Schlau, furchtlos, grausam. Im 17. Jahrhundert griff der Highlander Alasdair MacColla in den Bürgerkrieg ein. Das Ziel: Seinem Clan die Macht zurückzugeben.
Schottische Helden? Klar: William Wallace fällt sofort ein, oder auch Rob Roy MacGregor. Beide wurden durch die romantische Bewegung um die Autoren des 18. Jahrhunderts berühmt. Vor allem Walter Scott haben Wallace und MacGregor den Heldenstatus zu verdanken.
Aber Alasdair MacColla? Der Name ist kaum jemanden bekannt – dabei ist er einer der größten, verwegensten und erfolgreichsten Helden der Highlands.
Zeit also diesem – manchmal sehr grausamen – Helden der Highlands etwas mehr Bekanntheit zu verschaffen. Hier kommt seine Geschichte.
Alasdair MacColla: Die politische Bühne seiner Zeit
Anfang des 17. Jahrhunderts. Auf dem europäischen Festland, speziell in den deutschen Kleinstaaten, tobte noch der Dreißigjährige Krieg. Er war zunächst ausgebrochen zwischen Protestanten und Katholiken, verlegte sich allerdings schnell auf Fragen von Macht und Landbesitz. Auf gewisse Weise verlief der Konflikt, in dem Alasdair MacColla später seine Rolle spielen sollte, ganz ähnlich.
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Die drei Königreiche England, Irland und Schottland waren zu der Zeit noch weit entfernt davon ein „United Kingdom“ zu sein: Irland begehrte gegen den König auf und war im Kern Katholisch. Doch im Norden Irlands hatte Charles‘ Vorgänger James I. (oder James VI. von Schottland) die sogenannten Plantations of Ulster etabliert. Dabei handelte es sich um die gezielte Ansiedlungen von protestantischen, Englisch-sprechenden Engländern oder Schotten mitten in den irisch-gälischen Gebieten. Der daraus resultierende Konflikt beschäftigt Europa noch heute.
König Charles I. stand zwischen den Linien. Seine Frau war katholisch, ihm selbst wurden zumindest Neigung zum Katholizismus nachgesagt. Aber er musste die Plantations verteidigen. Zwischen ihm und dem protestantischen Parlament gab es aber zudem einen dauernden Machtkampf.
In Lowland Schottland etablierten sich die Covenanter – ebenfalls strikte Protestanten. Auch der große und machthungrige Clan Campbell stand auf der Seite der Covenanter. Die Campbells hatten sich große Gebiete teils durch Politik, teils durch schiere Gewalt angeeignet.
Teile dieser Gebiete hatte vorher dem Clan Donald gehörte, speziell dem Zweig Clan Iain Mòr – auch bekannt als MacDonald of Dunnyveg oder Clan Donald South. Sie waren gälisch und katholisch. Und sie waren verwandt mit den MacDonnel of Antrim in Nordirland, die wiederum durch die Plantations of Ulster unter Druck geraten waren.
Die Schotten und der Dreißigjährige Krieg
Zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs suchte die Protestantische Union einen neuen König, den sie auf den böhmischen Thron setzen konnten. Sie fanden ihn im jungen pfälzischen Kurfürsten Friedrich V. Dessen Gemahlin Elisabeth war der Grund, warum sich bald schottische Söldner auf deutschen Gebieten wiederfanden. Denn sie war eine Stuart, eine Tochter des englischen und schottischen Königs James I/VI. Der wollte natürlich seine Tochter schützen, weshalb er sowohl englische als auch schottische Soldaten nach Böhmen entsandte.
Über die Jahre gingen tausende Schotten in den Krieg auf dem Festland. Für Dänemark und unter schwedischer Flagge. Dabei ging es einerseits um das Stärken der Protestanten, andererseits auch um den Erhalt der Kurpfalz im Interesse der Stuarts. Viele schottische Offiziere und Soldaten erwarben Erfahrungen in den Schlachten für Schweden und für die Protestanten auf dem Festland.
Einer war Alexander Leslie, 1. Earl of Leven, der 1638 nach Schottland zurückkehrte, um dort die Armee der Covenanter anzuführen. In den Bischofskriegen errangen sie gegen König Charles I. wichtige Siege. Die Erfahrung dieser Soldaten aus den Dreißigjährigen Krieg machte die Covenanter am Anfang so stark.
Zusammengefasst: Festland Europa versank im Krieg, der König dreier Reiche hing im Machtkampf mit seinem Parlament, die gälische Lebensweise wurde von der englischen massiv bedrängt und (mindestens) zwei christliche Konfessionen standen sich feindlich gegenüber. Ein Gemisch wie Dynamit. Fehlte nur noch der Funke … und der sollte kommen.
Alasdair MacColla: Motivation und Abstammung
In den Jahren seines Lebens hat MacColla einige Male die Seiten gewechselt. Doch das war nicht unbedingt Wankelmut, denn Alasdair blieb seinen eigenen Ziele stets treu: seinem Clan, und damit sich selbst, wieder die Länder zurückzugeben, die seine Familie einst besaß.
Nach Entmachtung der Lords of the Isles übernahm der „Clan Donald South“ auf Dunyvaig Castle die Macht über weite Gebiete: Islay und Kintyre in Schottland und Antrim im Norden Irlands.
Stück für Stück jedoch verlor der Clan auch diese Gebiete. So spaltete sich der nordirische Teil ab und formte MacDonnell of Antrim. Die Campbells mit Unterstützung des Königs holten sich erst Kintyre und später auch Islay. Sie waren der aufstrebende Clan, den seit Generationen kein anderer Clan mehr ernsthaft herausfordern konnte – bis Alasdair MacColla kam.
Coll Ciotach (Kolkitto), Alasdairs Vater
Geboren in Nordirland, Antrim, aber aufgezogen auf der Insel Colonsay. Der „linkshändig“ Colla („ciotach“ heißt „linkshändig“ aber auch „finster“ oder „teuflisch“) tritt zunächst kaum in Erscheinung, bis er zirka 40 Jahre alt ist. Dann aber mit einem Knall. Er war in der unseeligen Besetzung des ehemaligen Stammsitzes des Clan Iain Mòr Dunyvaig Castle 1614 verwickelt. Einer Intrige, in die auch die MacDonnels of Antrim und andere Interessensgruppen verwickelt waren. Er floh schließlich und musste sich monatelang vor seinen Verfolgern verstecken – sogar auf St Kildas Insel Boreray, auf der Leben kaum möglich ist. Bis 1616 nahm er sogar noch an weiteren Aufständen des Clan Iain Mòr teil, die allesamt aber niedergeschlagen wurden. 1623 nahm sich Coll mit Gewalt die Insel Colonsay, in dem er fünf Chiefs der dortigen MacPhees tötete. Es ist nicht ganz klar, wie Coll im Alter von 69 Jahren schließlich mit zwei seiner Söhne (aber nicht Alasdair) ein Gefangener der Campbells auf Dunstaffnage Castle wurde. Und es war seitdem ein Bestreben Alasdair MacCollas seine Familienmitglieder zu befreien.
In diese Zeit wurde Alasdair MacColla als Sohn von Colla „Ciotach“ MacDonald von Colonsay hineingeboren. Sein Geburtsdatum ist nicht ganz klar, es liegt irgendwo zwischen 1605 und 1615. Er wuchs vermutlich auf Colonsay nahe dem heutigen Colonsay House auf, war aber oft zu Besuch bei seinen Verwandten in Nordirland. Die Verbindungen durch Clan Iain Mòr waren immer noch stark und das ist sicher der Grund, warum er sich seine ersten militärischen Verdienste in Irland erwarb.
Ab dem Jahr 1641 startete in Irland die Revolte gegen die Vorherrschaft der Protestanten durch das Parlament in England. Die Iren wollten katholisch bleiben, bemühten sich dabei aber als Anhänger des Königs zu erscheinen. Derweil agierten die protestantischen Covenanter in Schottland gegen den König. Und in Nordirland versuchte der Earl of Antrim, ein MacDonnell und Verwandter von MacColla, eine Armee für den König aufzustellen.
Die Wirren in Irland sollen hier nicht Teil der Erzählung sein. Nur so viel: Alasdair MacColla erwies sich als fähiger Anführer von Soldaten, der eher auf die Gefahr zuging als vor ihr zu fliehen, wenn er eine Chance im Wagnis erkannte. Aber wenn es die Politik erforderte, wechselte er notfalls auch die Seiten. Als Archibald Campbell, 1st Marquess of Argyll, der große Feldherr der Covenanter im Januar 1642, drohte mit seinen Soldaten auch gegen MacDonnell in Irland zu ziehen, machte sich dieser stark, eine Armee mit MacColla an der Spitze nach Schottland zu schicken.
Alasdair MacColla: Kampf in Schottland
Warum aber nun den Kampf nach Schottland verlegen? Die Idee war, den Marquess of Argyll dort zu beschäftigen und so von Kampagnen in Irland abzubringen. Das spielte MacColla natürlich in die Hände, da er ja Ländereien in den Highlands zurück wollte. Zudem sollte das die Royalisten unter Montrose entlasten. James Graham, 1. Marquess of Montrose war der General des Königs in Schottland – ein General ohne nennenswerte Armee und Unterstützung.
Im Sommer 1644 legte MacColla von Nordirland ab mit rund 1.600 kampferprobten irischen Soldaten. Das erste militärische Ziel war ehemaliges MacDonalds Land: Ardnamurchan mit seiner Mingary Castle. Nach kurzer Belagerung gab die Besatzung am 10. Juli auf. Damit hatte er den Campbells gleich eine empfindliche Niederlage zugefügt.
Doch die beruhte auch auf dem Überraschungsmoment und das war nun verstrichen. Der Marquess of Argyll würde sicher größere Truppen gegen MacColla ins Feld schicken. MacColla brauchte also mehr Leute. So verließ er die Burg, ließ eine Besatzung zurück und machte sich auf den Weg nach Norden in die Region Lochaber, um mehr Unterstützung durch Clans zu erhalten – etwa von den MacDonalds of Sleat.
Danach schwenkte er nach Osten, durch Glen Shiel bis nach Loch Ness und weiter in die Gegend um Kingussie – immer auf der Hut vor den Truppen der Campbells. Die Situation war nicht gut: nur wenige hundert Mann konnte er unterwegs rekrutieren und seine Feinde trieben ihn Richtung Lowlands, wo er wenig Rückhalt besaß. Die Kampagne drohte zu scheitern.
Die Allianz entsteht: Treffen mit Montrose und erste Siege
Im August trafen sich dann zwei Genies: James Graham, 1. Marquess of Montrose, des Königs General in Schottland und Alasdair MacColla. Beide zusammen besaßen taktisches Geschick und militärischen Sachverstand. MacColla brachte seine erfahrenen Iren mit, Montrose Legitimation und Rückhalt durch die Royalisten in den Lowlands. Zusammen starteten sie einen Siegeszug.
Der begann am 1. September 1644 mit der Schlacht von Tippermuir bei Perth. Zwar war die Truppe der Covenanter fast doppelt so groß wie die der Royalisten unter Montrose und MacColla, doch waren sie unerfahren (die Soldaten und Offiziere aus dem 30. Jährigen Krieg auf dem Festland kämpften in Irland oder England).
MacColla übernahm das Zentrum der Schlachtordnung mit seinen irischen Soldaten. Und sie sollten zum ersten Mal das zeigen, was später als „Highland-Charge“ berühmt wurde: einmal feuern, dann auf den Gegner zurennen und direkt in den Nahkampf übergehen. Dieser Angriff zeigte Wirkung und die Covenanter-Armee begann zu fliehen. Sieg auf ganzer Linie! Die Stadt Perth fiel in die Hände der Royalisten.
Die Armee wandte sich dann nach Dundee. Die Stadt weigerte sich aufzugeben. Und MacColla und Montrose nahmen das so hin. Denn die eigentliche Gefahr lauerte in Aberdeen, das über starke Covenanter-Truppen verfügte. Dundee blieb ungeschoren, ganz im Gegensatz zu Aberdeen, das die grausamen Seiten der Royalisten kennenlernen sollte.
Am 13. September 1644 ging es bei Aberdeen zur Sache. Rund 1.500 Royalisten trafen auf 2.500 Covenanter. Wieder aber fehlte auf der Seite der Covenanter die erfahrene Führung. Um genau zu sein: Die Führung war sich ihrer Sache zu sicher. Durch Taktik, Kampferfahrung und Disziplin siegten wieder die Royalisten.
Und danach fielen sie über die Stadt her: töteten, vergewaltigten, raubten und brandschatzten. Aberdeen zeigte das grausame Gesicht der Königstreuen unter Montrose und MacColla.
Getrennt erfolgreich: Die Truppen teilen sich
Nach diesen wichtigen Siegen und der Einnahme der Städte im Osten, teilten sich Montrose und MacColla wieder einvernehmlich. MacColla musste der Besatzung in Mingary zu Hilfe eilen und hoffte nun – da er zeigte, was möglich war – auf Unterstützung der Clans. In beiden Vorhaben war ihm Erfolg beschieden.
Montrose dagegen bewegte sich nördlich von Aberdeen und hielt dort Stellung. Alasdair MacColla schloss im Winter wieder auf – im Schlepptau hatte er Kämpfer, die die Armee der Royalisten nun auf 3.000 Mann vergrößerte.
Alleine: Das Timing war schlecht. Eine Armee im Winter? Sie musste ernährt werden, konnte aber keinen Krieg führen. Oder?
Alasdair MacColla: Zerstörer der Häuser
Die Antwort lieferte wieder MacColla: Doch! Nämlich indem sie in das Land der Campbells einfiele und deren Vieh stehlen würde. Dass das eigentlich Wahnsinn war, weil Argyll unzugänglich ist und seit Jahrzehnten niemand mehr dort militärisch erfolgreich war, sorgte für das Überraschungsmoment.
MacColla setzte sich gegen die Bedenken von Montrose durch und so fiel die Armee in Campbell-Land ein. MacColla erhielt dafür bald den Spitznamen „fear thollaidh nan tighean“ – „der Durchbohrer (ergo Zerstörer) der Häuser“. Denn zwischen Dezember 1644 und Januar 1645 mordeten und plünderten sich die Truppen durch Argyll. Der Nimbus der Unbesiegbarkeit des Clan Campbell war danach zerstört. Der berühmte Marquess of Argyll, bis dahin der Held der Covenanter, musste sogar aus seiner Burg bei Inveraray fliehen.
Danach wandten sich die Royalisten nach Norden bis sie Ende Januar wieder durch Lochaber zum Loch Ness kamen. Die Verwüstung von Argyll und die Niederlage der Campbells war vollendet. Und Alasdair MacColla war unter den Highlandern nun eine Berühmtheit.
In den Highlands: Krieg unter den Gälen
Doch der Marquess of Argyll war nicht untätig geblieben. Im Januar hatte er rund 3.000 Soldaten bei Inverlochy nahe dem heutigen Ft William zusammengezogen. Montrose musste diese Armee angreifen, wenn er nicht in Gefahr geraten wollte, seine Erfolge zu verlieren. Und MacColla musste seine gerade erst besetzten Länder und die Mingary Castle schützen.
Doch der Weg wäre von Loch Ness durch das Great Glen hindurch. Der Duke of Argyll könnte die Royalisten schon auf viele Meilen Entfernung sehen. Keine guten Erfolgschancen.
Aber die Highlander und Iren der Armee hatten gezeigt: Sie waren ausdauernd und hart. Und so wählten MacColla und Montrose erneut einen „unmöglichen“ Weg. Über die winterlichen Berge!
Eine weitere List half ihnen dabei: Sie schickten kleine Stoßtrupps voraus, die die Vorposten der Campbell angriffen. Die zogen sich dann zurück, um zu berichten, dass kleine Scharmützel durch marodierende Highlander stattfanden. Doch dass die ganze Armee von MacColla und Montrose dahinter marschierte, hatten sie nicht erkannt.
So war der Befehlshaber in Inverlochy, Sir Duncan Campbell of Auchinbreck, überrascht, als die Royalisten auftauchten. Eilig befahl er seinen Truppen die Aufstellung, deren linke Flanke an der Inverlochy Castle lag.
Waren es vorher oft „die Iren“ gegen „Lowlander“ gewesen, standen sich hier Highland Armeen gegenüber. Die Campbells und ihre Verbündeten mit einigen wenigen Lowlandern auf der einen Seite, die MacDonalds von Glengarry, Keppoch und Lochaber, Clanranald, die MacLeans, die Stewarts of Appin und Atholl, MacGregor, die Camerons und die Iren auf der anderen Seite. Es war ein gälischer Kampf an diesem Tag und es war die Gelegenheit für all die Clans, die von den Campbells in den letzten Jahrzehnten gedemütigt worden waren, es ihnen heimzuzahlen.
Es war der größte Sieg für MacColla und Montrose. Über 1.500 Gegner brachten die Royalisten um. Der Duke of Argyll sah das Desaster von seinem Boot aus und segelte wieder unbehelligt davon. Sir Duncan Campbell of Auchinbreck aber wurde getötet (in der Legende enthauptete ihn MacColla sogar nach der Schlacht selbst) – und viele weitere Campbell-Chiefs mit ihm. MacCollas Träume schienen in Erfüllung zu gehen.
Gleichzeitig hatte Montrose ein klares Zeichen gesetzt, dass die Macht der Covenanter und Protestanten begrenzt war. Sie konnten geschlagen werden. Aufatmen für König Charles I.
Die Siege brachten zudem der Armee endlich den erhofften Zulauf: Neue Highland-Rekruten kamen in Scharen.
Katz und Maus: Dem Konflikt ausweichen
Es gab nun nicht mehr viel Widerstand seitens der Covenanter. Die Royalisten marschierten wieder zum Loch Ness und beherrschten die Lage. Es gab nur kleinere Scharmützel mit Covenanter. Doch das Warten und der Erfolg ließ die Armee langsam zerfallen. Highlander gingen mit ihrer Beute nach Hause.
Um ein Zeichen dagegen zu setzen, eroberten die Royalisten Dundee – Alasdair MacColla allen voran führte den Angriff. Doch mittlerweile hatten sich Covenanter unter General William Baillie aus dem Süden eingefunden. Montrose und MacColla flohen vor ihm aus Dundee. Die Covenanter gaben das als großen Sieg aus – es glaubte ihnen aber niemand.
Dennoch: Montrose und MacColla gerieten unter Druck durch die Armee von Baillie. Sie teilten sich auf. Montrose zog sich in die Gegend um Doune zurück, MacColla plünderte in Angus.
Die Covenanter begingen einen Fehler: Sie teilten ebenfalls ihre Truppen. Und bald waren die weiter auseinander, als die Soldaten der Royalisten. Montrose und MacColla vereinten ihre Kräfte aber wieder. Hinzu kamen Lord Gordons Truppen.
Bei Auldearn griffen die Covenanter unter Sir John Hurry (oder Urry) das Lager von Montrose an. Fast 4.000 Infanteristen und 300 Reiter schickte er gegen nur 2.000 Fußsoldaten und einige hundert Kavalleristen auf Seiten der Royalisten. Eigentlich eine klare Sache, oder?
Über die Schlacht von Auldearn am 8. Mai 1645 wissen Historiker nur wenig Gesichertes (Anm. d. Autors: Wikipedia lehnt sich hier weit aus dem Fenster, während Historiker wie Prof. David Stevenson der St Andrews University wesentlich vorsichtiger die sich widersprechenden Berichte vergleicht). Und so dreht sich die Geschichte je nach Quelle von einer minutiös geplanten Falle durch Montrose bis hin zu einer hastigen Improvisation der überraschten Royalisten.
Auch die Beschreibung von MacColla reicht hier je nach Historiker von dumm aber tapfer bis hin zu planvoll und tapfer (tapfer ist immer dabei). Sicher ist, dass er den Angriff der Covenanter auf sich zog, damit Gordons Reiter die Flanke angreifen konnten. Am Ende war die übermächtige Armee von Hurry vernichtend geschlagen.
Aufgrund der Siege, der Machtdemonstration und der Geiseln, die MacColla in Mingary hatte, erreichte er ein weiteres wichtiges Ziel: sein Vater und seine Verwandten wurden ausgetauscht und kamen frei.
Auf der Höhe: Sieg der Gälen, der Triumph der Royalisten
Es war, als gäbe es keine Gegner mehr für MacColla und Montrose. Sie eilten von Sieg zu Sieg. Nach Auldearn gab es nur noch einen ernstzunehmenden Gegner: Baillie führte die letzte intakte Armee der Covenanter.
Montrose (ohne MacColla, aber mit dessen irischen Soldaten) stellte Baillie in Alford am 2. Juli 1645. Zum ersten Mal waren die beiden Armeen in der Schlacht zahlenmäßig ebenbürtig. Doch auch diesmal konnte Montrose die Covenanter schlagen.
Damit war deren Macht aber noch nicht gebrochen. Und alle Siege betrafen nur die Highlands und den Osten Schottlands. Montrose war erpicht darauf, die Lowlands zu unterwerfen. MacCollas Interessen lagen weiterhin im Westen und dem Land seiner Ahnen. Dennoch sollten sich die beiden militärischen Genies noch einmal treffen, noch einmal kämpfen, noch einmal siegen.
Vereint zogen die beiden Heerführer nach Süden. In Kilsyth, etwa in der Mitte zwischen Stirling, Glasgow und Edinburgh schlugen sie ihr Lager auf und warteten auf Baillie mit seiner Armee.
Die Schlacht von Kilsyth war alles andere als ein geplantes Meisterstück – auf beiden Seiten herrschte Verwirrung. Vor allem die Covenanter waren zerstritten und auch MacColla machte, was er wollte. Einige Covenanter griffen zu früh an, die Highlander antworteten und plötzlich waren die Armeen im Kampf, ohne recht Aufstellung genommen zu haben.
Leidenschaft, Mikromanagement zur rechten Zeit und Grausamkeit bescherten den Royalisten wieder den Sieg. Und danach gab es keine Covenanter Armee mehr in Schottland – auch nicht in den Lowlands. Schottland gehörte ganz dem König.
Es war nicht nur ein Sieg der Royalisten über die Covenanter, es war auch ein Sieg der Gälen über Lowlander und alles Fremde. Das ist der Grund, warum Alasdair MacColla heute noch besungen wird: weil er ein Held der Highlands war. Weil ohne seinen Mut, sein Geschick und nicht zuletzt seine Männer Montrose vermutlich keinen Sieg verzeichnen hätte können. Nirgends.
Nach diesem Erfolg schlug Montrose sein Hauptquartier in Glasgow auf, denn in der Hauptstadt Edinburgh ging gerade die Pest um. Montrose erhob dort MacColla in den Ritterstand. Doch gegenüber dem König hatte Montrose das Wirken seines Verbündeten und der Highlander kaum erwähnt. Und in Irland und England waren die Covenanter weiterhin dominierend.
Anfang vom Ende: Die Allianz zerbricht
Im September 1645 verlässt MacColla mit 3.000 Highlandern und 120 Iren Glasgow und seinen Partner Montrose. Die Highlander kehrten zum großen Teil in ihre Heimatorte zurück, so dass bald nur noch die Iren und 500 weitere Soldaten an der Seite MacCollas standen.
Der Bruch der Allianz zwischen MacColla und Montrose bedeutete deren Niedergang. Montrose wollte den Druck auf England erhöhen. Doch alle Highlander hatten in verlassen und die „neuen Verbündeten“ waren vor Kurzem noch seine Feinde gewesen. Als von Süden her eine riesige und erfahrene Armee der Covenanter heranmarschierte, wartete Montrose bei Philiphauge in den Borders. Bis auf die verbleibenden Iren war keiner mehr bereit wirklich für die Royalisten zu kämpfen. Das war das Ende der meisten Iren, die MacColla mitgebracht hatte. Sie starben im Kampf oder wurden anschließend hingerichtet.
MacColla zog erneut durch Argyll, um die Campbells weiter zu drangsalieren. Er tat das für 20 Monate. Die meisten Burgen konnte er nicht einnehmen, dafür verwüstete er das Land und tötete die einfachen Menschen.
Bei Lagganmore gab es einen weiteren Kampf mit den Campbells, den Alasdair noch einmal für sich entschied. Und noch einmal zeigte sich seine grausame und gnadenlose Seite, wenn es um Campbells ging. Er ließ alle Gefangenen (auch Frauen und Kinder) in eine Scheune treiben und diese anzünden.
Alasdair MacColla: Herrscher über Argyll – für eine Weile
MacColla war am Ziel. Er beherrschte Argyll und das alte Reich des Clan Iain Mòr. Bis 1647 konnte er es auch halten. Doch das Glück wendete sich. Schon im Mai 1646 hatte König Charles I. aus politischen Gründen angeordnet, dass Montrose seine Waffen niederlegen solle. Der hatte das auch getan und floh etwa ein Jahr später nach Festland-Europa.
Ebenfalls noch im Mai betrat eine Armee der Campbells Cowall und schlachtete die Lamonts in Dunoon, die sich zuvor ergeben hatten.
Es war letztlich die politische Lage, die Alasdair isolierte. Der König hatte sich in Obhut schottischer Covenanter in England begeben. Die schottischen Covenanter hatten ihn aufgenommen, da sie sich nun auch mit dem englischen Parlament überkreuzt hatten. Der König befahl seinen Royalisten wie Montrose die Waffen niederzulegen. Die Iren hatten damit keinen Grund mehr in Schottland zu kämpfen. Die fremden Clans waren nicht interessiert lediglich MacCollas Machtansprüche zu unterstützen.
MacColla war politisch isoliert und delegitimiert.
Ein kleiner Triumph immerhin blieb: Alasdair ernannte seinen Vater Coll Ciotach zu seinem Statthalter auf Dunyvaig Castle. Islay sollte sein Reich bleiben.
Am 24. Mai 1647 begann dann unter David Leslie die Rückeroberung Kintyres und der Campbell-Gebiete. Und natürlich rächte man sich für die vorher begangenen Grausamkeiten durch weitere Grausamkeiten.
MacColla leistete von da an kaum Widerstand, zog sich über Gigha schnell zurück und vermutlich hatte er da schon längst den Plan gefasst, wieder nach Irland zurückzukehren mit vielen seiner Kameraden.
Ende Juni standen die Truppen vor Dunyvaig Castle, die von Coll Ciotach gehalten wurde. Der begann schnell zu verhandeln. Coll war immerhin schon 76 Jahre alt und bei seiner Art der Verhandlung zeigte es sich schnell, dass es ihm wichtiger war Whisky zu haben als zu kämpfen. Er begab sich wieder in Gefangenschaft und am 5. Juli gab die Besatzung von Dunyvaig auf.
Im Herbst herrschten die Campbells wieder in den gesamten Highlands & Islands. Sie nahmen Rache, wo es nur ging. Coll Ciotach, Alasdairs Vater, wurde gehängt, ebenso der Rest seiner Familie. Mit den teils noch in den Garnisonen verbliebenen Iren wurde kurzer Prozess gemacht.
So genial MacColla beim Angriff war, verteidigen konnte und wollte er sein neues Reich nicht. Es fehlte der Rückhalt – und das wusste er.
Tod in Irland: Alasdair MacCollas Ende
MacColla war zurück in Irland, während die Lande des Clan Iain Mòr endgültig an die Campbells gingen. Zwar hatte MacColla einen geordneten Rückzug mit fast allen seinen Männern geschafft, doch vermutlich dachte er, dass seine Garnisonen das Land länger würden halten können.
Der Rest ist schnell erzählt: MacColla begab sich in Dienste auf Seiten der irischen Konföderation gegen die englischen Parlamentarier. Im November 1647 verlor diese Konföderation die Schlacht von Knocknanuss und MacColla sein Leben. Wie er genau starb ist nicht ganz gesichert. Angeblich wurde er in Gefangenschaft von einem Major Purdon getötet. Viele seiner Highlander und seine langjährigen irischen Weggefährten teilten sein Schicksal in diesen Tagen.
Sein ehemaliger Verbündeter Montrose hatte zunächst mehr Glück. Er versuchte auf dem Festland Europas Unterstützung für die englische Monarchie auf die Beine zu stellen. Als Charles I. in England gehenkt worden war, unterstützte er dessen Nachfolger. 1650 versuchte er mit Söldern eine Invasion über die Orkney Inseln. Er hatte kein Glück, wurde gefangen und 1650 in Edinburgh gehenkt. Kopf und Gliedmaßen wurden zerteilt und zur Schau gestellt in verschiedenen Städten.
Erst mit der Restauration des Königs Charles II. wurde er rehabilitiert. Ein Denkmal für ihn steht in der St Giles Cathedral.
Sein Gegner Archibald Campbell, 1. Marquess of Argyll wurde nach der Restauration der Stuart-Könige 1661 selbst als Verräter hingerichtet. Sein Denkmal steht ebenfalls in der St Gile’s Cathedral in Edinburgh im Gang gegenüber. Im Tod sind sich die Widersacher ganz nah.
Nachspiel: Alasdair MacCollas Vermächtnis
MacColla hatte alles gewagt, alles bekommen und noch mehr verloren. Seine Familie war danach nahezu ausgelöscht, Clan Iain Mòr würde nie mehr eine Rolle spielen, die Campbells waren danach mächtiger denn je.
Schlimmer noch: MacCollas Genie wurde zunächst geschmälert. Es hieß, seine Dummheit hätte den Sieg bei Auldearn fast gekostet. Sein Truppenabzug hätte zur ersten Niederlage von Montrose geführt. Ein gälischer Barbare, wild und trunksüchtig, aber ein bisschen dumm. Wenig wichtig für die Geschichte.
Heute weiß man mehr: Ohne MacColla hätte Montrose nie die Männer gehabt, die er brauchte. Beide waren zusammen wagemutig und klug. Alleine aber hatte Montrose keinen einzigen Sieg errungen.
Doch MacColla war auch ein grausamer Mensch, der Machtinteressen auf dem Rücken von Zivilisten austrug. Seine irischen Soldaten waren grausam. Das soll nicht vergessen werden.
Zumindest in den Liedern lebt MacColla als Held bis heute in den Highlands fort. Wie etwa in „Alasdair Mhic Cholla ghasta“, hier gesungen von Capercaille:
Quellen:
- „Highland Warrior – Alasdair MacColla and the Civil Wars“, David Stevenson, Birlinn 2014
- „On the Fringe and in the Middle The MacDonaldsof Antrim and the Isles 1266-1586„, Philip Smith auf History Ireland
- History Scotland Ausgabe Mrz/Apr 2020, S. 24ff
Hi,
gibt es Robert Scott wirklich oder ist das eine Mischung aus Robert Burns und Walter Scott? ;-)
Viele Grüße
Jörg
Erwischt: Ich hatte wirklich beide drin stehen, ehe ich merkte, dass nur einer die beiden genannten Helden romantisiert hat. Es ist natürlich Walter Scott und ich ändere das :)