Dieser Ort vereint Gegensätze: Ein Besuch im Geisterdorf von Balnakeil und bei der höchst lebendigen Künstler-Kommune nebenan …
Hier liegt er also, der Mörder Donald McMurdo, sein Grab ist zurecht mit einem Totenkopf markiert. Soll er doch immerhin 18 Menschen auf dem Gewissen haben (ganz gesichert ist die Zahl seiner Opfer nicht). Während seine Opfer in der dunklen Smoo Cave ihr Ende fanden, genießt McMurdo seit dem Jahr 1623 hier Meeresblick. Denn der Balnakeil Friedhof grenzt direkt an einen weitläufigen Sandstrand.
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Balnakeil ist ein Geisterdorf. Verwaschene Steinhäuser; eine Mühle, deren Räder schon lange nicht mehr klappern; eine Kirche ohne Dach und Glocke. Ein gespenstisch großes Gutshaus, in dem Clan Chiefs früher Gericht hielten, ehe einige der Verurteilten beim nahen Loch Crispol aufgeknüpft wurden. Heute Heim für Schafzüchter.
Balnakeils Bewohner? Ausgewandert. Oder tot. Nicht umsonst nimmt der Friedhof heute den größten Teil des Dorfes ein. Es herrscht Grabesruh.
Nur manchmal durchschneiden Dieselmotoren die Stille. Dann donnern große olivgrüne LKWs von der kleinen Straße direkt auf den Strand und verschwinden bald in der Ferne. Ihr Ziel ist die Militäreinrichtung am anderen Ende der Bucht.
Die lebendige Seite von Balnakeil findet man einige hundert Meter die Straße hinauf. Statt verfallener Häuser ducken sich hier flache Baracken aus den 1950er Jahren in die Landschaft. Sie beherbergten einst eine Frühwarnstation für Atomangriffe. Heute lebt darin eine kleine Künstlerkommune, die das Balnakeil Crafts Village bildet. Die rund 20 Bewohner und viele Gelegenheitsverkäufer, bieten Gemälde, Stoffe oder Töpferwaren zum Verkauf an.
Eines dieser Häuschen im Crafts Village hat Berühmtheit unter den regelmäßigen Schottland-Fahrern erlangt: Es ist die das Cocoa Mountain Cafe. Hier kann sich der Besucher mit feinster Schokolade in verschiedenen Formen verwöhnen lassen. Ein heißer Kakao etwa hilft perfekt, um die Knochen nach dem langen Aufenthalt in Balnakeil und am Strand wieder aufzuwärmen.
Tipp: Die Wanderung zum Faraid Head
Militärisches Sperrgebiet ist nur ganz hinten an der Spitze der Landzunge, die sich ab Balnakeil ausformt. Daher kann man entlang dem Sandstrand einen längeren Spaziergang unternehmen. Zirka vier Kilometer einfach ist es zum Faraid Head. Der Weg ist aber lohnenswert, da er schöne Natur bietet.
Wissen: Balnakeil – ein Ort voller Geschichte
Balnakeil ist erstaunlich alt: Schon im achten Jahrhundert soll hier eine erste Kirche die Missionierung der Heiden vorangetrieben haben – Keil“ kommt von „Cille“ und bezeichnet eine Kirche. Mitte des 13. Jahrhunderts wird Balnakeil dann erstmals schriftlich erwähnt und es wird sogar vermutet, dass hier früher einmal ein Kloster stand.
Das „Tigh Mor“ – das „große Haus“ blickt ebenfalls schon auf eine lange Geschichte zurück. Es steht seit dem 16. Jahrhundert und wurde in der jetzigen Form im Jahre 1744 vollendet. Es verdrängte vermutlich das Kloster, das vorher auf diesem Platz stand.
Persönliche Anmerkung: Tollen in den Dünen
Zwar sind wir nicht den ganzen Weg zum Faraid Head gegangen, dafür haben wir uns seitlich in die Dünen mit spitzem Gras bewegt. Viele Karnickelspuren und -löcher sind hier zu finden. Und oben auf den Dünen hat man einen wunderbaren Blick auf den Strand und die Kirche.
Anfahrt:
Für das Navigationsgerät: Die Eingabe von „IV27 4PT“ lotst einen bis ins Balnakeil Crafts Village. Von da aus kann man den die Straße weiter hinter fahren zum alten Dorf.
Ohne Navi: Die einzig große Straße in der Nähe ist die A838. Sie führt – egal ob von West oder Ost kommend, durch den Ort Durness. Kommt man von Thurso aus, passiert man erst einen Spar und eine kleine Tankstelle, ehe die Kurve einen Knick macht. In diesem Knick geht eine Straße nach rechts weg, Balnakeil ist hier auch ausgeschrieben.
Von Ullapool und dem Kyle of Durness aus kommend, erscheint rechts ein Haus mit Aufschrift „MacKays Rooms“ kurz vor dem Knick der Straße. Hier ist ebenfalls Balnakeil schon ausgeschrieben und man muss links abbiegen.
Der Straße ganz bis zum Ende folgen, dann kommt man zum Friedhof, an dem man parken kann.