Butt of Lewis – das dicke Ende der Western Isles

Am Butt of Lewis, der Nordspitze der Äußeren Hebriden, peitschen Sturm und Meer derart über die Klippen, dass der Leuchtturm darauf aus besonderem Material sein muss.

Butt of Lewis Lighthouse
Butt of Lewis Lighthouse

Es scheint der letzte Außenposten der Schotten – danach kommt nur noch die See, mit all ihren schaurigen Konsequenzen. Wie hart diese Konsequenzen sein können, erahnt man sofort; hier, am „dicken Ende“ der Hebriden-Insel Lewis, am „Butt“, pfeift der Wind derart stark, dass der Ort schon einmal ins Guiness Buch der Rekorde aufgenommen wurde – als stürmischste Gegend Großbritanniens.

Mein Reiseführer Äußere Hebriden

Auf 304 Seiten beschreibe ich die Inseln Lewis, Harris, North und South Uist, Benbecula, Barra und Vatersay. Außerdem 7 Touren und 232 Fotos.

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Der Leuchtturm am Butt of Lewis ist tatsächlich eine letzte Verbindung für alle diejenigen, die sich noch weiter hinaus wagen in den erbarmungslosen Atlantik. Und ja, solche Menschen gibt es. Zum Beispiel die Guga Hunter, die auf den Felsen Sula Sgeir fahren um dort für einige Tage junge Tölpel zu schlachten. Sula Sgeir liegt 70 Kilometer nördlich vom Butt und ist eine kleine Insel im Nichts. Führe man von dort aus weiter nach Norden, käme nur noch die Arktis.

Früher gab es einen weiteren entlegenen Ort, zu dem der Leuchtturm per Funk Verbindung hielt: Die kleinen Flannan Isles, rund 30 Kilometer westlich. Dort steht ein weiterer Leuchtturm, sozusagen ein kleiner Bruder, der bis 1971 durch einen oder mehrere Wärter betrieben wurde. Doch der Ort ist verflucht! Die Besatzung im Jahr 1900 verschwand unter bis heute ungeklärten Umständen. Die drei Männer wurden vermutlich einfach vom Atlantik von der Insel gewaschen – oder hatten doch Elfen wieder ihre Hand im Spiel? Bis heute ranken sich Legenden um den Vorfall. Und 2017 wurde das Geheimnis um die Flannan Isles sogar mit Gerard Butler in „Keepers“ verfilmt. Mittlerweile braucht es keinen Funk mehr zu den Flannans, das Leuchtfeuer wird automatisch betrieben und nur einmal im Jahr fährt ein Wartungstrupp dorthin.

Butt of Lewis Lighthouse und Klippe
Butt of Lewis Lighthouse und Klippe

Zurück zum Butt of Lewis. Schon die Erbauer des Leuchtturms, zwei Mitglieder der berühmten Ingenieurs-Familie Stevenson, erkannten, dass hier ein besonders raues Wetter herrschte, das einen anderen Baustoff erforderte als sonst üblich. Und so unterscheidet sich das Aussehen des Turms heute deutlich von dem seiner Verwandten. Denn statt – wie alle anderen in Schottland – komplett weiß zu sein, kleidet er sich in Ziegelsteinrot. Denn Ziegel sind robuster als der übliche Stein und nehmen auch kaum Wasser auf.

So hoch der Turm aufragt, so tief fallen die Klippen weniger Meter hinter ihm ab. Steil geht es runter zum tosenden Meer, einzelne Felsen ragen noch aus dem Wasser und bieten Vögeln einen vorgelagerten Nistplatz. Um ihre Küken hier zu versorgen, wagen sie halsbrecherische Jagdmanöver und steuern ebenso wagemutig mit vollem Schnabel den Fels im Landeanflug an.

Der Butt of Lewis ist tatsächlich ein Ort, an dem der Besucher spürt, dass danach nichts als das Nichts kommt. Und gerade deshalb sollte man diesen Ort bei einer Inselrundfahrt nicht auslassen.

Wissen: Namen und Daten zum Butt of Lewis

„Butt“ heißt auf Englisch tatsächlich „dickes Ende“, im Amerikanischen allerdings nimmt man das Wort gerne auch für den menschlichen Hintern. Auf Gälisch trägt der Butt of Lewis immerhin einen etwas freundlicheren Namen: Rubha Robhanais – das „Kap des Lochs“. Das bezieht sich auf einen Felsen mit kreisrunder Öffnung ganz in der Nähe.

Vögel nisten in der Klippe
Vögel nisten in der Klippe

Noch einige Daten technische zum Leuchtturm: Insgesamt liegt sein Leuchtfeuer 52 Meter über dem Meeresspiegel und ist etwa 25 Seemeilen weit zu erkennen. Der Turm selbst hat eine Höhe von 37 Metern.

Persönliche Bemerkung: Birdwatching

Mir hat vor allem das Beobachten der Vögel auf der großen Klippe vor dem Leuchtturm Spaß gemacht.

Tipp: Wanderung an den Klippen

Klippen am Butt of Lewis
Klippen am Butt of Lewis

Wenn das Wetter es zulässt, sollte man sich etwas Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang nehmen. Zwar gibt es hier nicht viele Wege, doch ist fast alles mit einem kurzhalmigen Grasland bedeckt, auf dem man gut gehen kann. In Richtung Westen kommt man dabei an dramatischen Klippen entlang. Richtung Osten trifft man dagegen bald auf die Bucht Port Stoth. Hier wurde im Jahr 1862 das Baumaterial für den Leuchtturm angelandet. Die Straße existierte damals noch nicht.

Anfahrt:

Mit Navigationgerät: „HS2 0XH“ bringt einen in das Örtchen Europie, von dem aus die Straße zum Butt of Lewis ausgeschildert ist.

Ohne Navi: Von Stornoway die A857 nehmen und bis ans Ende durchfahren, das sind zirka 42 Kilometern (26 Meilen). Im Örtchen Lional dann auf die B8013 links Richtung Eoropaidh und Rubha Robhanais abbiegen und den Schildern weiter nach Rubha Robhanais und Butt of Lewis folgen.

Butt of Lewis Infos

BesonderheitDas Nordende der Äußeren Hebriden mit einem großen Leuchtturm, steilen Klippen und rauem Wetter.

Mapcode für NavisB6X6.YX8
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