Als beeindruckender Wasserfall stürzt sich Grey Mare’s Tail in die Tiefen. Ein Aussichtspunkt gibt dabei auch den Blick in das grüne Moffat Tal frei.
Die Straße von Selkirk nach Moffat gilt als eine der schönsten Auto- und Motorrad-Routen im Süden Schottlands. Kein Wunder, denn neben dem sehenswerten St Mary’s Loch und den umliegenden Moffat Hills stürzt sich im Moffat Dale auch der fünfthöchste Wasserfall Großbritanniens spektakulär in die Tiefe. Sein Name: Grey Mare’s Tail.
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Gespeist wird dieser Wasserfall vom Loch Skeen, das sich auf rund 500 Metern Höhe befindet und sich an die Flanke des White Coomb schmiegt. Der Berg ist immerhin 821 Meter hoch und damit einer der höchsten Südschottlands. Die dramatische Kulisse ist damit jedenfalls gesetzt.
Es lohnt sich also hier an der Straße einen Halt einzulegen. Unterhalb des Grey Mare’s Tail hat der National Trust for Scotland einen Parkplatz angelegt. 3 Pfund kostet das Abstellen des Fahrzeugs, dafür erhält der Besucher hier viele Infos zur umgebenden Natur. Denn der Wasserfall ist Teil eines Naturschutzgebiets, in dem sich zum Beispiel auch Falken wohlfühlen.
Um den Wasserfall in seiner ganzen Pracht zu sehen, kann der Besucher einen zirka zehnminütigen Spaziergang zum Aussichtspunkt unterhalb des Wasserfalls unternehmen. Alternativ führt ein gut ausgearbeiteter Weg rechts am Wasserfall hoch, zu Beginn sogar gepflastert. Der Weg führt einen noch näher an der Wasserfall und gewährt besseren Blick von oben.
Der erste Anstieg geht übrigens nicht nur einfach über einen Hügel. Tatsächlich gab es hier nämlich entweder eine Behausung oder eine Kultstätte aus der Eisenzeit – die Nähe zum Wasserfall lässt Letzteres als wahrscheinlicher erscheinen.
Ist man aus den Highlands hauptsächlich Schafe gewohnt, begegnen dem Wanderer hier gerne auch Ziegen.
Die sind aber an Menschen gewohnt und bleiben entspannt, solange man ihnen nicht absichtlich zu nahe kommt.
Je weiter oben, desto spektakulärer der Blick nicht nur auf den Wasserfall, sondern auch ins Moffat Dale hinein. Hier erkennt man den ruhigen grünen Schwung, der die sanften Hügel der südlichen Lowlands von den wilden Highland-Hills unterscheidet.
Je nachdem, wann man vom Aufstieg genug hat, kann man bald auch den freien Blick auf den Wasserfall genießen.
Unten links auf dem Bild erkennt man übrigens den zweiten Weg, auf dem gerade auch eine Person steht. Allerdings endet der Weg dort an einer Absperrung. Darum ist der Aufstieg auf der rechten Seite etwas besser. Er geht übrigens noch weiter bis zum Loch Skeen, was aber eine ausgedehntere Wanderung von zirka 3 Stunden ausmacht. Allerdings ist es dort oben wohl sehr schön.
Schließlich geht es wieder hinab zum Parkplatz. Nun mit dem Rücken zum Wasserfall, kann man sich ganz dem Blick ins Moffat Dale widmen und erkennt, wo sich die Straße und der River Moffat durch das Tal schlängeln.
Wenn man sich entschließt, den Süden Schottlands zu erkunden, bietet sich die Fahrt zwischen Selkirk und Moffat mit einem ausgiebigem Spaziergang am Grey Mare’s Tail als Tagesausflug durchaus an. Wer die Wanderung machen möchte, kann sich ein PDF mit der Wegbeschreibung ansehen.
Wissen: Über den Grey Mare’s Tail
„Mare“ ist das englische Wort für Stute, „Grey Mare’s Tail“ ist also der „Schwanz der grauen Stute“. Ein sich lang ziehender Wasserfall kann diese Assoziation durchaus erwecken. Pikant dabei: Als Grey Mare wird manchmal auch eine Ehefrau bezeichnet, die in der Beziehung dominant ist – sprich: die Hosen anhat.
Auf dem Parkplatz steht in den Sommermonaten auch eine kleine Bude, in der Wildlife-Ranger Informationen zum Naturreservat vermitteln. Sind die nicht da, gibt es immerhin noch detaillierte Info-Tafeln.
Der Grey Mare’s Tail ist übrigens der fünfthöchste Wasserfall Großbritanniens und zog auch schon früher berühmte Touristen an. Der Dichter Walter Scott etwa fiel hier sogar vom Pferd. Und dennoch widmete er eine Passage seines langen Gedichts „Marmion“ dem Wasserfall:
Where, deep deep down, and far within,
Toils with the rocks the roaring linn;
Then, issuing forth one foamy wave, 260
And wheeling round the Giant’s Grave,
White as the snowy charger’s tail,
Drives down the pass of Moffatdale.
Auch der Dichter Robert Burns stattete Grey Mare’s Tail vermutlich einen Besuch ab.
Tipp: Die Tour auf der A708 nach Moffat
Zwischen Selkirk und Moffat verläuft die A708 durch ein längeres Tal, an dessem Verlauf es immer wieder kleine Sehenswürdigkeiten gibt. Ein Stück vor dem Grey Mare’s Tail liegt dann das St Mary’s Loch, das umfasst von den Hügeln einen schönen Anblick bietet.
Die Fahrt dauert zirka eine Stunde und geht über etwas mehr als 50 Kilometer. Allerdings sollte man sich hier keinesfalls Highland-Feeling erwarten. Die Hügel und Berge sind eher sanft.
Persönliche Anmerkung: Je später der Abend …
Im Juni haben wir Grey Mare’s Tail schon etwas später am Tag besucht. Vorteil: Wir mussten keine Parkgebühr mehr bezahlen. Nachteil: Es war schon zu spät, um ganz zum Lock Skeen hochzulaufen. Auch das Wetter machte uns an dem Tag nur wenig Lust. Und so sind wir den Weg hoch zum Loch ein ganzes Stück gelaufen, dann aber umgekehrt.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: „DG10 9LP“ ist der nächstgelegene britische Postcode, der das Navigationsgerät ungefähr in die Gegend schickt.
Ohne Navi: Egal ob von Selkirk oder Moffat aus, man braucht die A708. In Selkirk ist St Mary’s Loch und Moffat ausgeschildert. In Moffat wiederum ist Selkirk an der Hauptstraße ausgeschildert.
Sehr interessant ist dort auch die Mini-Straße von Cappercleuch über das Megget- und Talla-Reservoir nach Tweedsmuir. Allerdings sollte die Strecke nur nehmen, wer keine Angst davor hat, im Zweifel über eine längere Strecke auf kleinem und manchmal steilem Sträßchen rückwärts fahren zu müssen, da Ausweichstellen dort ziemlich rar sind. Und außer Campingbussen sind Wohnmobile da nicht zu empfehlen!