MyHighlands.de

Drum Castle – die geheimen Zimmer im Turm

Diese Burg ist so alt, dass einige Räume darin schon in Vergessenheit geraten sind. Drum Castle gab seine Geheimnisse jedoch vor kurzem Preis.

Drum Castle
Drum Castle mit dem großen Bergfried (links)

700 Jahre Burggeschichte wären fast zerstört worden, nur weil man den alten Turm von Drum Castle mit einem neuzeitlichen Zement restauriert hatte. Im Gegensatz zum alten Kalk-Mörtel verhält sich Zement unflexibel, lässt keine Feuchtigkeit entweichen und bricht leichter. Doch auf diese Erkenntnis kamen die Denkmalschützer erst in den letzten Jahren, und so passiert es immer wieder, dass heute bei alten Gemäuern der noch recht neue Zement durch traditionellen Kalk-Mörtel ersetzt wird.

Schottland Wandkalender 2025 in A3

Zwölf wunderschöne Motive aus Schottland mit der Isle of Skye, Isle of Mull, Stirlingshire und vielen anderen Orten. Alle Seiten hier ansehen:

Zum Kalender

So auch bei Drum Castle. Ein Team unter der Leitung von Jonathan Clarke machte sich im Juli 2013 an die Arbeit, um den alten Bergfried – also den großen Wehrturm – auf diese Art zu restaurieren.

Drum Castle Turm

Bei den Arbeiten fiel Clarke  etwas Seltsames auf: Es war ein blockiertes Fenster von außen zu sehen, das von innen nicht erreichbar war. Nun ist das nichts Ungewöhnliches. In alten Burgen gibt es aufgrund verschiedener Umbauten, die in den Jahrhunderten durch die Burgherren veranlasst wurden, immer wieder Bereiche, die einfach dicht gemacht wurden. Meist waren sie dann mit Schutt aufgefüllt worden, um das Gebäude weiter stabil zu halten.

Clarke wollte das genauer ergründen, auch um die gesamte Baustruktur zu erfassen. Er öffnete mit seinem Team vorsichtig das Fenster von außen – und förderte eine neue Welt zutage.

Im Inneren des Turms nämlich fand er eine ganze Reihe mittelalterliche Kammern, eine davon samt einer Toilette.

Die Legende vom Geheimversteck

Drum Castle war Jahrhunderte lang im Besitz des Clan Irvine. Bereits im Jahre 1323 hatte die Familie die Ländereien und den Wehrturm von König Robert the Bruce persönlich erhalten. Seitdem haben die Besitzer die Burg ausgebaut und immer wieder verändert.

Die Irvines waren aber auch Jakobiten und kämpften an der Seite des Bonnie Prince Charlie bei Culloden. Nach der blutigen Niederlage floh Alexander Irvine zurück auf die Burg zu seiner Schwester. Die versteckte ihn – so die Legende – für ganze drei Jahre in einem Geheimzimmer vor seinen Verfolgern.

Drum Castle Seitentor

Und nun also dieser Fund. Hatte Clarke hier vielleicht das Geheimversteck des Alexander Irvine gefunden?

Möglich, aber nicht unbedingt zwingend. Denn die Archäologen, die nun weiter forschen, haben bisher keine Belege dafür gefunden. Doch auch so ist es für die Historiker spannend genug, denn die Kammern verraten auf jeden Fall mehr darüber, wie im frühen 14. Jahrhundert gelebt wurde.

So handelt es sich bei einigen der Kammern wohl um den Bereich eines großen Herdes und um Vorratskammern für Essen.

Die weniger geheimen Zimmer

Natürlich hat Drum Castle nicht nur verstecke Kammern zu bieten. Im Inneren finde sich wunderbar eingerichtete Räume, Salons und Bibliotheken, die die Familie Irvine mit der Zeit eingerichtet haben.

Heute befindet sich Drum Castle im Besitz des National Trust of Scotland. Während der Sommermonate können Besucher die Burg besichtigen und am Ende im Café noch Kuchen essen.

Wissen: Bauphasen und teure Fenster

Drum Castle Gebäude

Die Burg besteht aus drei Bereichen: dem alten Turm aus dem 13. Jahrhundert, einem Wohngebäude von 1619 und weiteren Teilen aus dem viktorianischen Zeitalter, also dem Ende des 19. Jahrhunderts. Außerdem gehören noch große Ländereien zur Burg. Alle haben ihren eigenen Reiz.

Wenn man in der Drum Castle auf die Fensterbänke achtet, erkennt man dort kleine Plaketten. Es sind die Überreste einer alten Steuer, der Fenstersteuer. Durch diese verlangte die britische Krone in den Jahren von  1696 bis 1851 eine Abgabe auf die Anzahl der Fenster. Die Folge: Nur reiche Besitzer – wie auch die von Drum Castle – konnten sich Licht und Luft für ihre Wohnung leisten. Ärmere Untertanen dagegen vermauerten oft ihre Fenster, um Geld zu sparen.

Persönliche Anmerkung: Kleine Handwerksmesse

Wir kamen in der ersten Oktober-Woche eher zufällig zur Drum Castle; auf dem Weg nach Aberdeen zu unserem Heimflug hatten wir noch etwas Zeit übrig. Normalerweise hätte die Burg schon geschlossen, doch es war eine kleine Handwerksmesse dort. Hauptsächlich Schmuck, aber auch Fotos und sogar auch besonderes Gebäck gab es an diesem Tag. So konnten wir also nicht nur die Burg besichtigen, sondern auch noch ein bisschen Flohmarkt-Atmosphäre genießen.

Anfahrt:

Mit Navigationsgerät: „AB31 5EY“ bringt einen ganz in die Nähe.

Ohne Navi: Von Aberdeen aus die A93 in Richtung Ballater und Braemar nehmen. Etwa eine Meile hinter Peterculter auf das braune Hinweisschild achten und nach rechts abbiegen. Nach wenigen hundert Meter wieder links abbiegen und weiter fahren bis zum Parkplatz.

Die mobile Version verlassen