Café, einen oben am Turm.

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