Nur ein paar Minuten vom Stadtzentrum Edinburghs liegt Dean Village. Vorbei an malerischen Häusern entlang des Flusses Water of Leith kann man bei einem Spaziergang das hektische Treiben der Innenstadt vergessen.
Bevor der Fluss „Water of Leith“ beim gleichnamigen Hafen in die Nordsee mündet, fließt er nahe dem Stadtkern von Edinburgh vorbei. Hier hat er über die Jahrtausende ein Tal eingegraben, um das sich einige der schönsten Gebäude Edinburghs gruppieren. Sie kann man bei einem angenehmen, etwas längeren Spaziergang erkunden.
Mein Reiseführer Edinburgh
Auf 172 Seiten beschreibe ich 47 Sehenswürdigkeiten in der schottischen Hauptstadt. Zusätzlich Infos zur Anreise, zum Klima und zur Geschichte Edinburgh. Mit drei Vorschlägen für Tagestouren.
Mehr Info hier.
Unser Weg beginnt an der Stockbridge, an der gegenüber das alte Bankgebäude mit dem Uhrenturm zu sehen ist. Heute beherbergt es eine Filiale von Pizzaexpress.
Unter der Brücke fließt bereits der Water of Leith. Das erste Stück ist noch nicht sehr schön, die Saunders Street führt an einigen hässlichen Wohnklötzen vorbei.
Doch die Straße endet an einer wunderschönen alten Brücke, unter der wir den Eingang zu den Dean Gardens finden.
Von nun an ist der Weg gesäumt mit Grün, der Fluss plätschert rechts von uns. Im Sommer blühen die Disteln, die Teil des schottischen Wappens sind. Bienen surren durch die Luft. Kurz: Von Edinburghs Hektik ist nicht viel zu merken. Und selbst im Sommer ist die Zahl der anderen Touristen erträglich.
Nach einer Weile taucht bereits eine erste Sehenswürdigkeit am Weg auf: die St Bernard‘s Well.
Im Jahr 1760 hatte man hier eine Mineralwasser-Quelle gefunden, der die Bewohner rasch heilende Wirkung nachsagten. Lord Gardenstone, ein Richter, glaubte wirklich daran, dass ihm diese Quelle bei der Linderung seiner Leiden geholfen hatte. Darum beauftragte er den Maler Alexander Nasmyth damit, ein Gebäude zu entwerfen. Es entstand eine Art griechischer Tempel mit zehn Säulen und der Statue der Gesundheitsgöttin Hygieia dazwischen.
In das Gebäude kann man oft auch hineingehen, darin befindet sich die Quelle, überspannt von einem großartigen Mosaik-Himmel.
Eine Treppe führt hier ein Stück nach oben, wo der Weg am Fluss weitergeht.
Wir folgen ihn unter einer großen Autobrücke hindurch. Das ist die Dean Bridge. Und ab hier beginnt das eigentliche Dean Village. Die Straße heißt hier auch schon „Miller Row“, weist also auf das frühere Hauptgewerbe im Dean Village hin, nämlich das Mahlen von Getreide. Der Fluss trieb damals teils bis zu zehn Mühlen hier im Tal an. Mühlsteine am Wegesrand erinnern daran.
Nach der Miller‘s Row geht rechts eine Steinbrücke über den Water of Leith. Wir lassen sie zunächst noch liegen und gehen weiter links am Fluss entlang, wo die Häuser immer malerischer werden.
Das ist die Howthornebank Lane, Autos fahren hier so gut wie keine, es ist als Fußweg gedacht. Links erheben sich dann gelbe Fachwerkhäuser.
Ein Blick auf den Well Court öffnet sich rechts. Das Gebäude wurde 1886 vollendet und gehörte dem damaligen Besitzer der Zeitung „The Scotsman“.
Das Gässchen wird wieder zur Straße und biegt links ab. Rechts aber überquert eine eiserne Fußbrücke den Water of Leith. Sie ist der Ort, an dem die typischen Fotos vom Dean Village entstehen, wie man es auch ganz oben an diesem Beitrag sieht.
Nachdem wir diesen Blick eine Weile genossen haben, geht der Pfad auf der anderen Seite des Flusses weiter. Ein kleiner Wasserfall erscheint.
Noch ein Stück kann man am Fluss entlang. Dann endet der Weg an einem Tor. Früher konnte man hier weitergehen, doch ein Erdrutsch im Jahr 2016 machte den Pfad unsicher. Weil es auch rechtliche Probleme bei der Wiederherstellung gab, war im Sommer 2020 noch keine Öffnung des Weges hier in Sicht. Laut einem Zeitungsbeitrag soll aber seit Mai 2022 der Weg wieder begehbar sein.
Nun gibt es im Prinzip zwei Varianten. Erstens: Weiter auf dem (hoffentlich wieder eröffneten) Pfad. Zweitens: An rechts den Weg hinauf zur Straße. Wir entscheiden uns für Variante zwei und kommen durch einen steinernen Türstock.
Der Straße „Dean Path“ folgen wir nur einige Meter weiter bergauf, dann schon können wir den Friedhof des Dean Village „Dean Cemetery“ betreten. Mehrere Wege führen durch die Grabsteine, die wirklich sehenswert sind. Einer der auffälligsten ist der von Major General William John Gairdner.
Er war Zeit seines Lebens ein Soldat, kämpfte in vielen Kriegen unter anderen gegen die Sikhs in Indien. Das Grabmahl zeigt seinen Hut unter einem Dach auf griechischen Säulen.
Schließlich erreichen wir das Ende des Friedhofs an der Mauer.
Je nachdem welchen Pfad man eingeschlagen hat, muss man hier nun die kleine Gittertür finden.
Wir gehen hindurch und stehen auf dem Parkplatz der Scottish National Gallery of Modern Art. Wir gehen vorbei an der Scottish National Gallery of Modern Art, „Modern Two“ oder „Dean Gallery“. Früher war es ein Waisenhaus.
Vorbei an ihr und durch den Park, in dem sich bereits Skulpturen finden, führt ein Zebrastreifen zum Eingang in den Park des Hauses eins der Kunstgalerie.
Wir gehen ein paar Schritte in den Park hinein auf das Gebäude der Scottish National Gallery of Modern Art zu.
Der Park stellt übrigens selbst schon ein Stück Kunst dar.
Auf den Bänken ruhen wir uns ein wenig aus, ehe wir wieder den Weg zurück gehen, wieder über den Friedhof.
Zurück auf den Dean Path aber diesmal nicht hinunter zum Water of Leith Walkway. Denn an der Straße gibt es noch einmal schöne Steinhäuser. Und wir kommen über die Steinbrücke, die wir uns vorhin für den Rückweg gespart haben.
Zurück gehen wir wieder auf dem Weg vorbei an der St Bernard‘s Well.
Bis wir schließlich wieder den Ausgang des Dean Garden erreichen, durch den wir ihn vorher betreten hatten.
Der Spaziergang ist vorüber, wir haben uns viel Zeit dabei gelassen und etwa zwei Stunden gebraucht.
Wissen: Über das Dean Village
„Dean“ kommt vom Wort „Dene“ für „tiefes Tal“. Am Eingang zum Garten steht auch noch „The Dene“. Die Siedlung wurde bereits im 12. Jahrhundert erwähnt und war eine eigenständige Gemeinde. Der Fluss Leith trieb hier die Mühlen an, für die Dean Village berühmt war. Erst im 19. Jahrhundert wurde Dean Village von der sich immer weiter ausbreitenden Stadt Edinburgh eingemeindet.
Die Dean Bridge, über die heute die Queensferry Road führt, ist immerhin bis zu 32 Meter hoch und 136 Meter lang. Ihr Zweck war es, Nord Edinburgh mit Dean Village zu verbinden.
Die Stockbridge, von wo aus wir gestartet sind, datiert auf 1801. Ihr Name kommt von „stocc brycg“, was Holzbrücke bedeutet. Der Stadtteil um die Brücke trägt den gleichen Namen.
Tipp: Nach dem Spaziergang einen Kaffee
Zurück vom Spaziergang kann man sich rechts Richtung Stadtzentrum Edinburghs orientieren. Nur ein Stück den Berg hoch, gibt es auf der linken Seite ein entzückendes Café „Patisserie Florentin“, dessen Gebäck wir sehr genossen haben.
Anfahrt und Weg:
Zu Fuß ist die Stockbridge zirka eine viertel Stunde von den Princes Street Gardens entfernt, der Weg führt dabei auch durch die Queen Street Gardens.
Mit dem Bus – zum Beispiel der Linie 29 – dauert es etwa 10 Minuten. Aussteigen muss man St Stephen Street.
Mit dem Auto kann man natürlich auch herfahren. Parken kann man in der Kerr Street. Allerdings sind die Parktickets nicht gerade günstig. Und Vorsicht: Die Parkzeit wird dauernd kontrolliert und sehr schnell mit 30 Pfund geahndet.