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Glasgow City Chambers – das schönste Rathaus Schottlands

Glasgow hat keine Burg und kein Schloss – aber das Rathaus ist im Inneren ein prunkvoller Palast des Volkes. Und der Eintritt ist auch noch frei.

Ein großes graues Gebäude am Ende des Platzes George Square in Glasgow, mit einem großen Turm in der Mitte, zwei kleinen Turmspitzen an den Ecken und einer Fassade, die an die klassische Antike erinnert.
Die Front der City Chambers von Glasgow

Die Lage ist bereits majestätisch. Die Glasgow City Chambers beherrschen den George Square im Zentrum der Stadt. Ein riesiges Gebäude mit klassischen Säulen, Reliefs und einem Turm. Die graue Fassade wirkt eher kühl und lässt nichts von der Farbenpracht und Wärme im Inneren erahnen.

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Denn nur wenige Touristen nehmen sich Zeit, das Innere des Rathauses von Glasgow zu erkunden. Zweimal am Tag führen Mitarbeiter der City Chambers durch die Korridore und Räume des Baus. Und weil es ein Haus des Volkes ist, kosten diese Touren nicht einmal etwas.

Der Eingangsbereich

Schon der Eingangsbereich versetzt einen in Staunen. Das kalte Grau der Fassade weicht warmen Beige- und Brauntönen. Italienisch anmutende Bögen tragen Himmel mit reicher Mosaik-Verzierung. Auf dem Boden schreiten die Besucher über das alte Stadtwappen – ebenfalls aus kleinen Steinplättchen zusammengesetzt.

Das Stadtwappen Glasgows

Auf rund 1,5 Millionen Mosaik-Teilchen schätzen Experten heute die Zahl der Steinchen im gesamten Gebäude. Alle von Hand verlegt!

Der klassisch italienische Flair ist kein Zufall: Architekt William Young hatte sich seine Inspiration auf einer Reise nach Rom geholt. Der Konstantinsbogen hatte es ihm besonders angetan. Kein Wunder, dass im Eingangsbereich ein ganz ähnlicher Durchgang steht.

Ein Durchgang, der stark an römische Triumphbögen erinnert

Licht erzeugen hier nicht nur die aufwendigen Hängelampen, es strömt auch von Außen durch die wunderbar verzierte Bleiverglasung hinein.

Bleiverglasung im Rathaus

Den gesamten unteren Bereich dürfen Besucher übrigens auch ohne Führung bestaunen. In die oberen Stockwerke aber geht es nur mit offizieller Begleitung, die auch die Türen öffnet und viel zu erzählen hat. Hinauf geht es durch das Treppenhaus.

Das Treppenhaus der Glasgow City Chambers

Hier nun schlägt das Herz der Stadtverwaltung. Was bei uns der Bürgermeister ist, heißt in Glasgow „Lord Provost“. Sitzungen dürfen nur stattfinden, wenn auch das Zepter anwesend ist, das das Volk repräsentiert. Es liegt sicher im Vorzimmer des Lord Provost verwahrt.

Das Zepter der Stadt Glasgow

Diese Insignie besteht aus Silber mit Gold verkleidet. Auf Englisch ist es das „municipal mace“, die „städtische Keule“ – eine passende Bezeichnung, wenn man die Größe in Betracht zieht.

Ein Mitarbeiter des Rathauses präsentiert den Besucher die „municipal mace“

Allerdings kann nicht jede Tour das Zepter sehen – es kommt immer darauf an, ob die Verantwortlichen da sind und Zeit haben. Doch selbst ohne den Blick darauf, gibt es hier viel zu sehen. Der berühmte Councillers’ Corridor etwa. Seine gewölbten Decken wurden mit Fayence verkleidet, Kacheln mit Glasur in gelben, weißen und blauen Farben. Hier kommen viele Ratsmitglieder durch, wenn sie zum Sitzungssaal gehen.

Der Councillers’ Corridor

Und natürlich führt das zum Herzstück der City Chambers, der Council Chamber. Im Sitzungssaal tagt der Glasgow City Council.

Sitzungssaal der City Chambers

Hier hat sich moderne Technik zwischen die alten Sitze und die Holzvertäfelung gemogelt. Die Abgeordneten sitzen im Halbkreis um das Pult des Lord Provost herum. Viel Platz haben sie nicht, aber die Atmosphäre ist grandios.

Für Empfänge ist hier kein Platz, dafür ist der Bankettsaal gedacht. Hier haben sich Berühmtheiten eingefunden – etwa Nelson Mandela, der hier eine Auszeichnung erhielt. Bemerkenswert im Bankettsaal sind die Bilder an der Wand. Sie wurden durch Künstler der Glasgow School geschaffen, zu denen auch Charles Rennie Mackintosh und Margaret MacDonald Mackintosh gehörten. Und noch ein echtes „Highlight“ sind die Lichter oben – die Lüster. Sie wurden bereits damals elektrisch betrieben, was eine Sensation war. Sie strahlen heute noch, auch wenn einige Birnen mit der Zeit ausgewechselt wurden.

Der Bankettsaal der City Chambers

Die Tour endet schließlich in der Galerie im obersten Stockwerk. Hier hängen die Porträts der vielen Bürgermeister der Stadt.

Die Galerie

Die Glasgow City Chambers, die von außen kalt und herrisch wirken, überraschen im Inneren durch eine warme und opulente Innenarchitektur. Sie bei einer Tour erkunden zu dürfen – und das noch kostenlos – gehört mit zu den schönsten Erlebnissen bei einem Besuch von Schottlands größter Stadt.

Wissen: Die vielen Rathäuser Glasgows

Als John Ure 1883 den Grundstein für das neue Rathaus Glasgows legte, sollte das das Ende einer langen Reise markieren. Denn Jahrzehnte lang irrten die Vertreter der Bürger von einer Unterkunft zur anderen. Zunächst von Trongate, wo heute noch der Tollbooth Steeple den Ort markiert, an dem einst ein Gebäude mit Gefängnis und Verwaltung stand.

Tollbooth Steeple in Glasgow

Dann das Justizgebäude am Glasgow Green.

Das Justizgebäude am Glasgow Green

Dazwischen noch weitere Gebäude, ehe die Stadtverwaltung 1888 endlich da ankam, wo sie heute in aller Pracht glänzt: am George Square im Zentrum Glasgows. Von hier aus regieren der Lord Provost und der Stadtrat über die 600.000 Bewohner.

Die City Chambers gelten übrigens als eklektisch. Das bedeutet, sie sind ein Mix aus verschiedenen Architektur-Stilarten aus den Epochen. Architekt William Young stammte aus dem Nachbarort Paisley und gewann den Auftrag durch einen Wettbewerb. Die Arbeiten am Gebäude zogen sich im Inneren noch lange hin und noch 1910 wurde das Zimmer des Bürgermeisters renoviert.

Die Opulenz des Gebäudes sollte den Reichtum und Handelsmacht der „zweiten Stadt des Empires“ demonstrieren.

Anfahrt

Das Rathaus steht am George Square, an dem sich nicht nur viele Buslinien treffen, sondern auch der Bahnhof Glasgow Queen Street steht. Es ist also ein Leichtes, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen oder zu Fuß dorthin zu gelangen. Mit dem Auto ist die Anfahrt wenig ratsam.

Noch ein Hinweis: Die Teilnehmerzahl bei den Touren ist begrenzt. Darum sollte man nicht zu spät auftauchen.

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