MyHighlands.de

Brough of Deerness, The Gloup und das Mull Head Reserve

Sicherlich eine der schönsten Landschaften auf Orkney Mainland. Im Mull Head Nature Reserve vereinen sich Natur, Geschichte und Geologie auf harmonische Weise.

Die mit Gras bewachsene Landzunge des Brough of Deerness, die ins Meer ragt. An der Flanke verläuft ein Pfad, teils mit Holztreppen.
Blick auf den Brough of Birsay mit dem Pfad

Inhalt: Überblick | Tourbeschreibung | Wissen | Anfahrt

Mein Reiseführer Orkney

Auf 234 Seiten beschreibe ich 50 Sehenswürdigkeiten auf den Inseln Mainland, Hoy, North- & South-Ronaldsay, Westray und mehr. Zusätzlich Infos zur Anreise, zum Klima, zur Geschichte, Festivals und mehr. Mit drei Tagestouren.

Mehr Info hier.

Im Osten von Orkney-Mainland schließt sich die Halbinsel Deerness über einen engen Dammweg an und wiederum ganz im Osten davon liegt das Naturschutzgebiet Mull Head. Auf einer kurzen Wanderung lassen sich hier zwei Sehenswürdigkeiten erkunden:

The Gloup war einst eine Meereshöhle, deren Decke eingestürzt ist. So erscheint sie uns heute als tiefe Spalte in der Graslandschaft. Von der Kante stürzt sich ein Wasserfall, um sich unten mit einrollenden Wellen zu vereinen. An beiden Enden der Spalte sind Beobachtungsplattformen installiert.

The Gloup

Brough of Deerness ist eine Landzunge an der Steilküste. Von drei Seiten durch das Meer geschützt und nur über einen schmalen Pfad und eine tiefe Senke zu erreichen, liegt oben eine Siedlung aus der Zeit der Wikinger.

Die Landzunge Brough of Deerness von Norden aus gesehen

Doch wäre es falsch, die Gegend auf diese beiden Sehenswürdigkeiten zu reduzieren. Denn das gesamte Gebiet besteht aus beeindruckender Küstenlandschaft und sanften Hügeln. Hier brüten viele Meeresvögel. Und es gibt noch eine besondere Tierart: die Orkney-Wühlmaus. Sie ist größer als die gemeine Wühlmaus und natürlich ist der Bestand bedroht. Wanderer werden sie normalerweise nicht zu Gesicht bekommen.

Die Landschaft am Mull Head

Um die wunderschöne Gegend zu erkunden, gibt es drei Rundwege:

Menschen, die nicht mobil und vielleicht auch auf einen Rollstuhl angewiesen sind, können zumindest The Gloup sehen und sich im Visitor Center informieren. Und auch das wäre eine Reise wert.

Ich empfehle aber für alle, die können, sich die Zeit für die mittlere Wanderung zu nehmen. Hier ihre Wegbeschreibung.

Wanderung Mull Head Reserve: Karte und Beschreibung

Das ist die mittlere Tour mit zirka 2:30 Stunden und 6,5 Kilometer. Der Pfad ist jederzeit gut zu verfolgen dank vieler Wegmarken. Obwohl der Weg nicht sehr schwer ist, sollte jeder mit ordentlichen und festen Schuhen auf die Tour gehen.

Start ist direkt am Parkplatz zum Mull Head Reservat.

Der Start der Wanderung am Parkplatz

Rechts vorbei an den Schildern finden sich gleich zu Beginn die kleinen Holzplattformen, die einen Blick hinein in The Gloup gewähren.

Der Wasserfall in The Gloup

Danach geht es weiter auf das Meer zu, durch ein Wandertürchen und den Wegweisern folgend entlang der Klippen. Der Weg wechselt zwischen grasig, matschig und steinig. Sollte der Pfad nicht klar erkennbar sein, weisen die nummerierten Pfeiler immer wieder auf Sehenswertes hin.

Der Pfad zum Brough of Deerness

Es dauert nicht allzu lange, ehe das Brough of Deerness erreicht wird. Der Weg hinüber ist je nach Zustand offen oder geschlossen. Letzteres ist zwar dann ärgerlich, aber tut der Schönheit der Wanderung keinen Abbruch.

Manchmal ist der Zugang zum Brough leider geschlossen

Weiter die Klippen entlang, der Pfad ist durch kleine Holzpfeiler gekennzeichnet.

Bald kommt man an eine Art Messstein.

Messstein

Einige Zeit später dreht der Weg dann ab ins Landes­innere. Es erscheint die East Denwick Farm, zu der ein Feldweg hinführt.

Der Weg zur Farm

Diesen zunächst entlang, aber wenn die Kurve nach rechts zu Farm abbiegt, stattdessen links am Eisentor vorbei auf den Grasweg.

Den Pfad neben dem Eisentor nehmen

Auf das kleine Windrad zugehen und davor wieder links abbiegen auf einen Pfad, der teils von Büschen umrandet ist.

Der Pfad zur Straße

Er schlängelt sich hinunter zu dem Parkplatz, an dem die Wanderung ihren Ausgang hatte.

Wissen: Geschichte des Brough of Durness

Was für eine Vorstellung: Ein ganzes Dorf steht auf einer kleinen Fläche. An drei Seiten fallen Klippen ab und unten tost die stürmische See. Nur an einer Seite zeigt sich noch eine Verbindung zum restlichen Land bei Ebbe. Dort geht es ebenfalls steil abwärts, doch es windet sich ein Pfad die Felsen entlang, der einen durch die Senke bringt.

Diese Landzunge war wie eine uneinnehmbare Festung mit Burggraben. Von See konnten Feinde gar nicht angreifen und von Land eigentlich auch nicht. Hier ließen sich also Menschen zum Schutz nieder.

Archäologen haben hier die Spuren von rund 30 Behausungen gefunden. Außerdem steht auf der Landzunge noch immer sichtbar das Fundament einer alten Steinkapelle.

Grundmauern der Steinkapelle auf dem Brough of Deerness

Spannender allerdings war das, was die Wissenschaftler UNTER der Kirche fanden. Nicht nur stand dort einst eine frühere Holzkirche, sondern in deren Schicht fanden sich angelsächsische Münzen. Sie grenzten die Entstehung der Kirche auf die Zeit zwischen 959 und 975 nach Christus ein. In dieser Zeit waren die Nordmänner, im Volksmund Wikinger genannt, die Herrscher der Inseln. Dass sich bereits zu der Zeit Zeichen einer Christianisierung hier zeigten, war eine kleine Sensation.

In der Siedlung auf dem Brough of Deerness wohnten und wirkten Menschen über mehrere Jahrhunderte hinweg. Erst im 12. Jahrhundert scheinen die Bewohner das Plateau verlassen zu haben. Wann die ersten Siedler hier ankamen, ist hingegen noch unklar, doch alleine die Münzen deuten schon auf das 10. Jahrhundert hin.

Nun ist die Frage, wozu genau diese Siedlung diente. Warum haben sich Menschen auf ein sicheres, aber dem Wetter so ausgesetzten Plateau begeben. Vermutlich handelte es sich zumindest um das Jahr 1000 herum – ähnlich wie beim Brough of Birsay – um einen Sitz eines wichtigen Wikinger-Häuptlings. Einer, der allerdings schon sehr früh mit dem Christentum verbunden war. So war das auch ein Platz, der neben Schutz eine hohe Sichtbarkeit und Prunk demonstrierte. Ein ehrfurchtgebietender Ort.

Landzungen wie diese wurden im Früh- und Mittelalter übrigens häufig genutzt. Ein sehr berühmtes Beispiel zeigt Dunnottar Castle – die Landzunge ist dieser ausgesprochen ähnlich.

Anfahrt

Mit Navigationsgerät: Eingabe von „KW17 2QJ“ bringt einen auf die Halbinsel Deerness.

Ohne Navi: Kommend von Kirkwall muss man die A960 Richtung Flughafen nehmen und ihr folgen, bis sie zur B9050 wird. Nach etwa 30 Minuten endet diese am Mull Head Car Park.

Die mobile Version verlassen