Einst bewachte sie die Einfahrt zur Mündung des Flusses Tay. Heute hütet Broughty Castle bei Dundee einen schönen Strand und einige historische Schätze.
Kurz bevor sich die Mündung des Flusses Tay endgültig zur Nordsee hin öffnet, kommen sich die beiden Ufer noch einmal sehr nahe. Genau hier war der strategisch günstigste Ort, um die Einfahrt in den Tay zu kontrollieren. Die Broughty Castle sollte für Schutz sorgen – vor den Engländern.
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Denn wer in den Firth of Tay hineinkam, dem stand der Weg offen nach Dundee, nach Perth und weit hinein ins Hinterland. Immerhin ist der Tay mit 193 Kilometern der längste Fluss Schottlands.
Heute will die Burg Besuchern den Weg in den Firth of Tay nicht mehr verwehren. Im Gegenteil: Direkt vor der Burg geht ein Schnellboot weg, das die Delfine der Umgebung aufsucht, die Küste zeigt, an alten Leuchtfeuern vorbeifährt oder hinter dem neuen V&A Dundee kurvt. Anbieter ist Pirate Boats Ltd.
Auch die Tore der Burg stehen nun weit offen – Besucher müssen nicht einmal zahlen, um sich das Innere der Festung anzusehen. Und zu sehen gibt es hier einiges.
Da wäre zunächst die Wallanlage, die sogar in den Zweiten Weltkrieg mit Kanonen bestückt waren – gegen mögliche deutsche Angreifer von See.
Dann ist da das Kernstück, das alte Towerhouse – eine typische Burgform in Schottland.
Es lohnt sich im Gebäude von oben anzufangen, auf der Aussichtsplattform. Dort schweift der Blick über den langen Strand von Broughty Ferry.
Dann geht es Stockwerk für Stockwerk hinunter und in jeder Etage findet sich eine Ausstellung. Ganz oben zum Beispiel eine Waffensammlung – auch mit Exponaten aus den ehemaligen Kolonien Großbritanniens.
Noch einen Treppenabsatz hinab und der Besucher lernt mehr über die Tierwelt im Tay-Mündungsgebiet. Wieder darunter wird es künstlerisch: eine Gemäldesammlung ziert die Wände.
Im Erdgeschoss stehen tatsächlich Dinge, die aus der Erde kommen: Fundstücke von Ausgrabungen der Umgebung. Darunter ein Tonbecher, der aus der Epoche zwischen Jungsteinzeit und Bronzezeit stammt.
Für einen kostenfreien Eintritt hat die kleine Burg wirklich viel zu bieten.
Wissen: Broughty Castles umkämpfte Geschichte
Broughty Castle steht im Ort Broughty Ferry. Das Wort „Broughty“ kommt aus dem Gälischen, es setzt sich zusammen aus „bruach“ für „Ufer“ und „Tatha“ für „Tay“.
Seit 1495 steht die Broughty Castle an dieser Stelle und konnte feindliche Schiffe schon in der Ferne aufs Korn nehmen. Anders herum dagegen war es schwieriger: die schnelle Strömung des Tay machte es den Kapitänen schwer zu zielen.
Doch schon 1547 wurde die Burg verkauft – ausgerechnet an diejenigen, vor denen die Burg eigentlich schützen sollte: die Engländer. Von der Burg aus beeinflusste die Besatzung auch die Stadt Dundee. Etwas, das der schottischen Krone absolut nicht passte.
Und so musste Broughty Castle die erste Bewährunsgprobe bestehen. 150 Mann des Duke of Argyll versuchten die Festung zu stürmen. Vergeblich. Erst als die spätere schottische Königin Marie de Guise drei Jahre später mit Hilfe hunderter französischer Soldaten angriff, fiel die Burg wieder an Schottland.
Hundert Jahre später waren die Engländer in anderer Form wieder da. Es war die Zeit des Bürgerkriegs unter Oliver Cromwell. Dessen General Monck belagerte die Burg, in der noch königstreue Truppen saßen. Die hatten aber wenig Lust zu kämpfen und flohen.
Die Stadt Dundee musste das bitter bezahlen. Denn Monck brandschatzte und massakrierte zirka 5.000 Einwohner. Die erbeuteten Reichtümer nahm er an Bord seiner Schiffe und segelte davon.
Es war der Fluss Tay selbst, der Dundee rächte. Schwere Winde und die Strömung ließ alle 60 mit Reichtümern beladenen Schiffe sinken. Monck überlebte und sollte Schottland noch weiter knechten. Die Schätze aber bewachen bis heute die Fluten des Tay.
Broughty Castle blieb übrigens noch bis nach Ende des Zweiten Weltkriegs in militärischer Nutzung. Heute betreibt Historic Scotland die Burg und Leisure & Culture Dundee das Museum darin.
Tipps: Broughty Ferry und der Tay
Aus dem Besuch der Burg lässt sich leicht ein Tagesausflug machen. Zum einen lohnt sich bei gutem Wetter der Ausflug auf den Tay mit dem Schnellboot. Delfine sind zwar nicht garantiert, aber auch so ist die Rundfahrt schön – dringend aber im Voraus buchen.
Der Strand und die Uferpromenaden laden auf einen Spaziergang ein und die kleinen Restaurants locken zu einer Stärkung mit Meeresfrüchten.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: „DD5 2TF“ bringt einen in die Nähe. Parken kann man rund um die Straße „Castle Approach“.
Ohne Navi: Von Dundee aus geht es auf die A930 oder „Dundee Road West“. In Broughty Ferry kommt irgendwann ein braunes Hinweisschild auf die Castle, hier rechts abbiegen. Sobald die Burg in Sicht kommt, links halten und einen Parkplatz suchen.