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Barra Airport – Flugzeuge auf dem großen Strand

Barra Airport muss man gesehen haben. Denn an dem kleinen Flughafen auf den Äußeren Hebriden treffen Technik und Natur in bezaubernder Weise aufeinander.

de Havilland Canada DHC-6 landet auf dem Strand
Die de Havilland Canada DHC-6 kurz vor dem Aufsetzen

Um 13 Uhr kommt die Maschine aus Glasgow, bis dahin muss der Strand frei sein. Ein roter SUV mit der Aufschrift OPS 2 rast über den Sand auf eine kleine Gruppe Menschen zu, die sich augenscheinlich auf den Strand verirrt haben. Doch jetzt, kurz vor 13 Uhr, gibt es hier keinen Strand mehr. Es gibt nur noch den Flughafen. Der rote Wagen bremst kurz bei den Fußgängern, die sich daraufhin eilig zurückziehen. Dann kehrt das Auto in halsbrecherischem Tempo zurück. Die Landebahn ist wieder klar.

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Barra Airport verfügt über keine üblichen Start- und Landebahn aus Teer. Stattdessen rollen hier die Flugzeuge über den Traigh Mhòr – den „großen Strand“ der kleinen Hebrideninsel, eine fast endlose Weite an Sand. Und genau diese Eigenheit macht den Barra Airport so besonders.

Natürlich landen hier keine Düsenmaschinen. Die Linienflüge nach Barra führt die Gesellschaft Loganair mit einer de Havilland Canada DHC-6 durch – genannt „Twin Otter“. Das ist ein Propellerflugzeug, das extra für kurze Start- und Landebahnen entwickelt wurde. 18 Passagiere kann der kleine Flieger dabei in die Lüfte befördern und bringt sie innerhalb von Eineinviertel Stunden ans Ziel – und das zweimal am Tag. Kein Vergleich mit großen Fluglinien, die über hundert Passagiere auf einmal transportieren.

Am Barra Airport ist eben alles eine Spur kleiner und familiärer. Statt in großen Hallen mit vielen Schaltern checkt der Fluggast hier im Airportcafé ein, mitten unter den Gästen. Die Security befindet sich nur zwei Schritte weiter und Gates gibt es sowieso nur eines.

Das OPS Auto sorgt für einen freien Strand

Kurz vor 13 Uhr. Es brummt über dem Strand, ein kleiner Punkt wird immer größer. Die Maschine aus Glasgow überfliegt den Flughafen zunächst, dreht dann eine weite Schleife und setzt über die Dünen zur Landung an. Spätestens jetzt lohnt es sich auf dem Parkplatz zu stehen, denn das Flugzeug saust dicht über die Köpfe der Zuschauer hinweg. So dicht, dass einige unwillkürlich in Deckung gehen (meine Frau Katrin zum Beispiel). Schließlich setzt es auf dem Sand auf, wobei es einige Pfützen auf dem Strand zischend aufwirbelt. Nachdem es ausgerollt hat, wendet es und sucht seinen Weg zum Flughafengebäude.

Ein kleiner Gepäckwagen schießt heran und holt die Koffer ab, während die wenigen Passagiere aus der Tür klettern. Es dauert nur Minuten, da kommen schon die neuen Fluggäste. Die Tür wird geschlossen und der Strand geräumt. Für einen Moment kehrt Stille ein, nichts rührt sich. Dann starten die Propeller. Die Twin Otter rollt in Startposition, bringt die Maschinen auf Leistung, so dass ein beeindruckender Sandstrahl hinter dem Flugzeug entsteht. Erst jetzt löst der Pilot die Bremsen. Knapp vierhundert Meter reichen, dann hebt das Flugzeug in den blauen Himmel ab.

Es kehrt wieder Ruhe auf dem Strand ein, bis zur Morgenmaschine am nächsten Tag.

Wissen: Fakten zum Flughafen

Der Tower des Flughafens

Barra Airport (Abkürzung BRR) wurde bereits 1936 zum ersten Mal angeflogen und seitdem besteht die Verbindung zwischen Schottland und der kleinen Hebrideninsel. Es ist der einzige Flughafen mit einer Start- und Landebahn am Strand, auf dem Linienflüge verkehren. Genau genommen sind es sogar drei Bahnen, die jeweils durch einen Betonpfeiler erahnt werden können, auf den der Pilot zusteuern kann. Weitere Markierungen sind nicht zu sehen.

Allerdings muss der Flugbetrieb auf einiges Rücksicht nehmen. zum Beispiel Ebbe und Flut, nach denen der Flugplan ausgerichtet wird. Außerdem darf Barra Airport nicht nachts betrieben werden. Betreiber ist  „highlands and islands airports“ – kurz „hial“, Fluggesellschaft ist Loganair für flybe. Loganair betreibt auch den kürzesten Linienflug auf den Orkneys.

Der Name des Strands „Traigh Mhòr“ ist gälisch und heißt übersetzt einfach nur „großer Strand“.

Tipp: Achtung vor dem Sand

Hinter dem Flugzeug wird ein starker Sandstrahl erzeugt.

Am Flughafen stehen extra Schilder: „caution: beware of sandblasts during aircraft movements“. Tatsächlich hat der Sandstrahl hinter der Twin Otter-Maschine die Verkleidung unserer Filmkamera mit etlichen Kratern übersäht, so stark war er.

Persönliche Anmerkung: Erhebendes Erlebnis

Muschelschalen-Mosaik im Airportcafé

Als Zuschauer hatte ich hier eine Stunde richtig Spaß. Das Wetter war phänomenal und die Mischung aus Technik vor wunderschöner Kulisse ließ mein Herz höher hüpfen. Die Zeit davor und danach kann man sich dabei prima im Café vertreiben bei Latte Macchiato (ja, das hält nun auch in Schottland Einzug) und Kuchen. Bitte dabei einen Blick auf die schönen Vogelmosaiks werfen: Sie sind komplett aus Muschelschalen-Stücken gesetzt.

Anfahrt:

Mit Navigationsgerät: „HS9 5YD“ bringt einen hin.

Ohne Navi: Im Norden der Insel von der Ringstraße A888 abbiegen Richtung „Port-adhair Bharraigh“ und weiterfahren, bis der Tower erscheint. Parken kann man direkt vor dem Gebäude auf dem Besucherparkplatz.

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