Gespenstisch. Graue Steingräber in einer kargen Sumpflandschaft irgendwo im Nirgendwo. Die Camster Cairns bewahren hier seit Jahrtausenden geduldig ihr Geheimnis.
Steinzeitlicher Totenkult soll vor rund 5.000 Jahren in den beiden Grabanlagen stattgefunden haben – doch was genau in den Kammern zelebriert wurde, weiß heute niemand mehr. Sicher ist nur: Im Inneren der Cairns wurden verbrannte menschliche Knochenreste und Teile von Skeletten gefunden.
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Auf sumpfigen Grasland stehen die zwei gut erhaltene Stein-Anlagen, bequem erreichbar über Holzstege. Da ist zunächst der sogenannte Round Cairn. Ein kreisrunder Steinhaufen mit 18 Meter Durchmesser, vier Meter Höhe und einer Kammer in der Mitte. Ein Stück dahinter liegt der wesentlich imposantere Long Cairn. Er erstreckt sich über 60 Meter Länge und 20 Meter Breite. Der Long Cairn schmiegt sich dabei sanft in die wellige Landschaft.
In Inneren des Long Cairn befinden sich zwei Kammern, von denen sich der Besucher selbst ein Bild machen kann. Alle Kammern in den Cairns sind begehbar – oder besser gesagt: bekriechbar. Denn nur auf allen Vieren kann sich der Besucher durch die meterlangen Gänge vortasten. Nicht jeder traut sich da rein …
Besonderheiten: Die besten ihrer Art
Die Camster Grey Cairns gelten als die am besten erhaltenen Steingräber in ganz Großbritannien.
Der Long Cairn wurde übrigens erst etwas später aus zwei nebeneinander liegenden Round Cairns geschaffen, quasi als Verbindung. https://youtu.be/FzegUxuR9ik
Tipp: Richtige Kleidung für die Camster Cairns
Zum Erkunden der Kammern muss man kriechen. Daher empfiehlt sich entsprechende Kleidung. Eine reißfeste Regenhose zum Beispiel, hält die Knie trocken. Im Inneren ist genug Licht, dennoch: Wenn eine Taschenlampe zur Hand ist, kann man sicher mehr erkennen.
Wissen: Über Cairns und das Land vor 5.000 Jahren
„Cairn“ heißt auf deutsch einfach nur „Steinhaufen“. Klar, im Prinzip sind die Camster Cairns auch nicht mehr als das. Solche Anlagen gibt es in Schottland übrigens viele. Sie entstammen der Jungsteinzeit (Neolithikum). Ebenfalls aus dieser Epoche kommen Steinkreise wie der Ring of Brodgar auf Orkney.
Die Cairns wurden ein Stück weit restauriert. So wurden die Kammern teilweise durch Betonkuppeln mit Lichteinlass versehen – das sorgt für mehr Sicherheit, schmälert aber etwas die Atmosphäre.
Bei der Restauration wurden auch einige Annahmen getroffen, über deren Richtigkeit sich die Wissenschaftler trefflich streiten. Zum Beispiel ist nicht klar, ob die Vorhöfe, also die Bereiche an den Enden des Long Cairns so dem Original entsprechen.
Vor 5.000 Jahren war an der Stelle der Cairns noch kein Sumpf sondern Buschland. Die damaligen Menschen betrieben hier Ackerbau und waren schon teilweise sesshaft. Das Klima in Schottland hat sich seitdem allerdings geändert. Mit einem Millimeter pro Jahr ist Torf hier gewachsen.
Persönliche Anmerkung: Einmal Schmalspur-Indiana Jones
In den Kriechgängen der Steingräber und den Kammern, fühlten wir uns wie Hobby-Archäologen auf den Spuren vergangener Zivilisationen. Das graue Wetter und die Einsamkeit (es waren keine weiteren Besucher vor Ort) schuf eine leicht gruselige Atmosphäre. Draußen pfiff der Wind, im Inneren war es gespenstisch Still.
Kurz gesagt: Wir hatten beim Besuch dort großen Spaß!
Anfahrt:
Auf der A99 Richtung Wick durch Lybster fahren, dann nach zirka 600 Meter links Richtung Camster abbiegen – die Cairns sind hier schon ausgeschildert. Dieser Straße 8 Kilometer folgen, dann ist man am Ziel. Parkmöglichkeit besteht direkt an der Straße für etwa fünf Autos.