Um 1300 versuchen die Engländer Schottland zu übernehmen. Doch sie hatten nicht mit der erbitterten Gegenwehr der Schotten unter ihrem König Robert the Bruce gerechnet. Bei Bannockburn kommt es schließlich zur letzten, entscheidenden Schlacht um die Unabhängigkeit des Reichs.
Robert the Bruce, König der Schotten, hatte bereits nach und nach alle wichtigen Burgen des Landes eingenommen, die zuvor von Engländern oder deren Getreuen besetzt waren. Dabei setzte er stets auf Kriegslist und Guerillataktiken, denn eine große Streitmacht konnte er zunächst nicht aufbieten. Am Ende fehlte the Bruce nur noch die große und strategisch wichtige Stirling Castle. Er ließ sie belagern.
Über ein Jahr lang campierte das schottische Heer schon vor der Burg, als der englische König Edward II. eine große Streitmacht zu deren Befreiung entsandte – einige Quellen sprechen von knapp 14.000 Soldaten, andere gar von 25.000. Bruces Heer verfügte nach denselben Quellen gerade mal über 5.000 bis 10.000 Männer.
Auf dem Papier war es also eine klare Übermacht, die England ins Feld führte. Aber Bruce war an den Umgang mit stärkeren Armeen gewöhnt. Er wählte sorgfältig seine Taktik, die Beweglichkeit und Kriegslist gegen Größe einsetzte. Die Schotten hatten zwar nur eine kleinere Kavallerie und kaum Bogenschützen, verfügten dafür aber über Schiltrons. Schiltrons waren Gefechtseinheiten mit Männern, die in dichten Reihen lange Speere vor sich hertrugen. Diese Schiltrons hatten die Wirkung einer Dampfwalze, die Reiter wie Fußvolk gleichermaßen überrollen konnten. Einzig für Beschuss durch Bogenschützen waren sie anfällig. Wichtig dabei war, dass sich die Formation nie auflöste, denn nur als Einheit konnten sie die Macht ihrer langen Speere ausspielen.
Die Begriffe „Engländer“ und „Schotten“ sind bei dieser Schlacht übrigens recht verallgemeinernd. Denn die Highland-Clans der MacDougalls und Comyns standen auf Seite Edwards, und in dessen Armee befanden sich auch walisische Bogenschützen. Zudem war die gesamte Herrscherschicht beider Seiten vorwiegend Normannisch geprägt, „the Bruce“ etwa war eine veränderte Form von „de Bruis“, die Vorfahren Roberts stammten also ebenso aus Frankreich, wie die Edwards. Die bevorzugte Sprache beider Anführer wird Anglo-Normannisch, eine Abwandlung des Französischen, gewesen sein.
Dennoch wird auch Gälisch eine Rolle gespielt haben, denn unter den Soldaten aufseiten der Schotten gab es einige Hochland-Clans: Die MacDonalds und MacRuaris als zwei der Mächtigsten darunter, weiterhin noch Campbells, Camerons, Frasers und MacLeans und MacKenzies.
Das Schlachtfeld: Warum Bannockburn so geeignet war
Als Terrain für die Begegnung suchte Robert the Bruce sich ein Feld südlich der Stirling Castle aus, das im Norden, Osten und Süden durch Flüsse begrenzt war: Von Pelstream Burn und dem Bannock Burn – „Burn“ ist eine englische Bezeichnung für einen Bach. Auf dieses Feld zwischen den Bächen führten lediglich zwei kleine Brücken. Im Westen stand ein Wald, in dem Bruce einen Teil seiner Truppen verbarg. Die Engländer rückten von Süden her an.
Am 23. Juni 1314 kam es zu den ersten Kampfhandlungen. Dabei wurde Robert Bruce selbst von einem gegnerischen Heerführer angegriffen. Der ritt in voller Rüstung und mit Lanze auf einem Schlachtross auf den schottischen König zu, um ihn zu durchbohren. Bruce wartete geduldig, wich im letzten Moment der Lanze aus und spaltete dem Gegner mit der Axt den Schädel. Es zeigte sich, dass Wendigkeit und Taktik gegen einen hochgerüsteten Soldaten geholfen hatten. Und am nächsten Tag sollte genau dieselbe Strategie gegen eine ganze Armee helfen.
Edward II. beging am 24. Juni tatsächlich den Fehler, auf den Bruce gewartet hatte. Der englische König befahl seinen Truppen über den Bannockburn auf das Feld zu marschieren. Kaum waren die Soldaten dort angelangt, erschienen die schottischen Schiltrons mit ihren Speeren aus dem Wald und drängten die Engländer in die Ecke zwischen die beiden Flüsse. Die englische Kavallerie scheiterte an den Schiltrons. Den Versuch der walisischen Bogenschützen sich seitlich von der schottischen Armee zu positionieren und diese von dort aus unter Beschuss zu nehmen, machte die kleine schottische Reiterei zunichte.
Zusammengedrängt zwischen den beiden Bächen, handlungsunfähig und schließlich panisch blieb den Engländern nur der verlustreiche Rückzug. Am Ende waren fast die Hälfte der Engländer tot, viele davon ertranken im Bannockburn.
Nach der Schlacht: Die Diplomatie übernimmt
Edward II. floh vom Schlachtfeld, etliche seiner Nobelleute waren gefallen, seine Armee aufgelöst. Stirling Castle – der letzte große Rückhalt der englisch Besatzer in Schottland – fiel endlich an Robert the Bruce. Bannockburn war ein grandioser Sieg der Schotten. Der Krieg um die Unabhängigkeit Schottlands ging allerdings noch jahrelang weiter.
Der Norden Englands war schutzlos, und so gab es in den Folgejahren dort immer wieder Invasionen der Schotten. Zwei Schlachten bei Yorkshire gewann the Bruce. Doch erst als Edward II. abgesetzt worden war, schloss Edward III. am 17. März 1328 durch den Vertrag von Northampton Frieden mit Schottland. Roberts Sohn David heiratete Edwards Schwester, um so eine Verbindung zwischen den Häusern zu schaffen.
Robert the Bruce starb am 7. Juni 1329. Er gilt noch heute als der große Befreier Schottlands und Bannockburn steht als einer der wichtigsten Wendepunkte der Geschichte da.