Der Glasgow Art Club öffnet seine Tore auch für Nichtmitglieder. Welche Kunst es da zu sehen gibt und wann ein Besuch lohnen könnte, steht hier.
Streng schauen sie herab. Ein Runde alter Herren mit grauen Bärten und Zigarren in der Hand. Das Patriarchat scheint hier noch intakt, im Glasgow Art Club – wäre da nicht sie. Das eine Bild, das ganz natürlich mit Charme und Intelligenz den Männern die Schau stiehlt.
Schottland Wandkalender 2025 in A3
Zwölf wunderschöne Motive aus Schottland mit der Isle of Skye, Isle of Mull, Stirlingshire und vielen anderen Orten. Alle Seiten hier ansehen:
Eine Frau in Uniform. Heiter, aufgeweckt – nicht so altbacken und verdrossen blickt sie auf die speisenden Gäste an der Tafel hinab. Hier, bei diesem Bild, lässt sich die Anziehungskraft von Kunst spüren.
Und es gibt kaum einen besseren Ort als den Glasgow Art Club, um das zu zeigen. Denn das ist und war schon immer eine Aufgabe dieser Vereinigung: junge Künstler zu fördern. Und Kunstfreunden auf aller Welt eine Möglichkeit zu geben, daran teilzuhaben.
Der Beweis dafür ist das Bild mit der Dame in Uniform: Lance Corporal Margot Millen vom Australian Ambulance Corps. Sie war während einer der beiden Weltkriege Gast im Glasgow Arts Club, wo Hugh Adam Crawford die Soldatin mit Öl auf Leinwand verewigte.
Auch mit anderen Clubs tauscht sich der Art Club aus. Dennoch klingt „Club“ nach geschlossener Gesellschaft. Stimmt an sich auch, und dennoch können auch Nichtmitglieder die Kunstwerke genießen. Denn jeweils Dienstag geht eine geführte Tour durch das Gebäude. Und die lohnt sich nicht nur wegen der Gemälde.
Denn natürlich hat auch einer der berühmtesten Künstler Glasgows hier seine Spuren hinterlassen. Charles Rennie Mackintosh wurde 1893 beauftragt, als Zeichner das neue Clubhouse zu designen. Es war eine seiner ersten großen Aufträge. Er verzierte die große Galerie des Gebäudes mit einem Deckenfries, das heute restauriert bewundert werden kann.
Auch die Griffe der Schwingtür zum Salon stammen vermutlich von Glasgows Wunderarchitekten und Designer.
Mehrere Skizzen von Mackintosh sind im oberen Stockwerk zu sehen.
Natürlich darf der Glasgow Art Club nicht auf diese eine Person reduziert werden. Es finden sich viele interessante Werke von ehemaligen Clubmitgliedern. Im Archiv liegen außerdem Skizzen und Schriften, wie diese von Arthur Hassall.
Fazit also: Wer sich für Kunst und/oder Charles Rennie Mackintosh interessiert, findet im Glasgow Art Club einen inspirierenden Ort, auch wenn er nicht so leicht zugänglich ist, wie übliche Museen. Immerhin können Besucher Dienstags an einer Tour teilnehmen. Außerdem gibt es öffentliche und kostenlose Ausstellungen. Dazu findet sich auf der Webseite mehr.
Wissen: Glasgow Art Club und Charles Rennie Mackintosh
2017 feierte der Glasgow Arts Club sein 150jähriges Bestehen. Nach seiner Gründung im Jahr 1867 kam er an verschiedenen Orten unter – darunter auch Hotels. Alle Unterkünfte waren bald zu klein und nicht mehr statthaft, so beschloss der Vorstand 1892 schließlich die beiden Häuser Bath Street 187 und 191 zu einem zusammenzulegen und dahinter eine Galerie anzufügen.
Mit den Umbauten betraute der Club John Keppie, der selbst auch Mitglied war. In seinem Architektenbüro „Honeyman and Keppie“ arbeitete auch der junge Charles Rennie Mackintosh. Aber nicht alles lässt sich dem berühmten Künstler zuschreiben. So kann nur vermutet werden, dass auch Teile der Kaminfassaden in der Galerie von Mackintosh stammen.
Viele Designs im Inneren, etwa Teile der Türen der Galerie, tauchen in ganz ähnlicher Form in einem Skizzenbuch Mackintoshs auf, das er ein Jahr zuvor auf Reisen geführt hatte.
Am Ende ist sicher, dass einige Entwürfe für den Glasgow Art Club von Charles Rennie Mackintosh stammten. Unsicher hingegen ist, wie viele es waren.
Persönliche Anmerkung: Ein Bild zog mich in den Bann
Ihr habt es sicher schon bemerkt: Das Bild mit Margot Millen darauf hat es mir angetan. Unter all den alten Herren wirkt ihre Mimik und die Haltung der Arme derart frisch und souverän, dass sie in meinen Augen den anderen Bildern schon den Charme raubt.
Auch sehr gut gefallen hat mir der Lampenschirm im Treppenhaus.
Anfahrt:
Der Glasgow Arts Club liegt in Glasgows Zentrum und kann prima zu Fuß erreicht werden. Von der Queen Street Station verläuft die Bathstreet nach Westen. Der Weg zur Nummer 185 dauert zirka zehn Minuten und ist zirka 800 Meter lang.