Große Macht ging von dieser kleinen Insel aus: Nahe des Nordufers von Loch Finlaggan liegt ein Eiland, auf dem die „Lords of the Isles“ ihren Sitz hatten. Von hier aus beherrschten sie die Inseln und die Westküste Schottlands.
Zwei Inseln in einem kleinen Loch, das wiederum auf des Insel Islay liegt. Das war das Zentrum der einflussreichen Lords of the Isles, den Herrschern über die Inseln und die Westküste Schottlands. Im Mittelalter waren diese Inselherren der Highlands and Islands tatsächlich so mächtig wie das schottische Reich im Süd-Osten.
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Dieses Reich brauchte einen Herrschersitz, und da es eben ein Reich der Inseln war, war es nur logisch, dass dieser auf einer Insel zu finden war. Loch Finlaggan bot dabei mit seinen beiden Eilanden darin nicht nur Schutz vor Feinden, es symbolisierte das Reich selbst als eine Art Miniatur.
Noch heute kann man die Überreste des Herrschersitzes auf der Eilean Mòr, der „großen Insel“ finden. Es war keine große Burg, sondern eher ein kleines Dorf, mit eigene Wegen, einer Kapelle und sogar Landwirtschaft in Form von kleinen Äckern.
Hier fand sich auch die Festhalle, in denen Barden mit Harfen die Taten der Vorfahren rühmten. Es gab natürlich auch Unterkünfte für den großen Rat des Reiches, der aus den Mitgliedern der wichtigsten Familien bestand. Wenn dieser tagte, dann zog er sich zurück auf die zweite Insel im Loch, wo der steinerne Ratstisch in einem Haus stand. Diese Insel heißt darum auch „Eilean na Comhairle“, zu deutsch etwa „Ratsinsel“.
Früher konnten Besucher nur per Boot zur großen Insel gelangen, heute führt ein malerischer kleiner Steg hinüber, den Soldaten jüngst durch den Torf und das Schilf gebaut haben. Den Besucher erwarten ein kleiner Rundweg entlang der Überreste der Häuser, jeweils mit Erklärungstafeln zu dem, was man sieht.
Weitere interessante Fundstücke aus der Zeit der Lords of the Isles kann man im Visitor Centre in ansehen: Kunstvolle Steine und Statuen. Außerdem gibt es Schiffsmodelle und Rüstungsnachbauten zu sehen. Zusammen lassen sie das Inselreich vor dem geistigen Auge der Besucher wieder auferstehen.
Wissen: Der letzte „Lord of the Isles“
Im 15. Jahrhundert – nach einem faustdicken Verrat am schottischen König – hatte dieser die Nase voll und kassierte den Titel „Lord of the Isles“ ein. Der Titel existiert aber heute immer noch – der Thronfolger auf den britischen Thron hält ihn, derzeit ist das Prince Charles.
Prince Charles hat Finlaggan bisher aber noch nicht besucht … er zog bisher die Laphroig Destillerie vor.
Persönliche Anmerkung: Viel Herzblut
Neben den geschichtsträchtigen Ruinen ist es noch die Landschaft, die mich bei Finlaggan beeindruckt hat: Das Loch, die zwei Berge der Insel Jura im Hintergrund.
Und auch die Herzlichkeit: Die ältere Dame, die bei unserem Besuch hinter dem Tresen saß, arbeitete ehrenamtlich dort. Als sie erfuhr, dass wir Deutsche sind, hat sie uns gleich einen Zeitungsgausschnitt über die Hochzeit eines Deutschen auf Finlaggan gezeigt. Sie fand um Mitternacht statt, bei Fackelschein, da der Pfarrer früher nicht konnte. Solche Geschichten liebe ich.
Besonderheiten: Hochzeit möglich
Auf Finlaggan können sich Paare trauen lassen. Allerdings kann es draußen etwas kühl werden.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: „PA45 7QT“ bringt einen ganz in die Nähe.
Ohne Navi: Von Bowmore aus die Hauptstraße A846 nach Nordosten nehmen. In Bridgend weiter Richtung Port Askaig. Kurz nach Ballygrant auf das Hinweisschild „Finlaggan“ achten, links abbiegen, nächster Abzweig mit dem Schild „Finlaggan“ wieder links und einfach weiterfahren bis zum Parkplatz am Ende.