Die Fortrose Cathedral auf der Black Isle im Osten Schottlands ist heute eine Ruine. Doch einst reichte ihre Macht bis hinüber zur Westküste. Ihre Geschichte und warum ein Besuch sich dort lohnt.
Es ist schon fast ein jämmerlicher Anblick. Von der einstigen Schönheit der Fortrose Cathedral ist heute nicht mehr viel übrig. Das Hauptschiff der Kirche fehlt völlig und die Spitzbögen, die einst innen lagen, ermöglichen nun den ungeschützten Zugang zur Kirche – freilich auch für das Wetter.
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Was heute steht, ist nur noch das südliche Seitenschiff und der nördliche Chor. Nichts mehr zu sehen ist dagegen von dem beeindruckenden Turm.
Dabei war die Fortrose Cathedral auf der Black Isle, der „schwarzen Insel“, einst ein so wichtiges und mächtiges Zentrum. Denn ihr unterstanden die Kirchen von hier bis hinüber nach Applecross auf der anderen Seite des Landes. So groß war die Diözese, die damals der Grafschaft von Ross entsprach.
Und es war nicht nur der Kirchenbau selbst wichtig. Um die Kathedrale hatte sich ein ganzes Dorf an Geistlichen angesiedelt – alles ganz ähnlich, wie es bei der Elgin-Cathedral der Fall war. Es gab hier einen Bischofs-Palast, Gebäude für den Schatzmeister, die Dekane und den Kantor.
Es muss also ein ziemlich geschäftiger Ort hier gewesen sein. Heute bildet das Grundstück um die Kirche einen Ort für Ruhe und Erholung. Ein Weg führt zu den Ruinen. Bäume und Gras sorgen für eine Park-ähnliche Atmosphäre.
Wo sich einst die Gebäude der Kirchenmänner befanden, stehen heute die Häuser der Bewohner von Fortrose. Für die ist der Ort immer noch wichtig und heilig, denn er dient ihnen als Friedhof und der Eingang mit dem Eisentor erinnert an die Gefallenen der Weltkriege.
Die kleine Kathedrale in Mitten von Fortrose ist heute nur noch eine Ruine, doch ein kurzer Besuch hier lohnt sich, wenn man in der Nähe ist. Alleine schon wegen der schönen Grabsteine.
Wissen: Die Geschichte der Fortrose Cathedral
Gewidmet ist die Kathedrale dem Heiligen Petrus und dem frühen piktischen Bischof Curetán oder Bonifaz. Das war sie bereits, als sie noch im nahen Rosemarkie angesiedelt war und die Pikten hier herrschten. Doch Bischof Robert Cairnross verlegte den Sitz um 1214 nach Fortrose. Und Gräfin Euphemia hat bis 1300 etwa den Ausbau unterstützt. Vermutlich hatte sie dabei einen Hintergedanken: Einen Ort zu schaffen, in dem sie begraben werden würde. Das ist auch so passiert.
Interessanterweise war Euphemia übrigens in zweiter Ehe mit dem „Wolf of Badenoch“ verheiratet, dem Mann, der einst die Kathedrale von Elgin niederbrennen ließ. Die teilweise Ähnlichkeit im Baustil zwischen beiden Kathedralen könnte auf einen Baumeister hinweisen.
Als 1560 die Reformation wirkte, wurde die Kathedrale von Fortrose offiziell außer Dienst gestellt. Das kostbare Bleidach, das sie hatte, riss sich Lord Ruthven 1572 unter den Nagel – dennoch sollen hier auch weiter Gottesdienste abgehalten worden sein. Der kleine Glockenturm, der hier heute steht, stammt jedenfalls aus späterer Zeit.
Der Legende nach soll Oliver Cromwell während des Bürgerkriegs im 17. Jahrhundert das Gebäude abgetragen und die Steine für eine Festung bei Inverness verwendet haben.
Danach war der Verfall der Fortrose Cathedral nicht mehr aufzuhalten.
Tipp: Besuch im The Anderson und ein Blick bei Dunkelheit
Gleich am Eck der Straße steht das The Anderson – ein typisches Inn. Zum einen kann man dort recht gut in einer außergewöhnlichen Atmosphäre essen (die Jukebox zum Beispiel kennt nur klassische Musik), zum anderen kann man beim Verlassen des Pubs die Kathedrale bei Nacht wunderbar beleuchtet sehen.
Übrigens ist ganz in der Nähe der Chanonry Point, bei dem oft Delfine zu sehen sind.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: „IV10 8TB“ eingeben und los geht’s.
Ohne Navi: Direkt von der A9 geht etwas nördlich von Inverness in einem Kreisverkehr die A832 nach Fortrose ab. Ihr folgen bis in den Ort. Dort geht am „Eilean Dubh Restaurant“ die Straße nach rechts zur Kathedrale ab. Sie ist auch ausgeschildert. Parkplätze gibt es direkt davor.