Glen Affric – wo Schottlands ursprüngliche Natur überlebt

Wunderschöne Aussicht in ursprünglicher Natur: Ein Spaziergang durch Glen Affric gehört zu den bezaubernden Augenblicken jeder Schottland-Reise.

Blick vom Glen Affric Viewpoint
Blick vom Glen Affric Viewpoint

Eine halbe Stunde rumpelt das Auto nach dem letzten Ort Cannich noch über die Singletrack Road, ehe es den Parkplatz beim Loch Affric erreicht. Hier, parallel zum Great Glen und Loch Ness, ist die schottische Natur noch intakt. Und das hat seine Gründe: Glen Affric ist ein Naturreservat.

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In dem rund 30 Kilometer langen Tal versucht Schottlands Forstverwaltung, die Forestry Commission, einen ursprünglichen Wald zu erhalten. Das ist nicht einfach. Denn die heimischen Bäume wurden nicht nur hier lange Zeit durch Nutzhölzer aus anderen Kontinenten ersetzt. Das sollte den Ertrag bei der Forstwirtschaft erhöhen. Und so verdrängten bald amerikanische Kiefern im ganzen Land die heimischen Scot Pines.

Forstwirt Finlay MacRae entdeckte und schützte hier im Glen Affric im Jahr 1951 einige wenige Restbestände des ursprünglichen Waldes. MacRae schützte diese letzten Bäume nicht nur, er kümmerte sich mit einem Team darum, dass deren Samen im ganzen Tal verbreitet wurden. Neben der schottischen Kiefer verbreitete er Birken, Espen oder Vogelbeeren – rund acht Millionen Bäume soll sein Team über die Zeit gepflanzt haben. Und so findet sich im Glen Affric nun eine Mischung aus 300 Jahre alten Bäumen unter denen junge Setzlinge heranwachsen.

Bäume im Glen Affric
Bäume im Glen Affric

Es dauerte, doch dann zeigte sich der Erfolg. Nicht nur die Bäume kehrten zurück, auch die Tiere fanden in den Wäldern eine Heimat. Neben Hirschen tummelten sich bald wieder Füchse, Marder, und rote Eichhörnchen; Adler, Finken und Schmetterlinge erhoben sich bald wieder in die Lüfte.

Das Beste daran ist: All dass können Besucher genießen. Denn diese Natur wurde zugänglich gemacht. Vom Parkplatz am Loch Affric aus gehen zum Beispiel zwei kurze Wanderwege los.

Weg zum Glen Affric Viewpoint
Weg zum Glen Affric Viewpoint

Nur rund 500 Meter ist der Weg hin und zurück zum Aussichtpunkt lang. Oben erwartet einen dann der Blick über das Loch, das eingerahmt ist von hohen Bergen.

Aussichtsplattform von Glen Affric
Aussichtsplattform von Glen Affric

Die Plakette oben ehrt übrigens die Anstrengungen der Förster. In der Ferne erhebt sich der Càrn Eige mit 1.184 Metern. Er ist der höchste Berg im nördlichen Schottland.

Zurück am Parkplatz wartet der River-Trail auf die Besucher. Etwa eine Stunde braucht man für 1,6 Kilometer, wenn man sich Zeit nehmen will. Der Weg führt zunächst hinein in den Wald.

River Affric Trail
River Affric Trail

Er führt dann hinab bis zum Fluss, der Loch Affric und Loch Beinn a‘ Mheadhoin verbindet.

River Affric
River Affric

Der Weg führt weiter am Fluss entlang, bis er an eine Abzweigung kommt. Links geht es auf einen schwierigeren und felsigen Pfad. Er führt hinunter zum kleinen Wasserfall.

Wasserfall River Affric
Wasserfall River Affric

Teils ist der Weg ab hier sogar in den Fels geschlagen.

Weg durch den Fels
Weg durch den Fels

Ab hier ändert sich der Wald und wirkt verzaubert – Flechten und Vogelnester, in denen das Gras wächst, vermitteln diesen Eindruck.

Vogelnest im Wald von Glen Affric
Vogelnest im Wald von Glen Affric

Noch ein Stück weiter und der Weg endet wieder auf dem Parkplatz, von dem er startete. Es ist kein schwerer Rundweg, sondern ein angenehmer Spaziergang durch eine der schönsten Naturkulissen Schottlands.

Wissen: Die Geschichte Glen Affrics

Im Tal herrschte einst der Clan Chisholm. Wenige Menschen aber lebten in Glen Affric, denn der Boden war nicht fruchtbar genug. Im 18. Jahrhundert taten die Highland Clearances ihr übriges und entvölkerten das Tal.

Blick ins Glen Affric zum Càrn Eige
Blick ins Glen Affric zum Càrn Eige

Im Jahr 1721 gab es in Glen Affric sogar eine Schlacht. Sowohl die Chisholms als auch die benachbarten MacKenzies hatten 1715 die Jakobiten beim ersten Aufstand unterstützt, die britische Krone übertrug daraufhin dem treuen Clan Ross das Gebiet. Als die Rosses daraufhin in Glen Affric Pacht eintreiben wollten, wurde ihnen von den MacKenzies und den MacRaes aufgelauert. Nach Ende der Schlacht verpflichteten sich die Rosses, dass sie nie mehr als Verpächter dieses Landes auftreten würden.

Im 19. Jahrhundert hatten die Chisholms nicht mehr die Macht im Glen Affric. Sir Dudley Coutts Marjoribanks, erster Lord Tweedmouth, kaufte einen Teil des Landes, baute ein großes Haus und auch das Jagdanwesen, das vom Aussichtspunkt auf der kleinen Insel im Loch Affric zu sehen ist.

Im 20. Jahrhundert kam ein weiteres Bauwerk hinzu: ein Staudamm zur Stromerzeugung. Der ist allerdings recht gut in die Landschaft eingebettet.

Tipp: Mehrere Möglichkeiten zu wandern

Neben dem Parkplatz ganz hinten am Loch Affric gibt es weitere Parkplätze. Gleich zu Beginn des Tales findet man die Dog Falls, die Wasserfälle des River Affric. Etwa auf halbem Weg zwischen Loch Affric und den Dog Falls kommt der Parkplatz Loch Beinn a‘ Mheadhoin. Von beiden gehen ebenfalls Wanderrundwege ab.

River Affric bei Loch Affric
River Affric bei Loch Affric

An den Parkplätzen gibt es auch kleine Ständer mit Info-Faltblättern, die die Rundwege beschreiben.

Fernwander-Freunde kreuzen das Glen Affric auf dem Affric Kintail Way, der bei Loch Ness beginnt und hinüber nach Morvich am Kyle of Lochalsh nahe der Westküste führt.

Persönliche Bemerkung: Die Farben des Herbstes

Als wir Glen Affric besuchten, war es bereits Anfang November. Das Wetter war gut: freundlich aber kalt. Das hatte mehrere Vorteile. Von den fiesen Midges war nichts zu sehen, ebenso gab es neben uns nur wenige Spaziergänger dort und die Parkautomaten waren abgestellt. Allerdings waren auch die Toiletten geschlossen.

Parkplatz Glen Affric
Parkplatz Glen Affric

Im Herbst hat sich uns eine wunderbare Farbenpracht eröffnet: grüne Kiefern mit roten Stämmen, gelbes Laub, beige-braune Heide, blauer Himmel, der sich im Wasser spiegelt. Der Tag im Glen Affric war wunderbar.

Blick auf das Loch Beinn a' Mheadhoin
Blick auf das Loch Beinn a‘ Mheadhoin

Anfahrt:

Mit Navigationsgerät: „IV4 7NB“ bringt einen nach Fasnakyle. Von dort aus der Singletrack Road bis zum Parkplatz „River Affric“ folgen.

Ohne Navi: Von Fort William aus oder von Inverness aus geht es zunächst in das Great Glen hinein bis nach Drumnadrochit. Dort auf den Abzweig Richtung „Cannich“ abbiegen. In Cannich wird bereits auf das Glen Affric hingewiesen. Im Ort Fasnakyle gibt es einen großen Klotz, das ist die Fasnakyle Power Station. Direkt gegenüber sind die verschiedenen Parkplätze bereits ausgeschildert: Loch Affric und die Dog Falls. Hier geradeaus auf die kleine Straße in das Loch Affric hinein und bis zum Loch Affric Parkplatz fahren.

Glen Affric Infos

BesonderheitWunderschönes bewaldetes Tal mit Bergen am Ende, kleinen Wanderrouten und großartigen Ausblicken

Mapcode für NavisG92J.7JH
» Was ist das?

Postcode für Navis"IV4 7NB" bringt einen in die Nähe

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8 Kommentare zu “Glen Affric – wo Schottlands ursprüngliche Natur überlebt

    Von Michael

    Hallo, der angegebene Mapcode für Glen Affric ist leider falsch, es fehlt vorne ein „G“. Muss also G92J.7JH heißen.
    Ansonsten ein großes Lob für diese Seite, die ganzen Infos sind wirklich toll und damit macht die Reiseplanung gleich noch mehr Spaß.

    Von Birgit

    Hallo wir waren letzte Woche ( Mitte Mai 2017) am glen affric, leider sind da ziemlich Bauarbeiten, das hat den Eindruck ziemlich getrübt

    Von Birgit

    An der lodge selbst, es war uns nicht wirklich ersichtlich aber ich vermute der Energieversorger macht irgendwas. Mann konnte nicht zur Lodge alles war abgesperrt und zielmlich viel Lärm. Trotzdem wunderschön!

    Von Stephan Frank

    Hallo Stephan, ganz wunderbare Seite zu einer grandiosen Landschaft!!! Ganz großes Lob! Würde so gerne hinreisen. LG :-)

    Von Stefan

    Servus Stephan!
    Wir sind den Glen Affric Trail letztes Jahr gegangen, hatten aber deutlich schlechteres Wetter als zu anscheinend hattest. Hast du Erfahrungen mit dem Skye Trail? Welcher der beiden Trails ist einsamer?
    Viele Grüße,
    Stefan

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