Dunfermline Abbey – Besuch bei Schottlands Königen

Dunfermline nahe Edinburgh war im Mittelalter ein Zentrum der schottischen Könige. Lebend wie tot. Heute zeigt uns die Abbey einzigartige mittelalterliche Baukunst.

Dunfermline Abbey

Heute ist Dunfermline ein Vorort der schottischen Hauptstadt Edinburgh – 20 Kilometer liegen dazwischen. Doch einst war seine Abtei ein wichtiger Sitz der Könige und damit das Zentrum des Reichs. Davon zeugen die Ruinen des imposanten Klosters und die Gräber von 22 Königen – nicht zuletzt das des Heldenkönigs Robert the Bruce.

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Wenn Besucher Dunfermline Abbey zum ersten Mal aus der Ferne sehen, dann fällt der Blick allerdings zunächst auf die neusten Gebäude: Die Gemeindekirche im neogotischen Stil stammt aus dem 19. Jahrhundert. Die Spuren der Vergangenheit lassen sich dann aber schnell entdecken. Und sie sind beeindruckend.

Achtung: Die Betreiber dieser Sehenswürdigkeit, das Historic Environment Scotland (HES), führt seit 2021 an vielen Sehenswürdigkeiten Untersuchungen oder Baumaßnahmen zum Erhalt der Gebäude durch. Dieses gehört dazu. Darum vorher informieren, ob und was begehbar ist. Mehr Hintergrund hier.

Ruinen der Klosteranlage

Startpunkt liegt nicht in der großen Kirche, sondern im kleinen Shop in den Klosterruinen. Hier zeigt eine Ausstellung, wie sich die verschiedenen Teile der Abtei über die Jahrhunderte ausgedehnt hat. Übrigens können Besucher das selbst per Modell nachbauen.

Modell der Klosteranlage

Doch wann und wie begann die Entwicklung der Dunfermline Abbey? Sie hängt zusammen mit einer Flucht aus England. In der Schlacht von Hastings schlugen die Normannen die bis dahin herrschenden Angelsachsen. Margareta, Tochter von Eduard Ætheling, floh nach Schottland an den Hof von Malcom III. – die beiden heirateten. Die Königin ist heute als Margareta von Schottland bekannt, und sie wurde sogar heiliggesprochen.

Warum? Weil sie das Christentum lebte und verbreitete. Sie galt als fromm und wohltätig. Und sie war es eben auch, die die Dunfermline Abbey gegründet hat. Ihr ist übrigens auch die St Margaret’s Chapel auf der Edinburgh Castle gewidmet – immerhin das älteste Gebäude der Stadt.

Jetzt fehlten freilich noch ein passender Mönchsorden. Das Königspaar lud die Benediktiner ein und sie kamen. Margaretas Sohn König David I. erweiterte den Bau und fortan stand die stattliche „Benediktinerabtei der Heiligen Dreifaltigkeit und der Heiligen Margarete“ an diesem Ort. David gründete noch viele weitere Abteien, wie etwa die Jedburgh Abbey oder Melrose Abbey im Süden des Landes. Doch so wichtig wie Dunfermline war keine davon.

Als Margareta starb, wurden ihre Überreste in einem kostbaren Schrein aufbewahrt. Und als sie schließlich 1250 heiliggesprochen wurde, pilgerten von da an viele zum Grab. Sie galt als Beschützerin der Königinnen bei der Geburt. Das nahm teils groteske Züge an: Mary Queen of Scots ließ sich 1566 Kopf und Haare der Heiligen nach Edinburgh bringen, als sie James den IV. gebar.

Der Sockel, auf dem einst St Margaret’s Schrein stand

Heute ist der Sockel, auf dem der Schrein mit den Gebeinen der Heiligen einst stand, leer. Ihre Überreste verloren. Die Reformation im 16. Jahrhundert machte der Heiligenverehrung und der ganzen Abtei den Garaus.

Doch erst durfte Dunfermline Abbey noch die Blütezeit erleben. Unter und mit der Herrschaft von Robert I., besser bekannt als Robert the Bruce, gewann sie an Bedeutung. Ein großes Hauptschiff mit mehreren Türmen wurde errichtet. Auch innen wurde höchste mittelalterliche Kunstfertigkeit an den Tag gelegt. Und das lässt sich noch heute bestaunen, im alten Teil der Kathedrale.

Ein Seitengang der Kathedrale

Zwar wirkt das Gebäude auf ersten Blick eher leer, es fehlen der Altar, eine Kanzel, Kerzenständer – irgendwie alles, was man in einer Kirche erwarten würde. Doch die vermeintliche Leere lässt Raum für die eigentlich Schönheit: die mittelalterliche Architektur und Steinmetzkunst, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Wie etwa die kunstvollen Pfeiler und Bögen mit reicher Verzierung.

Die verblassten Fresken aus dem 16. Jahrhundert im Deckengewölbe lassen erahnen, wie bunt das alte Kirchenschiff einst erstrahlte.

Unten der Heilige Petrus

Und natürlich ziehen die Buntglasfenster, die zwischen den Bögen hindurchscheinen, die Blicke auf sich. Darunter oft erstaunliche Gräber oder alte Torbögen.

Buntglasfenster mit umgebenden Bögen

Die Buntglasfenster sind allerdings nicht so alt, wie das Mauerwerk. Die meisten stammen aus dem 19. oder gar 20. Jahrhundert. Dennoch erzählen sie eine ganz eigene Geschichte und sind nicht weniger beeindruckend. Denn viele der Fenster hat der amerikanische Stahltycoon Andrew Carnegie gestiftet.

Carnegie wurde in 1835 in Dunfermline geboren, wanderte nach Amerika aus und wurde Multimillionär. Dabei zeichnete er sich auch dadurch aus, dass er seine Heimat nie vergaß und diverse Stiftungen gründete. Er spendete mehrere Buntglasfenster in der Dunfermline Abbey, eines soll an seine Familie erinnern. Es heißt „The Dawn of a New Age“.

The Dawn of Age – Buntglasfenster in Dunfermline Abbey

(Anm. d. Autors: Was sich allerdings leider nicht im alten Kirchenschiff findet, sondern nur im neuen Teil, ist das Tiffany-Fenster von Carnegie. In diesen Teil der Kirche, in dem auch das Grab von Robert the Bruce liegt, konnten wir bei unserem Besuch leider nicht hinein.)

Das Kirchenschiff war sicher ein Zentrum, die Anlage der Abbey war jedoch wesentlich größer. Ein großer Friedhof mit teils uralten Grabsteinen erstreckt sich um das Gebäude.

Alte und neuere Grabsteine auf dem Friedhof von Dunfermline Abbey

Am Rande des Areals liegt Abbot House. Es ist Dunfermlines ältestes Haus und stammt teilweise schon aus dem 16. Jahrhundert. Im Untergeschoss liegt ein kleines interessantes Geschäft, das Seifen, Stifte und andere Handwerks-Produkte verkauft.

Abbot House in Dunfermline

Es gibt also viel zu entdecken rund um Dunfermline Abbey, und längst nicht alles konnte hier beschrieben werden. Ein Besuch an diesem historischen Ort der Könige gibt jedem Reisenden ein neues Verständnis für Schottland.

Das Westportal von Dunfermline Abbey

Wissen: Das Grab von Robert the Bruce in Dunfermline

Es war eine Sensation! Bauarbeiter legten im Jahr 1818 in der Abtei von Dunfermline eine Gruft frei. Darin ein Skelett, das vermutlich von einem König stammte. Nicht unwahrscheinlich, denn schließlich liegen hier 22 schottische Regenten begraben. Die Wissenschaftler, die den Schädel des Skeletts untersuchten, kamen aber zu einem faszinierenden Schluss: Bei dem Toten musste es sich um  König Robert I. handeln. Robert the Bruce, Held und Befreier Schottlands.

Doch bald gab es auch Zweifel anderer Wissenschaftler. Misstrauen schürte auch die Plakette, die das Grab als das von Robert I. darstellte. Es stellte sich heraus, dass sie erst während der Untersuchungen „auftauchte“ und eben gefälscht war. 

Seitlich gut zu sehen: Altes Kirchenschiff (links) und Neubau (rechts)

Warum ist es aber so schwer, sicher zu sein, wer da liegt? Dass Robert the Bruce in Dunfermline begraben wurde, war sein Wunsch. Und dass die Überreste darauf hinwiesen, dass sein Herz entfernt wurde, deutet auch auf Robert I. hin. Sein Herz wurde auf seinen Wunsch hin auf Kreuzzug ins Heilige Land mitgenommen und dann anschließend wieder in der Melrose Abbey begraben.

Die Lage des Königs-Grabs war unklar, denn in der Reformation wurden viele Kirchen und deren Inneres zerstört. Außerdem hat sich die Abtei über die Jahrhunderte hinweg immer wieder verändert. So blieben und bleiben begründete Zweifel, auch wenn durchaus gewichtige Gründe dafür sprechen, dass es sich um Robert the Bruces Überreste handelt.

Dem Hype damals tat das keinen Abbruch. Die Bauarbeiten an der Abtei waren nicht nur simple Instandhaltung, sondern die Grundlagen einer neuen Abtei. Und nach der Entdeckung des Grabs wurden die Pläne des Neubaus sehr schnell angepasst, sodass bei der Einweihung 1821 der Schriftzug „King Robert the Bruce“ den neuen Turm krönte.

Um den Turm herum steht „King Robert the Bruce“ geschrieben

Die Überreste des Helden-Königs der Schotten wurden in das neue Gebäude verlegt. 1889 stiftete der Earl of Elgin eine aufwendige Messing-Platte, die das Grab heute noch markiert.

Vom Schädel des Königs wurden damals übrigens Abgüsse genommen. Trotzdem es diese Vorlagen gibt, weiß keiner wirklich, wie Robert the Bruce ausgesehen hat. Denn wegen fehlender DNA kamen wichtige Informationen nicht mit: Waren Krankheiten an den Knochen? Hätte sich DNA daran finden lassen? Die wiederum hätte Aussagen über Augen- und Haarfarbe oder etwaige Krankheiten mitliefern können, die das Aussehen des Königs beeinflusst hätten.

Anfahrt:

Mit Navigationsgerät: „KY12 7PE“ bringt einen direkt in die Nähe.

Ohne Navi: Auf dem Motorway M90 geht es von Edinburgh hinaus über die berühmten Brücken über der Firth of Forth. Bereits die zweite Ausfahrt verweist auf die A823 nach Dunfermline. Ihr folgt man bis zum großen Kreisverkehr. Hier auf der Spur mit der Markierung „D’line“ einordnen und nach Dunfermline abfahren. Der Straße immer weiter folgen. Ab jetzt kann man einfach auf die braunen Schilder mit „Historic Buildings“ achten. Sie führen zum Parkplatz an der Dunfermline Abbey.

Dunfermline Abbey Infos

BesonderheitDie Dunfermline Abbey ist eine der ältesten und wichtigen Kloster-Anlagen Schottlands. Hier liegen 22 Könige des Landes begraben, darunter der Helden-König Robert the Bruce.

ÖffnungszeitApr-Sept
tägl:. 09:00-17:30 Uhr
Okt-Mrz
Sa-Mi:. 10:00-16:00 Uhr
letzter Einlass je eine halbe Stunde vor Schluss
MIttagspause: 12:30-13:30 Uhr

KostenErwachsene: 6,00 Pfund
Ermäßigte: 4,80 Pfund
Kinder: 3,60 Pfund
(Stand 2021)

Mapcode für Navis1Y.PN5Q
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Postcode für NavisKY12 7PE

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