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Dunnottar Castle – die Burg auf den Klippen

Wozu Mauern? Dunnottar Castle steht auf 50 Meter hohen Klippen und ist nahezu uneinnehmbar. Versucht wurde es dennoch mehrfach. Und so hat diese schottische Burg eine bewegte Geschichte.

Dunnotar Castle
Dunnottar Castle

Ein wenig Puste muss man schon mitbringen. Denn wer auf die Dunnottar Castle will muss rund 200 Stufen erklimmen – und das jeweils auf dem Hin- und Rückweg. Was für heutige Besucher eine Herausforderung ist, war damals aber der beste Schutz vor Angreifern. Denn die Burganlage befindet sich auf einem Plateau, dessen Flanken 50 Meter steil abfallen zum Meer. Lediglich eine schmale Landzunge verbindet den Fels mit dem Festland, und die senkt sich zunächst ab, um dann wieder zum Burgtor anzusteigen.

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Diese natürlich geschützte Lage eignete sich hervorragend für jede Art von Festung. Darum war hier schon seit der Zeit der Pikten eine Art Fort. Die silbe „Dun“ weist darauf hin. Denn „Dun“ bedeutet „Festung“ und findet sich zum Beispiel auch in Dunvegan, Dun Telve und vielen anderen Namen in ganz Schottland wieder.

Dunnottar befand sich an strategisch wichtiger Position, an einer Stelle, die am Ende der Ausläufer der Grampian Mountains steht, die für eine Armee nur schwer zu passieren waren. Wer also am Fuße der Berge nach Norden ziehen wollte, kam in das Einzugsgebiet von Dunnottar.

Und so war die Festung stark umkämpft. Schon im 7. Jahrhundert nach Christus findet sich in den Annalen von Ulster der Eintrag: „Obesessio duin Foither“ – Belagerung von Dunnottar steht da. Und seitdem hatte sie viele Herren. Die Angelsachsen unter Æthelstan bissen sich an ihr noch die Zähne aus. 1296 nach Christus aber nahm sich der englische König Edward Dunnottar mit Gewalt. Nur ein Jahr später erstürmte sie der Nationalheld William Wallace (Braveheart) und verbrannte die Soldaten der Engländer in der dortigen Kapelle. Keine 40 Jahre vergingen, da gehörte sie wieder den Engländern, ein Jahr später den wieder Schotten …

Burgfried

Ruhe kehrte erst nach der Schlacht von Bannockburn ein. Robert the Bruce gab Dunnottar an seinen Kommandanten Sir Robert de Keith. Dessen Enkel machte sich daran die hölzerne Festung durch einen steinernen Burgfried zu ersetzen, so wie er heute noch steht.

Endlich also eine echte Castle!

Die Keiths spielten eine bedeutende Rolle: Als Earls Marischal waren sie ab dem 16. Jahrhundert die Wächter der Reichsinsignien, also von Schwert, Zepter und Krone des schottischen Königs. Und die mussten sie mit ihrem Leben verteidigen. Denn als 1651 Bürgerkrieg in Großbritannien herrschte, kam der Diktator Oliver Cromwell mit seiner schlagkräftigen Armee nach Dunnottar und belagerte die Burg. Die Keiths hielten immerhin acht Monate aus, die letzten zehn Wochen unter städnigem Kanonenbeschuss. Erst dann ergaben sie sich.

Die Reichsinsignien bekam Cromwell dennoch nicht. Die hatte eine Pfarrersfrau aus der Burg geschmuggelt und in einer nahen Kirche vergraben. Als 1660 der schottische König seinen Thron wieder bestieg, hatte er die Zeichen seiner Macht um sich.

Doch vom Beschuss durch Cromwells Armee erholte sich Dunnottar nicht mehr. Die Keiths lebten künftig nicht mehr auf der Burg, nur Soldaten waren fortan hier noch stationiert. Während dieser Zeit wurde Dunnottars Geschichte um eine letzte unrühmliche Episode reicher.

Der Whig’s Vault

In einem langen Gewölbe, dem Whig’s Vault, schloss man hier im Jahre 1685 unglückseligen Covenanter ein. 45 Frauen und 122 Männer mussten sich den Platz teilen – jeder hatte gerade genug Platz, um zu sitzen. Der Boden soll knöcheltief mit Dreck bedeckt gewesen sein. Essen und Trinken mussten sie von den Wachen kaufen, eine Toilette gab es nicht. Ihr Vergehen? Sie erkannten den König nicht als ihr religiöses Oberhaupt an. Sechs Wochen mussten sie hier zubringen, viele starben dabei vor Hunger. 25 schafften zwar einen Ausbruch, doch nur acht davon konnten wirklich entkommen – zwei stürzten an den Klippen zu Tode. Die Restlichen wurden als Sklaven in die Kolonien geschickt, wo die meisten von ihnen ebenfalls bald ihr Leben ließen.

Nach dieser grausamen Episode versank Dunnottar in der Bedeutungslosigkeit. Die Familie Keith stellte sich im 18. Jahrhundert auf die Seite der Jakobiten, 1715 wurde er wegen Hochverrats hingerichtet, die Ländereien gingen an die Krone.

Die Burg verfiel. Bis 1925 die Familie Cowdray Dunnottar Castle in Besitz nahm und sie seitdem restauriert.

Wissen: Versorgung auf der Burg

Zu den besten Zeiten der Keith-Familie, lebten rund hundert Bedienstete auf Dunnottar Castle. Was im Kriegsfall als geniale Verteidigung diente, nämlich der schmale und steile Weg zur Burg, war in Friedenszeiten ein echtes Problem für die Versorgung der Bewohner. So gab es zwar auch in den Mauern einen Garten für Gemüse, doch musste das meiste Essen aus der Umgebung herbeigeschafft werden.

Diese nahezu unmögliche  Transportaufgabe übernahmen spezielle Ponies, die sogenannten „Garrons“. Sie waren robust und besonders trittsicher.

Tipp: Ein Blick für Merida

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Mehr Informationen

Eine derartig dramatische Kulisse muss doch in einem Film vorkommen. Und auf Umwegen tut sie das auch. Denn im Disney-Knüller „Merida“ (oder auf Englisch: „Brave“) wohnt die Heldin auf einer Burg, die ebenfalls auf einer Klippe thront. Dass dem so ist, liegt an Dunnottar Castle. Zunächst hatten die Filmemacher die Burg nämlich auf eine Insel in einem See gelegt. Als sie jedoch Dunnottar Castle sahen, nahmen sie dessen Szenerie mit auf.

Persönliche Anmerkung: Falsches Licht für Fotos

Die Burg hatte mich natürlich auch deshalb gereizt, weil sie ein einzigartiges Motiv zum Beispiel für meinen Kalender abgibt. Das Dumme ist nur: Wenn das Wetter nicht mitspielt, kann man die beste Kamera haben, die Fotos werden dennoch mau. Und genau an diesem Tag war der Himmel nichts als eine milchige Suppe. So schälten sich also weder die Konturen der Burg schön heraus, noch zeigte sich eine Wolkenstruktur.

Ich bin also etwas enttäuscht von den Ergebnissen. Der Besuch auf der großen Anlage hat aber auf jeden Fall Spaß gemacht.

Anfahrt:

Von der A90 aus dem Süden kommend biegt man fährt man bis zur Ausfahrt „Stonehaven/Banchory“, kommt man sie von Norden, heißt dieselbe Ausfahrt „Montrose/Arbroath“. Dort geht es auf die A92. Auf der dann aber nicht links abbiegen nach Stonehaven, sondern weiterfahren, bis das Hinweisschild auf Dunnottar Castle erscheint. Erst dann links abbiegen und bald darauf wieder rechts auf den Parkplatz.

Von Stonehaven aus fährt man erst die A957, bis sie auf die A92 stößt. Dort biegt man rechts ab und der Rest ist analog zu oben.

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