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Eriskay Ponies – Besuch bei den letzten ihrer Art

Es gibt nur noch sehr wenige Eriskay Ponies weltweit. Wir hatten das Glück sie in ihrer Heimat, der Isle of Eriskay, hautnah erleben zu dürfen. Hier unsere Geschichte.

Eriskay Pony beim Grasen
Eriskay Pony beim Grasen

Wir waren enttäuscht. Es war unser letzter Tag auf der Insel Eriskay und wir hatten wie schon im Jahr zuvor keines der berühmten Ponies gesehen. Halbwild würden die kleinen Pferde überall auf der Insel herumlaufen, so heißt es in vielen Reiseführern.

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Ich fragte mich langsam: Stimmte das, was die Reiseführer sagen?

Berühmt: Das besondere Pferd der Isle of Eriskay

Eriskay Ponies sind einzigartige Tiere. Schon den Wikingern sollen sie bekannt gewesen sein. Es heißt, die hätten sogar Tiere von Eriskay mitgenommen, als sie nach Island übersiedelten. Das dortige Island-Pony soll auch aus den Eriskay-Pferden hervorgegangen sein. Und selbst der legendäre Schottenkönig Robert de Bruce soll bei der Schlacht von Bannockburn auf einem Eriskay Pony gesessen haben.

Die kleinen Pferde auf den Äußeren Hebriden haben eine lange Tradition als Nutztiere. Durch konsequente Züchtung sind sie sehr freundlich einerseits, aber unheimlich zäh andererseits. Schließlich müssen sie mit dem rauen Inselwetter zurechtkommen.

Wetter wie heute. Es regnete bereits den ganzen Vormittag.

Eriskay Pony: Mit dem Kombi zur Koppel

Beim Zahlen im Bed & Breakfast unterhielten wir uns kurz mit unserem Gastgeber John. Wie man das eben so macht in Schottland. Ein bisschen zum gerade herrschenden Regenwetter, ein wenig über unsere Zeit auf der Insel – und über unser Bedauern, dass wir wieder kein Eriskay Pony gesehen hatten.

Eriskay Ponies? Ohja, wunderschöne Tiere. Er kenne sie gut, sagte unser Gastgeber, schließlich sei er im Verein zur Erhaltung dieser einzigartigen Rasse. Ob wir jetzt noch welche sehen wollten … ?

Natürlich wollten wir! Und so packte John uns kurzerhand in seinen Kombi und fuhr mit uns knapp einen Kilometer durch den Regen, bog bei einem verfallenen Haus auf einen Feldweg ein und stoppte ein Stück weiter den Hügel hinauf.

Da waren sie!

Von wegen wild: Die meisten sind in Privathaltung

Doch sie waren eingezäunt. Ich dachte, sie würden frei auf der Insel herumlaufen? Meist nicht, erklärte uns John. Und schon gar nicht, wenn sie gerade Fohlen geboren hätten, wie die Stute weiter hinten.

Tatsächlich. Ich musste schon genau hinsehen, um es weiter hinten auf der Koppel zu erkennen. Da lag ein kleines braunes Bündel vor dem weißen Pony auf dem Boden.

Das kleine Pony versucht aufzustehen

Das Pony war noch so jung, dass das Aufstehen ein Kraftakt war. Erst ein Vorderbein, dann das zweite, dann – mit großer Anstrengung – der Rest. Geschafft. Stolz aber etwas wacklig suchte es die Nähe zu seiner Mutter.

Noch etwas wacklig, doch das Fohlen steht

Die wenigen Tiere seien alle in der Hand von Züchtern, ließ uns John wissen. Die meisten davon lebten sogar mittlerweile auf Uist, nicht mehr auf Eriskay, wo es weniger als zwanzig Tiere gäbe.

Während wir uns so unterhielten, schlich sich ein braunes Pony zu uns. Vor lauter Faszination für das Fohlen, hatten wir glatt das junge Tier in unserer Nähe übersehen. Es war neugierig und ließ sich gerne streicheln.

Eriskay Ponies sind sehr zutraulich

Auch dieses Pony war braun wie das Fohlen. Alle Eriskay Ponies seien am Anfang so dunkel, erklärte uns unser Gastgeber. Erst nach vier bis sechs Jahren ändere sich das, die erwachsenen Tiere wären meist weiß-grau.

Ganz besonders interessierte sich das junge Pony für meine Kamera, die ich – um sie vor dem Dauerregen zu schützen – mit einer Plastiktüte umhüllt hatte. Die zog das Pferdchen geradezu magisch an. Vermutlich, weil sich sonst in Plastiktüten Futter fand.

Das Pony interessiert sich für meine Kamera (Foto: Martin Goldmann)

Weltweit, so informierte uns John, gebe es nur noch wenig hundert Eriskay Ponies und die Rasse rein zu halten sei schwer. Seine größte Sorge sei es, geeignete Zuchthengste für seine Stuten zu bekommen.

So langsam fraß sich der Regen durch bis zu unserer Haut. Zwar hatten mich meine Gummistiefel vor nassen Füßen bewahrt und auch die Jacke war wasserdicht, doch die Jeans nahm immer mehr Feuchtigkeit auf. Und so war es an der Zeit, dass wir uns von den Tieren verabschiedeten.

Bleibt nur zu hoffen, dass es die Eriskay Ponies auch nächstes Mal hier noch gibt, denn es sind die letzten ihrer Art.

Pony auf Barra
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