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Bo’ness and Kinneil Railway – Zugfahrt in die Vergangenheit

Ein romantischer Ausflug in die schottische Eisenbahn-Geschichte. Auf der Bo’ness and Kinneil Railway staunt der Fahrgast über Dampflokomotiven und alte Bahnhöfe.

Der Dampfzug verlässt den Bahnhof von Bo'ness
Der Dampfzug verlässt den Bahnhof von Bo’ness

So sieht es aus, wenn Schotten mit der Eisenbahn spielen: Statt Modellen bauen sie eine echte Strecke, setzen ein paar lebensgroße Stationen daneben und lassen Lokomotiven und Waggons darauf fahren. Das Schöne daran: Mitspielen darf jeder.

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Die Bo’ness and Kinneil Railway verläuft nahe Edinburgh am Firth of Forth, dem langen Meeresarm, in den der River Forth mündet. Hier haben die Enthusiasten der Scottish Railway Preservation Society (S.R.P.S.) eines ihrer Lager aufgeschlagen. Startpunkt ist der Bo’ness Bahnhof. Teile des Gebäudes wurden einst von der Tay Bridge her transportiert, die sich rund 60 Kilometer nord-östlich befindet.

Der Bahnsteig von Bo’ness

Aufmerksamen TV-Zuschauern könnte der Bahnsteig bekannt vorkommen. Denn in der Serie Outlander spielte hier die Szene, in der sich Frank in der ersten Staffel von Clare verabschiedet, ehe beide in den Zweiten Weltkrieg ziehen.

Eisenbahnromantik kann hier durchaus aufkommen. Denn die Liebe zum Detail blitzt überall hervor. Zum Beispiel beim alten Fahrrad, das lässig an der Wand drapiert steht.

Altes Fahrrad an der Station

Oder bei den Werbeschildern im Unterstand.

Werbeschilder

Sich auf dem Bahnhof rumzutreiben macht alleine schon Spaß, es fehlt eben nur noch der Dampfzug. Und ähnlich wie beim Jacobite Steam Train, möchten die meisten auch Passagier auf dem historischen Zug sein. Alles was es dazu braucht: Fahrkarten aus dem Ticket-Office.

Tickets nach Manuel

Die Fahrt nach Manuel – so heißt die derzeitige Endstation der Linie – und zurück kostet nur ein paar Pfund. Für zwei weitere Pfund erwirbt sich der Fahrgast gleich auch den Eintritt in das nahe Eisenbahnmuseum.

Jetzt fehlt nur noch der Zug. Ein Bediensteter meint dazu: „Wir in der Station sind immer pünktlich. Die Zugführer nur leider nicht.“ Doch es geht hier sicher nicht um den genauen Zeitplan. Und so stampft der Zug eben mit ein paar Minuten Verspätung ein. Eilig hat es hier keiner. Der Weg ist das Ziel.

Der Zug fährt rückwärts im Bahnhof ein

Wer jetzt allerdings schon in den Zug einsteigt, verpasst ein Schauspiel. Denn die Lokomotive muss ja wieder vor den Zug. Sie wird also abgekoppelt und weggefahren. Unterwegs holt sie sich noch eine Portion Wasser ab.

Wasser für den Kessel der Lokomotive

Dann fährt die Lok vor die Waggons. Jetzt ist es doch Zeit, in die Waggons zu klettern. Es handelt sich wohlgemerkt nicht um einen Luxuszug.

Der noch leere Zug

Was aber positiv auffällt: Eine ganze Gruppe Menschen mit Behinderungen konnten den Zug mühelos über eine Rampe erklimmen. Inklusion geht also auch in historischen Waggons.

Dann geht es los. Die Strecke führt zunächst durch das Naturschutzgebiet bei Kinneil.

Blick aus dem Zug

Dort hält der Zug bereits nach wenigen Minuten das erste Mal. Einige steigen hier auch schon aus und laufen zurück nach Bo’ness. Es soll sich dabei um einen sehr schönen Spaziergang von etwa einer Viertelstunde handeln.

Der Zug fährt weiter. Man sieht das große Industriegebiet von Grangemouth.

Grangemouth Ölraffinerie

Dann biegt der Zug ab und verlässt den Firth of Forth. Die nächste Station ist Birkhill.

Birkhill

Auch sie wurde aus den Überbleibseln eines anderen Bahnhofs zusammengestellt. Eigentlich stammen Teile des Gebäudes von der Monifieth Railway Station nahe Dundee. Jedenfalls ist der Bahnhof wunderschön verträumt und reich verziert. Es geht weiter.

Auf der Strecke

Nächster Halt ist dann schon Manuel, der Endpunkt der Strecke, ein Bahnsteig im Nichts. Hier steigen die meisten Fahrgäste nur deshalb aus, weil die Lokomotive erneut an das andere Zugende gelangen muss. Eine goldene Gelegenheit für ein Foto.

Lokomotive in Manuel

Danach geht es den Weg wieder zurück nach Bo’ness.

Wer nun noch nicht genug hat von Eisenbahnen, kann sich in den drei Hallen des Railway Museums neben dem Bahnhof herumtreiben. Um dorthin zu gelangen muss man übrigens über die Metallbrücke über die Gleise.

In den Hallen finden sich dann schottische Lokomotiven, Waggons und andere Gerätschaften aus mehreren Epochen.

Im Eisenbahnmuseum

Nicht alle Stücke sind schon fertig. So sieht man zum Beispiel, in welchem Zustand Neuerwerbungen ins Museum kommen und wie viel Restaurationsarbeit dahinter steckt, ehe sie zu Ausstellungsstücken werden.

Ein entkleideter Waggon

Wenn man es richtig taktet, kann man übrigens rechtzeitig nach dem Museum auf der Brücke über den Gleisen stehen und von dort sehen, wie die Lokomotive umkoppelt und der Zug wieder losfährt.

Blick von der Brücke

Wissen: Über die Bo’ness & Kinneil Railway und die S.R.P.S.

Die Fahrkartenpreise sind moderat, der Aufwand gigantisch. Wie finanziert sich die Gesellschaft, die all das betreibt?

Zum einen hat die S.R.P.S. rund 1.500 Mitglieder, von denen um die 300 aktiv mithelfen. Zum anderen bezieht die Gesellschaft Geld zum Beispiel aus der staatlichen Lotterie, die immer wieder Projekte unterstützt. Zusätzlich kommen noch Spenden von allen möglichen Menschen.

Schon seit 1979 wird an der Bo’ness & Kinneil-Linie gearbeitet. 1981 wurde der Bahnhof Bo’ness eröffnet, sechs Jahre später der Halt bei Kinneil, zwei Jahre später Birkhill und erst seit 2013 fährt der Zug bis nach Manuel. Nächstes Projekt: ein zweiter Bahnsteig für Birkhill, weil schon ein historischer Stegübergang dafür vorhanden ist.

Persönliche Anmerkung: Kein „Harry-Potter-Zug“ dafür mehr Detail

Ich an der Lokomotive

Klar, der Jacobite Steam Train ist eine andere Nummer. Die Landschaft beeindruckender, Bauwerke wie das Glenfinnan Viadukt hat die Bo’ness Kinneil Railway nicht. Dafür ist sie wesentlich detailreicher und verliebter in den historischen Kontext. Kurz: Weniger Filmromantik, mehr echte Geschichte.

Das bringt einen weiteren Vorteil mit. Denn obwohl wir in der Hochsaison dort waren, war der Besucherandrang überschaubar.

Ich kann die Fahrt jedenfalls wärmstens empfehlen, wenn man sich für mehr als Landschaft interessiert.

Tipp: Im Postwagen auf die Adressen achten

Postwagen

Im Museum steht ein alter Postwagen, in dem Fächer für die Briefe angelegt sind samt Aufklebern, wohin diese gehen sollen. Hier lohnt es sich etwas genauer hinzusehen. Denn neben London und Glasgow finden sich hier auch noch Gotham City oder Metropolis und andere Scherze.

Anfahrt:

Mit Navigationsgerät: Der Postcode „EH51 9AQ“ bringt einen bis ganz in die Nähe. Dort Beschilderung beachten.

Ohne Navi: Von Edinburgh fährt man auf die Autobahn M9. Ausfahrt drei ist Bo’ness. Der Beschilderung nach Bo’ness auf der A904 folgen. Kurz vor dem Ort weist ein braunes Schild auf die „Steam Railway“ hin. Hier rechts abbiegen und der Hauptstraße weiter folgen. Nach einem Knick nach links geht es hinein nach Bo’ness. Der Straße folgen, bis zwischen zwei Häusern die Straße zur „Bo’ness Kinneil Railway“ durch ein braunes Schild aufgezeigt wird. Ein Stück weiter der Beschilderung zum Parkplatz folgen.

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