Der Chanonry Point ist der beste Treffpunkt zwischen Mensch und Delfin in Schottland. Warum das so ist und wie man die Tümmler am besten beobachten kann, steht hier.
Ein kleiner Leuchtturm, ein langer Sandstrand und eine Schule Delfine – der Chanonry Point auf der Black Isle im Nordosten Schottland geizt nicht mit schönen Versprechungen. Doch meist haben die Besucher nur die Tümmler im Sinn, wenn sie hierher kommen. Und die lassen sich nicht immer blicken.
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Doch warum ist dieser Platz so ein interessantes Ziel für Delfin-Freunde?
Es liegt an der Eigenart dieses Ortes. Der Chanonry Point bei Fortrose ist das Ende einer Landzunge, die sich zirka 2,2 Kilometer in den Meeresarm des Moray Firth erstreckt. Mit der gegenüber liegenden Landzunge, die sich wie ein Wirbel ins Meer hineindreht, verengt sie den Moray Firth hier auf eine Breite von gerade mal 1,25 Kilometer.
Die Meerenge war strategisch wichtig, denn hier konnte man am besten durchfahrende Schiffe kontrollieren. Darum droht auf der anderen Seite des Chanonry Point das furchteinflößende Fort George.
Durch die Meerenge müssen aber auch die Fischschwärme, zum Beispiel die Lachse. Damit bildet sie ein ideales Jagdrevier für die Delfine, und damit auch ein ideales Jagdrevier für Delfin-Beobachter.
An guten Tagen im Sommer gibt es hier definitiv mehr Zuschauer als Delfine. An einem schönen Juli-Tag auf hundert andere zu treffen, ist nicht ungewöhnlich. Auf dem großen Strand verlaufen sich die Zuschauer halbwegs. Und es hat einen großen Vorteil: 100 Augenpaare sehen mehr als eines.
Gerade wenn die Delfine bei der Arbeit sind – also Fische fangen – sieht man sie immer nur kurz auftauchen zum Luftholen. Das ist durchaus auch schön anzusehen, aber schwierig zu fotografieren. Meist gelingt es einem gerade die Finne, also die Rückenflosse aufzunehmen oder die Fluke, kurz bevor das Tier wieder abtaucht.
Manchmal allerdings sind die Delfine auch in Spiellaune. Dann springen sie aus dem Wasser hoch in die Luft und drehen sich um sich selbst. Allerdings ist dieser Anblick längst nicht allen Wartenden am Ufer vergönnt. Denn manchmal sind die Delfine auch schlicht nicht da.
In dem Fall bleibt aber immer noch die Schönheit des langen Strandes, auf dem sich trefflich spazieren lässt.
Wissen: Wann die beste Zeit zum Beobachten von Delfinen am Chanonry Point ist
Die Delfine leben ganzjährig im Moray Firth, nicht so aber ihre Beute. Und so steigt die Wahrscheinlichkeit von Sichtungen erheblich im Frühjahr und Sommer. Dabei soll die Zeit nach Einsetzen der Flut etwa eine Stunde nach Ebbe die besten Futterkonditionen bieten. Allerdings ist es eben dennoch ein Glücksspiel. Ebenso kann es sein, dass sich die Tümmler an der Kessock-Bridge aufhalten oder aber vielleicht ganz anderswo. Oft ziehen sie aber mit der Flut ins Innere, so dass die Kessock Bridge oberhalb von Inverness ebenso ein guter Beobachtungsposten ist, wenn die Delfine vorher am Chanonry Point zu sehen waren.
Auch abends oder früh am morgen lohnt sich ein Blick, zumal dann vielleicht noch wenig andere Touristen vor Ort sind. Zu Stoßzeiten kann der Parkplatz auch schon überfüllt sein.
Am Parkplatz finden sich übrigens Hinweistafeln, die an Brahan Seer erinnern. Er stammte aus Uig von der Insel Lewis und wurde bekannt als Seher, der die Zukunft weissagte. Ob er wirklich gelebt hat oder die Erfindung eines Schriftstellers war, lässt sich nicht klären – es gibt keine historischen Beweise für sein Wirken. Dennoch soll er hier am Chanonry Point sein grausames Ende gefunden haben. Er soll hier in ein brennendes Teerfass gesteckt worden sein. Grund: er hatte der Lady Seaforth geweissagt, dass ihr Mann sie betrüge – die war darüber erzürnt und ließ Brahan dafür hinrichten.
Persönliche Anmerkung: Zwei Anläufe nötig
Sowohl an der Kessock Bridge, als auch am Chanonry Point haben wir schon zu optimalen Zeiten (eine Stunde nach einsetzen der Flut) gewartet. Erfolglos. Im April 2018 hatten wir aber endlich Glück. Wir hatten uns ein B&B in Avoch genommen, nicht weit weg von Fortrose. Wir sind abends hingefahren und haben dort bereits zwei Delfine gesehen. Am nächsten Morgen hatten wir wieder Glück, vermutlich mit den beiden selben Tieren.
Tipp: Spaziergang am Strand
Der lange Sandstrand eignet sich bei gutem Wetter zu einem schönen Spaziergang bis hin zum Rosemarkie Beach Café. Dort Kaffee und Kuchen zu sich nehmen und zurückgehen. Der Weg einfach vom Chanonry Point aus ist 2,5 Kilometer lang.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: „IV10 8SD“ bringt einen nach Fortrose, die Straße heißt „Ness Road“.
Ohne Navi: Von Inverness auf die A9 Richtung Thurso geht es über die Kessock Bridge. Dann im nächsten Kreisverkehr die Ausfahrt nach Fortrose und Cromarty nehmen. Bis nach Fortrose und durch Fortrose hindurch fahren. Am Ende des Ortes erscheint ein Pfosten mit Wegweisern zum Golfclub, dem Campingplatz und dem Chanonry Point. Hier abbiegen und der Straße durch den Golfplatz (langsam!) bis ans Ende folgen. Es gibt hier einen Parkplatz. Allerdings kann der an Sommertagen bereits voll sein. Mittlerweile kostet das Parken direkt am Chanonry Point zwischen 1 und 3 Pfund. Vom Parkplatz aus am Leuchtturm rechts vorbeigehen und an der Mauer entlang bis zum Strand.
Bei meiner letzten Überfahrt nach Iona kreuzten Delfine den Weg der Fähre. Anscheinend sind solche Meerengen ein guter Ort für solche Sichtungen.
Aus Erfahrung kann ich auch sagen, dass an der Nordostküste vor Buckie, Banff, etc. immer wieder Delfine zu sehen sind.
Wir kommen gerade aus Schottland zurück. Selbstverständlich waren wir auch in Fortrose und haben das Glück gehabt, nach „nur“ 4 Stunden Wartezeit eine ganze Schule zu sehen und zu erleben. Ein einzigartige Schauspiel. Übrigens kann man jetzt auch links am Leuchtturm vorbeigehen. Da ist ein kleiner Pfad über den man auch direkt zur Landzunge kommt.
Danke für den Bericht.
Ich hatte im August 2013 das große Glück frühmorgens am Strand unterhalb des Leuchtturms eine Delfinfamilie mit insgesamt acht Tieren dort zu sehen. Sie waren in Spiellaune und haben mir viele Kunststücke gezeigt. Ich war ganz alleine am Strand. Ein unvergessliches Erlebnis!