Die Clava Cairns nahe Inverness zeugen von den Totenkulten der Bronzezeit in Schottland. Die beeindruckende Anlage ist kaum besucht. Dabei lohnt es sich.
Es ist nicht nur die 4.000-jährige Geschichte der Clava Cairns bei Balnauran, es sind auch die Geschichten derer, die sie besucht haben. Da wäre zunächst eine Dame namens Diana Gabaldon, die sich hier hat ablichten lassen. Das Bild, das sie lässig zwischen den Doppelsteinen lehnend zeigt, wurde von den Fans ihrer Highland-Saga Outlander mittlerweile hunderte Mal nachgestellt. Es heißt, Gabaldon hätte sich von diesen Steinen für den Steinkreis im Buch inspirieren lassen.
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Die Nähe zum Culloden Battlefield – es liegt nur 1,5 Kilometer entfernt – und der Erfolg von Outlander bescheren dem einst recht verschlafenen Steinkreis einen gewissen Zustrom an Besuchern. Er hält sich aber immer noch in Grenzen.
Vielleicht aber einen Tick wichtiger für Clava Cairns war der Besuch eines Herren rund 150 Jahre vorher. Denn als Augustus Pitt-Rivers 1884 hierher kam, schenkte er dem Ort neues Leben und Schutz.
Pitt-Rivers war seit dem Jahr 1882 der erste offizielle Inspector of Ancient Monuments und er kümmerte sich um die archäologischen Bauwerke, die im ersten Ancient Monuments Protection Act 1882 geschützt worden waren – er und sein späterer Schwiergesohn hatten dieses Gesetz maßgeblich vorangetrieben. Davor konnten Landbesitzer mit solchen Hinterlassenschaften tun, was sie wollten und oft war das nicht das Beste. Die Steine der Cairns waren beliebtes Baumaterial für Mauern zum Beispiel.
Dem Gesetz haben heutige Besucher zu verdanken, dass Calanais auf Lewis, der Ring of Brodgar auf Orkney und 19 weitere Orte in Schottland heute noch gut erhalten sind. Darunter eben auch die Clava Cairns.
Und die Clava Cairns sind es wert erhalten zu werden. Denn sie sind Teil eines größeren Systems – entlang des Rivers Nairn ziehen sich etliche ähnliche Monumente, die allerdings nicht der Öffentlichkeit zugänglich sind. An zwei Stellen aber können diese Cairns besichtigt werden: Balnauran und Milton of Clava. Wobei der Komplex von Balnauran of Clava mehr zu bieten hat: Vier Cairns und drei Steinkreise sind an diesem Ort zu finden.
Die Cairns liegen gleich bei dem kleinen Parkplatz, der für Besucher geschaffen wurde (die Anlage Milton of Clava ist zirka 600 Meter zu Fuß entfernt). Cairn ist dabei nicht gleich Cairn: Zwei der Steinhaufen haben eine Passage und eine Kammer. Der Cairn dazwischen aber hat keinen sichtbaren Eingang. Diese drei großen Steinhaufen sind jeweils umgeben von einem Steinkreis. Den sogenannten Kerb Cairn hingegen könnten Besucher fast übersehen, er ist nur ein kleiner Steinring im Boden.
Es gibt eine Ausrichtung, die sich durch die ganze Anlage zieht. Die drei großen Cairns stehen entlang einer Achse von Nord-Ost nach Süd-West, die offenen Eingänge blicken nach Süd-West.
Und auch die Steinkreise folgen dieser Idee: Der größte Stein des jeweiligen Kreises steht ebenfalls südwestlich. Was steckt dahinter?
Für die Menschen der Bronzezeit war die Wintersonnenwende das Maßgebende beim Bau der Hügelgräber – am kürzesten Tag des Jahres geht sie im Südwesten unter. Die Eingänge der Gräber sind dabei so ausgerichtet, dass die Strahlen der Sonne beim Untergehen an diesem einen Tag genau durch die Passage hindurch scheint und auf die Wand dahinter fällt.
Damals waren die Cairns freilich nicht nach oben hin offen, so dass die Sonne den dunklen Ort für einige Momente wunderbar erhellt hätte. So ein Effekt lässt sich übrigens noch heute im Hügelgrab von Maes Howe auf Orkney jährlich beobachten.
Steinkreise, Hügelgräber, Wintersonnenwende – die Clava Cairns sind ein Ensemble beeindruckender Monumente aus der Bronzezeit. Wer sowieso ums Eck das Schlachtfeld von Culloden besucht, dem ist ein Besuch dieses Ortes ebenfalls ans Herz zu legen.
Wissen: Wie alt die Clava Cairns sind und was ihr Sinn war
Dank Radiocarbon-Untersuchung lässt sich recht genau sagen, wie alt die Clava Cairns sind und wann sie in Gebrauch waren. Ab 2000 v. Chr wurden sie zirka zwei Jahrhunderte genutzt, dann nochmals 1000 v. Chr. Aus dieser Zeit stammt zum Beispiel das Kerb Cairn. Dabei handelt es sich um einen vergleichsweise kleinen runden Steinkreis mit einer Begräbnisstätte in der Mitte.
In seiner Mitte wurden auch Quarz-Kristalle gefunden, die während der Bronzezeit eine wichtige Rolle spielten. Der Sinn der Cairns war, den Toten eine Behausung zu geben. Vermutlich fanden hier aber auch nur wichtige Persönlichkeiten Eingang.
Die Umgebung war damals übrigens ohne die Bäume, die wir heute sehen. Die wurden erst im 19. Jahrhundert gepflanzt.
Über die Jahrhunderte haben sich verschiedene Frauen und Männer daran gemacht, die Anlage von Clava Cairns zu untersuchen. Noch vor Pitt-Rivers hat zum Beispiel die Archäologin Christian McLaggan einen Plan gezeichnet. 1930 fertigte Kathleen Kennedy einen noch genaueren Plan an. Stuart Piggott in den 1950ern unternahm Ausgrabungen und Richard Bradley lies schließlich in den 1990ern eine Radiocarbon-Untersuchung durchführen. Die Cairns waren und sind also von hoher Bedeutung und bergen vermutlich noch so manches Geheimnis.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: „IV2 5EJ“ bringt einen bis zu den Clava Lodges, die kurz vor der Abbiegung zum Parkplatz sind.
Ohne Navi: Von Inverness aus zunächst zum Culloden-Battlefield. An dessen Einfahrt allerdings vorbeifahren und die nächste Abzweigung nach recht nehmen. Hier ist Clava Cairn bereits ausgeschildert. Der Straße immer weiter folgen und über eine Brücke, danach die erste rechts und bis zum Parkplatz durchfahren.
Hi Stephan,
das ist ja wieder ein toller Tipp, danke dafür! Wenn wir Mal in der Gegend sind, machen wir einen Abstecher :-)
Viele Grüße
Flo von den Phototravellers