Die Menschen der Eisenzeit haben sich im Bostadh House den Blick auf Strand und Meer gegönnt. Besucher können sich dort ins Leben von damals einfühlen.
Lange schon vermutete man, dass dort etwas unter dem Sand schlummerte. Immer wieder wurden Gegenstände gefunden, die den Bewohnern merkwürdig vorkamen. Doch erst Naturgewalten lüfteten den Schleier der Zeit: Ein Sturm im Januar 1993 fegte den Sand hinfort und legte darunter seltsame Steinhäuser frei, wovon eines noch nahezu intakt war.
Mein Reiseführer Äußere Hebriden
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Noch im selben Jahr kamen Archäologen zu dem Schluss: Die Häuser stammen noch aus der Zeit vor den Wikingern. Es war klar, dass hier etwas besonders gefunden wurde. In den nächsten drei Jahren präzisierten die Forscher die Altersangabe und datierten die Funde auf die Jahre 800 bis 400 vor Christi Geburt. Eine Siedlung aus der Zeit als noch Kelten hier herrschten. Eine Fundgrube für die Archäologie.
Doch wenn man heute bei Bostadh den Wagen abstellt, wird man die Siedlung zunächst vergeblich suchen. Wo ist sie?
Den Forschern wurde schnell klar, dass sie die alten Häuser nicht vor jenen Kräften zu schützen vermochten, die sie sichtbar gemacht hatten: Wind und Sand würden die Häuser angreifen und teilweise bedecken. Und so traten sie die Flucht nach vorne an: Sie schütteten die Häuser wieder zu und ließen sie im Erdboden verschwinden. Nur an einigen Stellen erahnt man noch Mauerreste.
Dennoch lohnt sich ein Besuch am Traigh Bhostadh, dem Strand von Bostadh. Denn heute steht – mit Blick auf den Strand – ein kompletter Nachbau eines der Eisenzeit-Häuser, ausgestattet mit Kopien von Fundstücken aus dem Inneren der alten Siedlung. Und wie bei den Originalen ragt nur das reetgedeckte Dach und der obere Teil der Steinmauern aus dem Boden heraus. Hinein kommt man über einen gebogenen Gang mit Treppe, der als Windfang dient.
Das Innere ist komplett ausgestattet mit Herd, in dem eine Torffeuer brennt, Schlafplätzen und Möbeln.
Wissen: Name, Schreibweise und Geschichte
Der ursprüngliche gälische Name lautet Bostadh, ins Englische wurde er als Bosta übernommen. Er rührt aus der Zeit der Wikinger her, die auf den Häusern der Pikten eine eigene Siedlung bauten. „Bolstadhar“ bezeichnete ein Gehöft – und daraus wurde der heutige Name.
Tipp: Rundwanderung über Great Bernera zum Bostadh Iron Age House
Wir konnten sie leider nicht unternehmen, doch der Rundweg über Great Bernera soll sehr schön sein. Er startet vom Gemeindezentrum aus, in dem auch ein Museum ansässig ist und an dem man gut parken kann. Er führt schließlich auch zum Bostadh House.
Die Details für den Rundweg kann man auf der englischsprachigen Seite Walkhighlands ansehen, komplett mit Karte zum Drucken. Der Startpunkt kann auch vom Parkplatz des Bostadh House gewählt werden. Allerdings bietet das Gemeindezentrum noch den Vorteil eines Cafés, in dem man sich nach der Wanderung erholen kann. Und wenn man nicht schon genug gesehen hat, lohnt sich ein Besuch des Museums im selben Gebäude.
Persönliche Anmerkung: Sandstrand und Falter
Als wir Bearnaraigh besuchten, war Sonntag. Auf den Äußeren Hebriden ist an diesem Tag wirklich Ruhe – also war leider auch das Haus geschlossen. Doch auch ohne das Innere zu sehen, kann man hier einige schöne Stunden verbringen. Denn das Haus ist umgeben vom sogenannten Machair, einem Boden, der im Sommer eine herrliche Sommerwiese zum Blühen bringt, in deren Umgebung auch allerhand Falter zu finden sind.
Nicht weit entfernt ist der Sandstrand, der zu einem schönen Spaziergang einlädt, während man die Kulisse von Meer und Felsen genießt.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: Der Code „HS2 9LT“ bringt einen ganz in die Nähe des Gemeindezentrums auf Great Bernera. Von dort aus kann man entweder die Wanderung unternehmen oder aber die Straße weiter fahren, den braunen Hinweisschildern zum „Traigh Bhostadh“ folgend.
Ohne Navi: Von Stornoway der A858 nach Gearraidh na h-Aibhne (Garrynahine) folgen, dort dann links abbiegen Richtung „Bearnaraigh agus Uige“. Die B8011 weiterfahren, bis linker Hand ein kleines Hinweisschild den Weg nach Bearnaraigh anzeigt. rechts abbiegen und immer weiter, bis man über die Brücke auf die Insel fährt. Weiter bis zum Gemeindezentrum, dann den Schildern zum „Traigh Bhostadh“ folgen.