Sie ist leicht zu übersehen, die Ruine von Ardvreck Castle. Dabei ranken sich tragische Geschichten um das Gemäuer. Wie die der Tochter von MacLeod.
MacLeods Tochter fiel tief. Hinab gestürzt hatte sie sich selbst vom Turm der Ardvreck Castle. Doch hinauf getrieben hatte sie der herzlose Verrat ihres eigenen Vaters.
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Ihr Vater, das war einer der Chiefs der MacLeods, der Herrscher über die Landstriche um das Loch Assynt, damals Ende des 15. Jahrhunderts. Gemeinsam hatten die MacLeods unter ihrem Anführer Angus Og III. einen Platz gesucht für eine neue Burg. Und sie fanden einen idealen Ort: Eine kleine Halbinsel, die ins Loch Assynt ragte, von drei Seiten umgeben vom Wasser und im Schatten des beeindruckenden Quinag-Gebirges. Derart durch die Natur geschützt hätten die MacLeods schon zufrieden sein können. Doch sie wollten mehr.
Sie wollten zu viel …
Die MacLeods hätten, so heißt es, einen Pakt mit dem Teufel geschlossen: Er selbst solle beim Bau der Burg helfen, dafür bekäme er eine der Töchter der MacLeods zur Frau. Und der Teufel ist auf den Vorschlag eingegangen.
Als die Ardvreck Castle stand, forderte er seine Braut ein und die Wahl fiel auf Eimhir (sprich in etwa „Ihwa“). Als sie erfuhr, wer da ihr Bräutigam sein sollte, rannte sie davon, hinauf auf den Turm der Burg, von dem sie sich hinab stürzte.
Ardvreck Castle soll sogar einmal richtig groß gewesen sein. Man glaubt sogar, sie hätte einen ummauerten Garten gehabt, in dem Blumen und Früchte gediehen. Doch Glück brachte sie nur wenigen, Verrat ging auch weiter in ihren Mauern um. Zum Beispiel als der königstreue James Graham, Marquis of Montrose Zuflucht auf Ardvreck suchte. Christine, die Frau des abwesenden Neil MacLeod soll den Flüchtling an seine Feinde, die Republikaner, ausgeliefert haben. Er wurde gehängt, gevierteilt und geköpft.
1672 wendete sich das Glück von den MacLeods ab. Clan MacKenzie nahm die Burg nach kurzer Belagerung ein. Sie lebten dort für rund hundert Jahre, ehe der Himmel selbst das Schicksal der Burg im Jahre 1795 besiegelte. Ein einziger Blitz genügte … ein einziger Treffer ließ die Burg in sich zusammenstürzen.
Niemand baute Ardvreck mehr auf. Von der einst stolzen Burg ragt heute nur noch ein kleiner Stumpf klagend in die Landschaft der West-Highlands.
Und Eimhir, MacLeods Tochter, die sich den Turm hinab geworfen hatte? Was wurde aus ihr?
Einige behaupten, sie sei bei dem Sturz gestorben und geistere heute durch die Ruinen der Burg, zusammen mit dem verratenen Marquess of Montrose. Andere aber sagen: Das Loch Assynt haben sie gnädig aufgefangen und zu ihrer neuen Wohnung unter Wasser getragen. Dort lebe sie als Meerjungfrau – und immer wenn das Loch Hochwasser habe, dann deswegen, weil MacLeods Tochter wieder so viel über ihr Schicksal geweint hätte …
Wissen: Calda House bei Ardvreck Castle
Als die Burg 1795 vernichtet wurde, hatten die MacKenzies schon seit dem Jahre 1726 ein modernes Haus in der Nähe errichtet. Es steht weniger hundert Meter entfernt am Ufer des Loch Assynt: Calda House. Für damals war es ein phänomenales Gebäude. Symmetrisch aus importiertem Sandstein gebaut, ragte es drei Stockwerke hoch auf, mit einem Doppelgiebel. Beheizt durch einen zentralen Kamin bot es wesentlich mehr Komfort als die Ardvreck Castle.
Doch die Bauherren hatten sich finanziell übernommen und so fielen die Besitztümer der MacKenzies an den Earl of Sutherland. Noch ehe der einziehen konnte, vernichtete ein Feuer im Jahre 1737 Calda House – man munkelt, dass es Einheimische gelegt hatten, die den neuen Besitz den Sutherlands nicht gönnten.
Diese Geschichte hat allerdings einen Haken: Sie erklärt nicht die Geister in Calda House.
Das tut hingegen diese Erzählung vom Feuer: Die MacKanzies hätten demnach eine Familienfest an einem Samstag gestartet und bis in den Sonntag hinein gefeiert. Damit brachen sie aber das Gebot, dass man am Sonntag ruhen solle. Das Feuer brach aus und töte alle. Nur ein Dudelsackspieler, der sich geweigert habe am heiligen Sonntag zu spielen hätte überlebt. Alle anderen geistern heute in dem Haus.
Es bleibt dem Besucher nun selbst überlassen, welche Geschichte er sich in dem Gebäude ausmalt.
Tipp: Besuch bei der Ruine
Wenn das Wasser nicht hoch steht im Loch Assynt, kann man sich auch heute noch zu Fuß zur Ruine aufmachen. Dort entdeckt man noch viele Kleinigkeiten. Doch Vorsicht: Das Gemäuer ist natürlich nicht stabil. Man sollte sich also vor Steinschlag hüten.
Persönliche Anmerkungen: Roter Strand
Leider hab ich es versäumt auf die Halbinsel zur Burg Ardvreck selbst zu spazieren. Doch im beeindruckenden Calda House habe ich mich eine Weile aufgehalten – zusammen mit Schafen, die hier friedlich grasen.
Am meisten beeindruckt aber hat mich der rötliche Kiesstrand am Loch Assynt unterhalb des Hauses. Den sollte man auf jeden Fall kurz besuchen.
Anfahrt:
Von Durness aus im Norden fährt man zunächst die Küstenstraße A838 und biegt dann auf die A894 ab, die weiter die Küste entlang führt. Diese Straße endet am Loch Assynt bei einer T-Kreuzung mit der A837, die von Lochinver kommt. Hier rechts abbiegen Richtung Ullapool, dann nach einigen hundert Metern erscheint rechts die Ruine von Ardvreck und später Calda House. Ein großer Parkplatz liegt auf halbem Weg zwischen Ardvreck und Calda auf der rechten Seite. Alles in Laufweite.
Von Ullapool aus nimmt man die A835 nach Achiltibuie bis man auf die A837 trifft. Dort links abbiegen und der Straße bis nach Loch Assynt folgen. Calda House erscheint hier auf der linken Seite. Zunächst kann man weiterfahren, bis links der große Parkplatz erscheint.