Die Blackness Castle erinnert in ihrer Form an ein Segelschiff. Warum das so ist, steht hier. Bekannt wurde die Burg übrigens durch die TV-Serie „Outlander“.
Ein Schiff, das nie zur See fuhr – ein Ort, der eigentlich woanders liegt. Die Blackness Castle muss sich viele Vergleiche gefallen lassen. Dabei ist ihre Geschichte und Architektur an sich schon interessant genug.
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Dennoch: Blackness Castle hat touristisch bisher eher ein Mauerblümchen-Dasein geführt verglichen mit anderen schottische Burgen. Doch wie einst der „Highlander“ die Burg Eilean Donan berühmt machte, sorgte die TV-Serie „Outlander“ bei Blackness Castle für Bekanntheit.
Das ist auch der Grund, warum sie ein Ort ist, der woanders liegt: Kurzerhand erklärten die Outlander-Macher in den Episoden die Burg zum „Fort William“ des 18. Jahrhunderts. Darin steht Blackness Castle nicht gerade für die schönen Seiten der Highland-Saga, die Helden erleben hier wenig Gutes – gelinde gesagt.
Das passt zum Namen und zur Wirkung der Burg – düster. Und auch das Innenleben von Blackness Castle präsentiert sich wenig vergnüglich. Grauer Stein sowohl in den Mauern, als auch auf dem Boden des großen Hofs. Nackter unebener Fels schaut überall hervor.
Dennoch sollte man sich hüten zu denken, dass die Burg immer ein steiniger kalter Ort war. Denn an vielen Stellen hatte die Besatzung Stallungen und Holzböden verlegt gehabt. Der große Wohnturm war vermutlich kalkweiß verputzt.
Der Sinn von Blackness Castle erschließt sich dem Betrachter sofort von See aus. Die Mauern ragen in den Firth of Forth hinein, der auch heute noch ein wichtiger Seeweg ist und den es damals zu bewachen galt. Von der Burg erstreckt sich ein langer Steg ins tiefe Wasser. Bis in den ersten Weltkrieg legten hier Schiffe an, um Munition zu lagern. Der Steg ist für Besucher heute eine prima Gelegenheit die Burg von der Seeseite zu sehen – und einen Blick zu den Forth Bridges gibt es dabei auch noch.
Die andere Gelegenheit Blackness Castle quasi von See aus zu sehen, findet sich am Strand, der sich in der Bucht seitlich der Castle erstreckt. Von hier erkennt der Besucher auch, woher der Spitzname „The ship that never sailed“ kommt. Dann sieht man, dass die Mauern tatsächlich vorne einen Schiffsbug formen, der ins Wasser zeigt – hinten dagegen bilden die Türme ein Heck mit einer Art Kommandobrücke.
Wissen: Die Geschichte der Blackness Castle
Dass die Burg eine Schiffsform aufweist, ist vielleicht kein Zufall. Denn Erbauer war zirka im Jahre 1440 ein gewisser Sir George Crichton, Admiral of Scotland. Zudem bewacht Blackness Castle auch den Hafen, der schon 1304 in den Kriegen zwischen Edward I. und Robert The Bruce als Stützpunkt für englische Truppen genutzt wurde.
Der Wohnturm hinten sieht aus wie eine Kommandobrücke und beherbergte tatsächlich die hohen Herren und deren Dienerschaft.
Als Crichton starb, fiel die Burg der schottischen Krone zu und blieb dort. Zwischen 1537 und 1543 brachte James Hamilton of Finnart Blackness Castle auf den neusten wehrtechnischen Stand. Er verlegte den Eingang von der Seite der Burg nach hinten und schuf dort einen Festungssporn, der Kanonen widerstehen sollte. Zusätzlich kam eine sogenannte Kaponniere dazu. Das Wissen um den Festungsbau brachte Finnart vom Festland mit, wo er sich die modernsten Verteidigungsanlagen angesehen hatte. Blackness war damals also eine sehr moderne Festung.
Finnart selbst allerdings hatte nur eine schwache Verteidigung, als er wegen Verschwörung gegen den König angeklagt und zum Tode verurteilt wurde.
Zur gleichen Zeit hielt man im Mast des Schiffes, also dem freistehenden Turm in der Mitte, einen wichtigen Gefangenen fest: Cardinal David Beaton, der sich die Vormundschaft der minderjährigen Mary, Queen of Scots erschleichen wollte, wurde hier eingekerkert. Der Mittelturm zeigt allerdings sehr schön, dass das kein unangenehmes Leben für die hochgestellten Persönlichkeiten war. In dem Turm war Platz für Familie und Dienerschaft, die Gefangenen durften Besteck und Wandteppiche mitbringen und hatten sogar Ausgang bis zu drei Meilen von der Burg weg. Der Gefängnisturm war also eine wichtige Aufgabe von Blackness Castle.
Zirka ein Jahrhundert später musste sich die Festung ihrer größten Belagerung stellen: Oliver Cromwells New Model Army stand 1651 vor den Toren. Die Beschädigungen der Kanonengefechte sind heute noch auf der Landseite sichtbar (auf dem Bild oben das erste Kanonenloch von rechts ist noch deutlich „unrund“). Und die Belagerung hatte Erfolg, die Besatzung musste aufgeben.
Nach der Vereinigung von England und Schottland verlor Blackness Castle an Wichtigkeit. Später, ab zirka 1870 wurde sie schließlich als Munitionsdepot genutzt. Dafür wurde der Steg mit der Kranwinde in den Firth of Forth hineingebaut.
Nach dem ersten Weltkrieg hatte Blackness Castle allerdings jegliche strategische Bedeutung für die Armee verloren. Und so wurde sie zu dem, was sie heute ist: eine faszinierende und geschichtsträchtige Burg am wunderschönen Firth of Forth.
Tipp: Nach der Besichtigung einen Spaziergang zum Strand
An der Straße zur Burg geht durch ein kleines Tor ein Weg ab, der zum nahen Strand führt. Unterwegs hat man noch die Gelegenheit die Überreste der alten Burgkapelle und des Taubenschlags zu sehen. Beide wurden bei der Belagerung durch Cromwell zerstört.
Der Strand selbst besteht aus einem Rasen mit Picknick-Tischen. Hier sammeln sich viele Vögel und man hat einen guten Blick auf die Seite der Burg. Ich bin sogar ein Stück in den schlammigen Bereich hinein, den die Ebbe freigegeben hat. Das ging solange gut, bis ich an einer Stelle plötzlich knöcheltief einsank …
Einen guten Platz für Fotos findet man an der Straße zurück zum Ort. Dann kann man die andere Seite der Burg samt dem Anlegesteg fotografieren. Dabei allerdings auf den Hintergrund achten: Oft schleichen sich die Kräne und Lagerhallen des Hafens auf der anderen Seite des Firth of Forth mit ins Bild. Wenn man den Platz richtig wählt, verschwinden sie aber hinter der Burg.
Persönliche Anmerkung: Den eigenen Charakter der Burg wirken lassen
Den Outlander-Faktor habe ich bei der Burg relativ schnell vergessen, denn sie ist an sich ein faszinierendes Gebäude. Vor allem in den Außenanlagen. Das Innere war weniger interessant, weil es keine Möblierung gibt.
Spätestens im Souvenir-Shop holt einen dann Outlander aber wieder ein: Tücher und allerlei andere Souvenirs zur Filmreihe liegen hier aus.
Anfahrt
Mit Navigationsgerät: Der Postcode „EH49 7NH“ bringt einen bis in den Ort, dort den Schildern folgen.
Ohne Navi: Von Edinburgh kommend nach South Queensferry und dort Richtung „Bo’ness“ auf die A904. Nach einer Weile zweigt eine kleine Straße unmittelbar nach rechts ab, das Hinweisschild auf der linken Seite deutet bereits zur Blackness Castle. Bei der nächsten T-Kreuzung nach rechts und in den Ort. Nach dem „Blackness Inn“ rechts abbiegen zur Burg, die Straße führt direkt zum Parkplatz.