Auf dem Friedhof von Balquhidder liegt ein Held der Highlands: Rob Roy MacGregor. An seinem Grab lernen wir den Outlaw kennen.
Es drängt sich der Eindruck auf, es gäbe zwei Rob Roys. Den einen, den Helden aus Spielfilmen und Romanen – ein Robin-Hood-Typ, ein Freiheitskämpfer, der all die Ideale des ehrlichen Highlanders in sich vereint. Und dann den anderen, die historische Figur. Über sie gibt es kaum verlässliche Quellen. Am Ende vereinen sich aber beide wieder im Grab Rob Roy MacGregors in Balquhidder.
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Rob Roys Grab war zunächst nur eine liegende Platte, auf der ein Schwert, eine Figur und keltische Knoten zu erkennen sind.
Später – was seinem Mythos geschuldet ist – wurde ein weiterer Grabstein mit dem Motto „MacGregor despite them“ hinzugefügt. Der wurde allerdings erst im 20. Jahrhundert aufgestellt.
Um den Mythos Rob Roys zu ehren, legen Menschen oft Blumen, Whisky, Fahnen oder andere Gegenstände am Grab nieder.
Doch der Friedhof von Balquhidder beherbergt natürlich nicht nur die sterblichen Überreste dieses Highland-Helden. Die Kirchenruine stammt aus dem Jahr 1631, allerdings steht sie auf den Überresten einer noch älteren Kapelle aus dem 13. Jahrhundert. Kein Wunder, dass sich darum viele alte Grabsteine scharen.
Die Wände der alten Kirche wurden erst 1997 stabilisiert und erinnern nun an die hier begrabenen Mitglieder des Clan MacLaren. Einen Blick wert sind auch die schönen Fensterrahmen, die den Blick auf den umgebenden Friedhof freigeben.
Natürlich lohnt es sich, die Grabsteine auf dem Friedhof genauer zu studieren. Da gibt es ältere, die nur halb aus der Erde ragen.
Oder neuere, die an Ereignisse erinnern, die wiederum die MacGregors in keinem guten Licht dastehen lassen. Denn dieser hier gedenkt des grausamen Überfalls der MacGregors auf die MacLarens im Jahr 1558.
Auf einer kleinen Anhöhe wacht die neue Kirche von Balquhidder über die Toten.
Geht der Besucher links an der Kirche vorbei, betritt er einen kurzen Pfad, der zu einem schönen kleinen Wasserfall führt.
Von hier aus ließe sich durch das Kirkton Glen und den Wald zu weiteren Wasserfällen und bis hoch zum Creag an Tuirc wandern, wo es einen wunderbaren Blick über Loch Voil gibt. Die Webseite Walkhighlands weiß einige Wege in der Umgebung.
Der Friedhof und die Kirche von Balquhidder sind ein wunderbarer und abgelegener Ort, bei dem es sich lohnt, nicht nur das Grab von Rob Roy zu besuchen.
Wissen: Über Rob Roys Leben und Tod
Klar ist: Rob Roy starb am 28. Dezember 1734. Doch wann wurde er geboren? Der Mensch Rob Roy im März 1671. Der Held Roy Roy dagegen kam 1723 auf die Welt. Da nämlich – noch zu seinen Lebzeiten – tauchte die Schrift „The Highland Rogue“ auf, verfasst von Elias Brockett (einige schreiben sie auch dem Autor Daniel Defoe zu, der Robinson Crusoe schrieb – doch das ist Spekulation).
Nach dem Tod des Menschen begann das Leben des Helden Rob Roy erst richtig. In seinem Gedicht „Rob Roy’s Grave“ brachte der Poet William Wordsworth zum ersten Mal Rob Roy mit dem Robin Hood-Mythos in Verbindung:
A famous man is Robin Hood,
The English ballad-singer’s joy!
And Scotland has a thief as good,
An outlaw of as daring mood;
She has her brave Rob Roy!
Als schließlich DER schottische Autor Sir Walter Scott im Jahr 1818 seinen Roman „Rob Roy“ veröffentlichte, wurde der Dieb posthum noch berühmter. Seitdem hat sein Ruhm kaum noch abgenommen. Selbst die Verfilmung von 1995 war ein großer Erfolg (wenn auch im Schatten von Braveheart).
Doch was hat dieser fiktive Charakter noch mit dem Menschen zu tun? – Schwer zu sagen. Denn es gibt nicht viele verlässliche Aufzeichnung, das meiste stammt aus mündlichen Überlieferungen. Hinzu kommen Briefe, die er geschrieben hat.
So viel ist sicher: Rob Roy ist die englische Verballhornung von Raibert Ruadh, also „Roter Robert“ – eine Anspielung auf sein rotes Haar. Seine Mutter war eine Campbell, der Vater ein MacGregor.
Rob Roy gilt heute als Held. Doch sein Wirken war durchaus zwiespältig. Er lebte auch von Viehdiebstahl (was in den Highlands zu der Zeit eher sportlich gesehen wurde) und von Erpressung (damit das Vieh nicht gestohlen wurde – logisch). Auch wenn manch einer ihn gerne als Jakobiter sehen möchte, war es doch auffällig, dass er meist mit seinen Leuten einen Tick zu spät zu Kampfeshandlungen kam – wie etwa zur Schlacht in Glen Shiel.
Dazu kamen noch Briefe an den politischen Gegner. Es sieht so aus, als wollte Rob einfach nur auf der Gewinnerseite stehen – egal welche das war. Im Jahr 1725 bot Rob Roy dem Hannoveraner-König sogar an, als dessen Spion zu arbeiten.
Ins Unglück trieb ihn aber eher das Geld, das er vom Duke of Montrose geliehen hatte und nicht zurückzahlen konnte. Dafür wurde er zum Gesetzlosen erklärt. Darauf baut wohl auch seine Legende auf.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: Der Postcode „FK19 8PA“ bringt einen ganz in die Nähe.
Ohne Navi: Die Straße A84 führt von Stirling über Callander weiter nach Norden. Kurz vor Lochearnhead geht eine Ausfahrt nach rechts Richtung Balquhidder ab. Man unterquert die Straße dann und fährt die Singletrack-Road immer weiter. Oft ist die Straße etwas unübersichtlich, darum sollte man vorsichtig fahren. Irgendwann erscheint rechts ein braunes Schild, das auf „Rob Roy’s Grave“ hinweist. Es ist ein kleiner Parkplatz vorhanden, der aber oft schon besetzt ist.