Wenn die Sonne im Westen Edinburghs versinkt, bietet der Calton Hill einen unvergleichlichen Ausblick. Doch es gibt dort oben noch viel mehr zu entdecken.
Ein Spitzname Edinburghs lautet „Athen des Nordens“. Kein Wunder, denn die Stadt ist reich an Gebäuden, die an den alten griechischen Baustil erinnern. Und eine weitere Verwandtschaft zu antiken Städten weist Schottlands Haupstadt auf. Sie steht nämlich auf sieben Hügeln, genauso wie das alte Rom.
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Einer dieser Hügel ist der Calton Hill.
Calton Hill hat eine lange Geschichte: Einst lag eine selbstständige Gemeinde am Fuße des Hügels. Später gab es dort ein berüchtigtes Gefängnis. Heute dagegen steht unten am Hügel auch das Haus der Schottischen Regierung.
Doch mit am interessantesten sind die Denkmäler und Gebäude ganz oben auf dem Hügel. Sie stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, als die New Town Edinburghs entstand und erinnern an wichtige Ereignisse aus der schottischen Geschichte.
Der kurze Aufstieg zum Calton Hill steht wegen des berühmten Blicks auf dem Programm der meisten Besucher – und lohnt sich nach wie vor. Doch auch die Bauten auf dem Hügel verdienen Aufmerksamkeit.
Wissen: Über die Gebäude auf dem Calton Hill
Das National Monument sieht aus wie eine Kulisse. Nur zwölf Säulen stehen mehr oder weniger sinnlos auf dem Calton Hill herum. Ursprünglich aber sollte daraus ein ganzes Gebäude werden, das an die Gefallenen der Napoleonischen Kriege zwischen 1803 und 1815 erinnert. So hatte es sich jedenfalls die Highland Society vorgestellt, als sie Charles Cockerall zum Architekten ernannten und William Henry Playfair zu dessen Assistenten. Als Vorbild diente den Beiden das Athener Parthenon, der Athene-Tempel auf der Akropolis. Unter dem Gebäude sollten Katakomben entstehen, in denen berühmte Persönlichkeiten ihre letzte Ruhe finden sollten.
Große Pläne also, die viel Geld benötigten, das wiederum von Gönnern und Spendern bereitgestellt werden sollte. 1826 begannen die Bauarbeiten. Doch trotz namenhafter Paten des Projekts wie Sir Walter Scott, kam nicht genug Geld zusammen. Drei Jahre und zwölf Säulen, mehr war nicht möglich. Dieses Versagen brachte dem National Monument einen wenig schmeichelhaften Spitznamen ein: Edinburgh’s Disgrace – Edinburghs Schande.
Heute dient es tatsächlich auch als Kulisse zum Beispiel für das Beltane Feuerfest, das jährlich am 30. April stattfindet.
Gleich nebenan erinnert ein weiteres Denkmal an die Napoleonischen Kriege. Das Nelson Monument wurde immerhin schon 1816 fertig gestellt und erinnert an den Sieger der Schlacht bei Trafalgar, Vize-Admiral Horatio Nelson. Der Turm steht auf dem Gipfel des Calton Hill und erhebt sich weitere 32 Meter. Interessant ist der Zeitball, den 1852 der Astronom Professor Charles Piazzi Smyth installierte. Jeweils um ein Uhr mittags löste eine Uhr über eine elektrische Leitung den Haltmechanismus des Balls, der dann hinabfiel. Das konnten die Seeleute im Hafen von Leith sehen und so ihre Uhren danach stellen. Erst später kam die berühmte one-o’clock-gun auf der Edinburgh Castle als akkustisches Signal dazu.
Wohl die größte Fläche auf dem Calton Hill nimmt das alte Stadtobservatorium ein. Das mittlere Gebäude erinnert dabei wieder an einen griechischen Tempel. Kein Wunder, war doch hierfür William Henry Playfair veranwortlich, der später auch am National Monument mitwirkte. 1818 ging es in Betrieb, der Kuppelbau mit dem Kupferdach ist das Teleskop-Gebäude. Am anderen Ende steht ein alter Bau, das Thomas Short Observatorium, das in der Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet wurde – sein gothischer Stil steht im krassen Gegensatz zu den antiken Anleihen der anderen Monumente auf dem Calton Hill.
Und dann gibt es da natürlich das bekannteste Foto-Motiv auf dem Calton Hill: das Dugald Stewart Monument. Einem schottischen Philosophen gewidmet, überblickt es Edinburgh und dient so als Vordergrund für Aufnahmen der Stadt im Hintergrund.
Tipp: Zum Sonnenuntergang auf den Calton Hill
Wenn am Abend die Sonne untergeht, treffen sich bei gutem Wetter die Romantiker zum Blick über die Stadt. Selbst als ich im November dort war, drängelten sich Hobby- und Profi-Fotografen um die begehrten Plätze unterhalb des Short Observatoriums. Denn von hier aus bekommen sie sowohl das Dugald Stewart Monument vor die Linse als auch das Balmoral Hotel, das Scott Monument und in der Ferne die Edinburgh Castle.
Doch nicht nur das klassische Motiv ist interessant. Blickt man sich weiter um, sieht man zum Beispiel das moderne Omni-Centre.
Hinter dem National Monument erkennt man die Küste von Fife und den Hafen von Leith.
Ein weiterer sehenswerter Ort am Fuße des Calton Hill ist der Old Calton Burial Ground.
Anfahrt:
Wie fast alles in Edinburgh kann man den Calton Hill in Edinburgh gut zu Fuß erreichen. Er liegt am West-Ausläufer der Princes Street. Sowohl der Hauptbahnhof Waverley Station als auch der Busbahnhof am St Andrew’s Square liegen nur wenige hundert Meter entfernt. Auch vom Holyrood Palace lässt er sich mit Abkürzung über den Friedhof New Calton Burial Ground erreichen.