Als Schottlands schönste Abkürzung gilt der Crinan Canal. Und tatsächlich führt die 14 Kilometer lange Wasserstraße durch eine wunderbare Landschaft.
Der Crinan Canal passiert geschichtsträchtige Orte wie den Krönungsstein von Dunadd und den Naturpark Moine Mhòr. Kurz bevor der Crinan Canal in das Loch Crinan mündet, küsst der River Add ihn an seiner Mündung und sorgt für eine bezaubernde Kulisse aus Wasser, Sand und Grün. Das ist es auch, was heutige Bootsfahrer dort suchen: Schönheit und Erholung.
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Der Crinan Canal aber war freilich aus wirtschaftlichen Erwägungen gebaut worden. Zu einer Zeit, als es noch keine LKWs gab, boten Pferde-gezogene Lastenkähne und Dampfschiffe die beste Möglichkeit, um eine große Anzahl von Gütern entlang der Küsten zu verteilen. Der Schiffsverkehr bildete die Lebensadern der Highlands.
Viele Güter kamen von oder sollten nach Glasgow, jener Stadt, die im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts Hochseehafen, Werft- und Industriestadt war. Sie versorgte etwa auch die Inseln wie Islay oder holte von dort den Whisky.
Dumm nur, dass sich die Landzunge von Knapdale und Kintyre wie eine Mauer zwischen die beiden Bereiche schob. Die Spitze, der Mull of Kintyre, war zudem für seine Strömungen berüchtigt bei den Skippern.
So wurde bereits 1809 ein Kanal eröffnet, der quer durch Knapdale eine sichere Abkürzung bot: der Crinan Canal zwischen Ardrishaig und Loch Crinan. Und er wurde fleißig genutzt. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts hatten die Betreiber 33.000 Passagiere, 27.000 Schafe und 2.000 Rinder gezählt, die den Weg über den Kanal genommen hatten.
Ab 1850 etwa kamen die Clyde Puffer in Mode. Kleine Dampfschiffe, die alle entlegenen Gebiete der Highlands & Islands anliefen und an noch so winzigen Häfen anlegen konnten. Auch sie nutzten die Abkürzung zuhauf. So ein Puffer wird übrigens in Crinan noch erhalten: die VIC 32 kann sogar gechartert werden. Und ein weiterer Puffer liegt nicht allzu weit entfernt in Inveraray am Pier: die Vital Spark.
Hinzu kam ab 1866 die Linnet, ein 26 Meter langes Boot, das den Kanal auf und ab fuhr und dabei Passagiere transportierte, die bei den Schleusen in Cairnbaan und Dunardry auch gerne einen Landgang machten. (Bilder der Linnet auf dieser Seite.)
Dunardry ist sowieso ein guter Platz, den Kanal zu genießen. Nicht nur kann der Besucher sehen, wie die Schleusentore mit ihren riesigen Hebeln aufgedrückt werden.
Auch die Überreste des einstigen Bootshauses der Linnet sind hier noch zu sehen.
Für Touristen, die bei Kilmartin und Dunadd halt machen, lohnt sich ein Abstecher nach Crinan und ein Stopp an den Schleusen des Kanals bei Dunardry.
Wissen: Schicksalsschlag für den jungen Crinan Canal
Viele Kanäle benötigen Wasserreservoirs im Landesinneren, mit denen ein stets gleich hoher Pegel gehalten werden kann. Auch der Crinan Canal hatte solche riesigen Wasserspeicher, als er 1801 vollendet aber noch nicht eröffnet wurde. Schon bis dahin war der Bau des Kanals von Unglück und finanziellen Problemen begleitet. Und es ging weiter. 1805 brach ein Damm nahe dem Ausgang von Ardrishaig. Der Verlauf des Kanals wurde daraufhin noch einmal verlegt. Erst 1809 konnte die Wasserstraße endlich eröffnet werden.
Doch ein Sturm im Jahr 1811 brachte das Fass zum überlaufen – oder vielmehr die Reservoirs. Eines brach und seine Wassermassen schossen samt Schlamm und Steinen beiderseits den Kanal hinunter. Die Fluten zerrissen Schleusentore und beschädigten das Ufer sowie die daneben laufenden Straßen. Das aber war dann auch das letzte größere Unglück bis heute.
Tipps: Crinan und Umgebung
Beim Kanalende in Crinan lässt sich viel unternehmen. Zum Beispiel gibt es hier Rundwanderwege, die auf Walkhighlands beschrieben sind. Zum anderen lässt sich von dort aus auch der Bootsausflug zum berühmten Corryvreckan-Malstrom unternehmen.
Nicht weit entfernt liegt zudem der Regenwald von Tayvallich.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: Der Postcode PA31 8UE bringt einen ganz in die Nähe.
Ohne Navi: Kommend von Kilmartin nach Süden oder von Lochgilphead nach Norden fährt man die A816, bis die Hinweisschilder nach Cairnbaan und Crinan erscheinen, die auf die A841 führen. Sie verläuft am Kanal entlang, bis zum Parkplatz bei Dunardry oder weiter bis nach Crinan.
Der Kanal ist sehr interessant mit seinen Schleußenkaskaden. Mit Glück sind auch gerade Schiffe unterwegs und man kann beim Bewegen der Schleußentore helfen, was von den Skippern gerne angenommen wird.