Das Dorf Auchindrain in Argyll & Bute hat die Wirren der Jahrhunderte intakt überstanden. Heute ist es ein ganz besonderes Freilichtmuseum.
Er war der letzte Hartnäckige: Als Eddie McCallum das Dorf Auchindrain 1967 als letzter Bewohner verließ, drohte es gänzlich zu verfallen. Wie so viele der Dörfer der Highlands.
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Doch die Geschichte von Auchindrain nahm glücklicherweise eine andere Richtung. Eine, die es Besuchern heute ermöglicht, das Leben in den Highlands in den letzten fünf Jahrhunderte zu erahnen. Auchindrain Township wurde ein Museumsdorf.
Dass es soweit kommen konnte, verdankte das Dorf auch dem achten Duke of Argyll, dem das Land Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte. Der Duke residierte auf seiner Inveraray Castle, die heute ebenfalls ein Museum ist.
Es war die Zeit der Highland Clearances. Massenweise wurden die Bewohner der Highlands aus ihren Dörfern vertrieben – verdrängt an die Küste oder gleich nach Übersee. Die Bewohner wurden ersetzt durch Schafe. Die brachten mehr Gewinn als Bauern.
Auch der Duke of Argyll betrieb radikale Arten der Landumformung auf Mull oder Tiree. Doch nicht hier, nicht in Auchindrain. Hier, so glaubte er, könne mehr Geld durch neue Methoden der Landwirtschaft erzielt werden. Das Dorf wurde eines seiner Lieblingsprojekte.
Er ermutigte die Bewohner neue Methoden des Anbaus zu testen. Bis zu 70 Menschen lebten hier und nicht einmal die Kartoffel-Fäule, die ganz Schottland in eine Hungersnot trieb, konnte hier Chaos anrichten – denn das Dorf baute damals Korn an.
Und so überlebte Auchindrain das, was viele andere Gemeinden zerstörte – lediglich eine Familie wanderte nach Kanada aus. Sogar um 1930 war das Dorf noch eine lebendige Gemeinde, erst danach setzte die Landflucht ein und nach und nach gingen die Menschen fort.
Als 1967 auch der letzte Bewohner sein Haus verließ, stand hier immer noch ein fast intaktes Dorf, wie es in ganz Schottland einzigartig war.
Schon 1968 wurden die Gebäude zu einem Freiluftmuseum, 1975 kam ein Besucherzentrum hinzu. Heute stehen zwölf der 22 Gebäude den Besuchern offen. Sie sind nicht geschönt, sondern authentisch. Und sogar so, als wären die Bewohner gerade erst weggegangen, denn in der Küche liegen die Haushaltgeräte auf dem Tisch.
All die Häuser und ihr Innenleben werden übrigens von einem modern ein Tablet erklärt, das durch das Dorf führt.
Das Tablet erzählt an den verschiedenen Orten auch die Geschichte berühmter Bewohner wie etwa die von Bell a‘ Phuill, die im 19. Jahrhundert hier als die Dorfweise galt.
Und doch merkt der Besucher, dass der Erhalt von Auchindrain nicht einfach ist. Überall wird ausgebessert und dennoch kriecht die Feuchtigkeit in die Häuser.
Auchdinrain ist kein Hochglanzmuseum – doch gibt es sonst kein Dorf, das sich so authentisch erhalten hat. Und darum ist der Besuch in Auchindrain durchaus eine Bereicherung einer Schottlandreise.
Wissen: Auchindrain und seine Geschichte
Der alte gälische Name des Dorfes lautet Achadh an Droighinn, Feld der Dornen. Der Name wurde erstmals 1460 in einem Dokument erwähnt. Als Gemeinde stand Auchindrain seit 1776 stärker im Interesse der Dukes of Argyll.
1875 besuchte Queen Victoria Auchindrain, ihr Gastgeber, der Duke of Argyll, pries es ihr als „primitives Dorf“ an.
Tipp: Weitere Dörfer aus alter Zeit
Wer Auchindrain besucht, sollte sich als Kontrast noch den Ort Inveraray mit der Castle und auch dem Inveraray Gefängnis ansehen. Beide sind mit der Geschichte des Landes hier fest verwoben.
Wen es nicht in den Südwesten der Highlands verschlägt, der findet weiter im Norden noch das Highland Folk Museum.
Anfahrt:
Ohne Navi: Auchindrain liegt direkt an der Straße A83. Von Glasgow aus fährt man zunächst auf der A82 zum Loch Lomond und biegt in Tarbet nach Campbeltown auf die A83 ein. Es geht über den Pass Rest & be Thankful dann durch Inveraray und schließlich nach Auchindrain. Die Fahrt dauert von Tarbet aus etwa eine Dreiviertelstunde.
Mit Navigationsgerät: „PA32 8WD“ eingeben, das bringt einen ganz in die Nähe.