Die Clydeside Distillery ist die jüngste Whisky-Brennerei in Glasgow. Und dennoch wurzelt sie tief in der Vergangenheit Glasgows und des River Clyde. Was erwartet einem bei einem Besuch dort?
Sie passt genau hier hin. Schon rein optisch. Spiegelt das Gebäude der Clydeside Distillery doch die Tradition der alten Werften und Industrien wieder, die hier früher am River Clyde standen. Die alte hydraulische Pumpstation war einst ein wichtiger Teil davon. Im Jahre 1877 im italienischen Stile erbaut, versorgte „The Pumphouse“ das Queen’s Dock mit Energie – auch zum Beispiel den nahen Finnieston Crane.
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An die alte Pumpstation schließt jetzt jedoch ein recht moderner, kantiger Bau mit viel Glas auf der Vorderseite an. Eine klare Verbindung zu den neuen Gebäuden am Clyde, wie dem SECC oder dem Science-Museum gegenüber, die ebenfalls mit Glas und klaren Kanten protzen.
Überhaupt ist das sicher DAS Thema der Clydeside Distillery: an die Tradition mit modernen Mitteln anzuknüpfen. Das jedenfalls zeigt auch die Multimedia-Ausstellung, die bei einem Rundgang in der Destillerie ganz zu Anfang steht. Sie zeichnet nach, wie einst an den Docks am Clyde der Whisky in alle Welt verschifft wurde und welche Whisky-Barone es einst in Glasgow gab.
Auch auf die Geschichte des Docks geht die Ausstellung „Dockside Story“ ein. Das mag zunächst deplatziert wirken, doch es hat einen einfachen Hintergrund: Das Queen’s Dock wurde einst von einem Vorfahren des Destillerie-Besitzers Tim Morrison erbaut. Wieder eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Fotos und Filme zeigen wirklich interessante Aufnahmen. So war der Bereich, auf dem nun ein Parkplatz und auf dem der Scottish Event Campus (SEC) liegt, einst das Dock und stand unter Wasser.
Dennoch: Es ist eine Destillerie und schließlich soll die Führung ja auch zeigen, wie Whisky gebrannt wird – ein Thema, das übrigens jede Distillery-Tour abdeckt. Schafft es diese Tour einen zu überraschen?
Natürlich erfindet sie die Herstellung von Whisky nicht neu, doch Kleinigkeiten darin können durchaus begeistern. Zum Beispiel der, dass das Wasser aus dem wunderbaren Loch Katrine kommt – und nicht etwa aus dem Fluss, der vor den Türen vorbeifließt.
Das überrascht natürlich nur mittelmäßig, denn der Fluss ist freilich zu schmutzig und das Trinkwasser von ganz Glasgow kommt aus dem Loch Katrine. Dass aber Morrisons Vorfahr auch beim Bau der Wasserversorgung seine Finger im Spiel hatte, ist schon wieder ein interessanter Aspekt.
Auch gut: Die Clydeside Distillery versteckt ihre Geräte nicht hinter Holzfassaden, wie es viele traditionelle Brennereien tun. Kühles Metall unter Neonlicht statt künstlichem Ambiente.
Im Nächsten Raum wieder eine Überraschung. Hier befinden sich die Stills.
Soweit, so normal. Die Brennmeister haben den Vorlauf, das eigentliche Destillat und den Nachlauf des Brennvorgangs in drei Flaschen gefüllt. Und sie sehen tatsächlich komplett anders aus. Das sieht man eben nicht überall.
Der Vorlauf hat eine starke blaue Färbung – das kommt vom Kupfer das mit ausgewaschen wird. Der brauchbare Brand, der Newmake Spirit, ist klar. Er kommt in die Fässer. Und schließlich der Aussschuss, die Low Wines.
Schließlich endet die Führung im Tasting Room. Zu probieren gibt es hier auch den New Make Spirit, den es sogar zu kaufen gibt. Außerdem weitere Whiskys, die die unterschiedlichen Geschmäcker repräsentieren. dabei kann der Genießer noch etwas über typische Geschmacksnoten lernen und diese gleich testen.
Wer sich anschließend noch mit diversen Whiskys eindecken will, kann das im gut sortierten Laden der Clydeside Distillery tun.
Am Ende steht fest: Die Clydeside Distillery in Glasgow erfindet den Whisky nicht neu – das ist gar nicht der Anspruch. Doch in Architektur und Darstellung schafft sie es, Altes und Neues anregend zu kombinieren. Einige Akzente bei der Führung reichen schon, um die Tour interessant zu machen. Für mich ein lohnenswerter Besuch.
Tipp: Spaziergang an der Clydeside
Von der Destillerie lässt es sich prima den River Clyde hinauflaufen. Dabei kann man einen Blick auf die beiden Dampfer auf der anderen Seite werfen, die Waverley und die Queen Mary.
Zudem erreicht man den Finnieston Crane sowie Das SECC und das „Armadillo“ – beide Hallen sind bauten moderner Architektur am Clyde. Man kann über das Clyde Arch hinüber auf die andere Seite wechseln und wieder zurück an der Millennium Bridge.
Anfahrt:
Öffentlich: Der Citysightseeing Bus hält direkt vor der Clydeside Distillery. Alternative: Die nächste Zughaltestelle ist das „Exhibition Centre“ das von Zügen aus dem Hauptbahnhof angesteuert wird.
Mit Navigationsgerät: „G3 8QQ“ bringt einen ganz in die Nähe.
Ohne Navi: Die Clydeside Distillery liegt direkt an der A814, die von der M8 zum Beispiel über die Ausfahrt 19 „Clydebank S.E.C.C.“ zu erreichen ist. Direkt vor der Tür gibt es einige Parkplätze.