Ein Bauwerk als gewaltige Drohung an die Clans: Nie wieder sollt ihr euch erheben! Das Gefühl von Stärke und Überlegenheit geht noch heute von Fort George aus. Und nicht nur Militärexperten schlägt die Atmosphäre der Anlage in ihren Bann.
Eine kalte Symmetrie liegt dieser Kaserne zugrunde: lange Geraden, steile Rampen, plötzliche Abgründe – alles mit militärischer Präzision geplant und umgesetzt. Fort George hat nichts mit den sonst verwinkelten Burgen der Schotten gemein. Es ist als Kaserne für eine große Anzahl an Soldaten auf dem Reisbrett geplant worden. Strategisch günstig wurde es auf einer Landzunge etwas östlich von Inverness errichtet – so konnte die Besatzung gleichzeitig die Bucht kontrollieren und zu Expeditionen ins Hinterland aufbrechen.
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Fort George ist die finale Antwort der Engländer und der Regierungstreuen auf den Jakobitenaufstand im Jahre 1746. Als militärisches Monstrum sollte es die Repressalien durchsetzen, die in Folge der Rebellion gegen die Krone erlassen worden waren.
Dazu errichteten die Bauherren einen Steingiganten von 650 Meter Länge und 280 Meter Breite, der rund 200.000 Pfund kostete. Zum Vergleich: Heute entspräche das in etwa einer Milliarde Pfund. 20 Jahre dauerte es, bis das Fort in heutiger Größe stand. Darum gibt es an Gebäuden auch unterschiedliche Jahreszahlen: 1757 und 1769 steht auf zwei gegenüberliegenden Kasernen-Häusern zu lesen.
Mit Kapelle, Kasernengebäuden und Offizierskasinos, Straßen und einen eigenen Hafen bildete Fort George eine richtige Kleinstadt, die um die 1.600 Fußsoldaten aufnehmen konnte. Die Besatzungs-Zahl variierte. Denn am Anfang mussten sich acht Soldaten eine Stube teilen – jeweils zwei in einem Bett. Später wurde die Zahl reduziert.
Wie das Leben der Soldaten damals aussah und welche Regimenter im Laufe der Jahre in Fort George stationiert waren, zeigen Ausstellungen in den Kasernen-Gebäuden – und natürlich gibt es auch einen Coffee-Shop.
Beeindruckend ist die Verteidigungsanlage rund um die Festung. Es gibt vorgelagerte Schanzen, überragende Bastionen und tiefe Gräben, die sogar mit Meereswasser geflutet werden konnten. Schwenkbare Kanonen überschauten die Bucht und das Land. Es gab nur einen richtigen Eingang über eine lange Holzbrücke.
Einen Angriff musste Fort George allerdings nie abwehren – keine der vielen Kanonen wurde jemals für einen Ernstfall abgefeuert.
Obwohl die Kaserne heute offen für Touristen ist, wird sie auch weiterhin militärisch genutzt: Das berühmte Blackwatch-Regiment nutzt das Fort als Standort. Sie ist somit die einzige Anlage, die noch in Dienst ist, aber gleichzeitig von der Regierungsbehörde Historic Scotland gepflegt wird.
Besonderheiten: Tourguide im Kästchen
Ein Highlight sind die digitalen Tourguides, die man mit dem Eintritt ausgehändigt bekommt. Sie sind in vielen verschiedenen Sprachen verfügbar – darunter auch Deutsch. Lebendig uns spannend erzählen sie die Geschichte und die Hintergründe zu Fort George, die Tiefe der Infos kann der Besucher selbst regeln. Im Fort stehen dazu immer wieder Tafeln mit Nummern, die man dann in das Gerät eingibt. Der Guide erklärt dann sogar, wohin man seinen Blick richten solle. Sehr ausgeklügelt!
Tipp: Wo sich Tümmler tummeln
Im Moray Firth, der großen Bucht, die das Fort bewacht, tummeln sich zu bestimmten Jahreszeiten Delfine. Mit etwas Glück kann man sie auf dem Wall ganz hinten am Fort erkennen.
Wissen: Namensgeber und Architekt von Fort George
Fort George ist noch immer die größte Artillerieanlage in Großbritannien. Seinen Namen hat es von König George II., der die Festung in Auftrag gab. Allerdings stand näher bei Inverness vor 1745 ein anderes Fort George, dessen Namensgeber wohl der erste King George war.
Die Planung von Fort George übernahm ein gewisser Lieutenant-General William Skinner, der auch der erste Festungs-Gouverneur war. Die Anlagen, wie er sie geplant hatte, stehen heute noch nahezu unverändert.
Persönliche Anmerkung: Faszination der Militär-Architektur
So kannte ich meine Freundin Katrin bisher noch nicht. Sie wollte unbedingt alles anhören und besuchen, was der digitale Tourguide hergab, wohl auch, weil der die Geschichte sehr spannend erzählte. Derweil war ich damit beschäftigt die klare Symmetrie in Fotos zu quetschen. Bei einer Anlage, die so gleichförmig verläuft eine schwere Aufgabe.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: „IV1 7TD“ bringt einen nach Fort George
Ohne Navi: Von Inverness auf der A96 in Richtung Nairn fahren. Nach zirka 16 Kilometern geht die Military Road B9006 links ab – ein braunes Touristikschild weist hier auch schon darauf hin. Dieser Straße etwa 6 Kilometer folgen – teilweise wird der Asphalt etwas huppelig. Dann kommt rechter Hand ein großer Parkplatz. Hier das Fahrzeug abstellen.