Nur in wenigen Länder stehen so viele Steinkreise wie in Schottland. Eine Übersicht über die schönsten mit ihrer Geschichte, Entstehung und Bedeutung.
Infos zu Steinkreisen:
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Irgendwann in der Jungsteinzeit begannen die Menschen im heutigen Schottland damit, riesige Steinkreise zu errichten. Und wir heutigen Besucher stehen mit offenen Mündern vor den tonnenschweren Monolithen, die hoch in den Himmel ragen.
Schottlands Steinkreise sind wirklich etwas Besonderes. Und auch wenn der vermutlich bekannteste seiner Art in England steht – nämlich Stonehenge – kommt die Idee zu diesen Anlagen ursprünglich aus Schottland.
Vor allem auf den umgebenden schottischen Inseln haben sich die Steinkreise verbreitet und sind oft bis heute gut erhalten.
Welche Bedeutung haben die Steinkreise in Schottland?
Leider gibt es auf die Frage keine sichere Antwort. Es deutet zwar viel darauf hin, dass der Stand von Sonne und Mond auf bestimmte Arten damit verfolgt werden konnte und dass die Winter-Sonnwende damit berechnet wurde, doch als reine astronomische Beobachtungsstationen, sind die umgebenden Bauten oft zu komplex.
Ein wichtiger Ort für das Verständnis von Steinkreisen in Schottland und sogar ganz Großbritannien liegt auf der Orkney-Insel Mainland im Norden Schottlands. Das sogenannte „Neolithic Heart of Orkney“ ist ein Weltkulturerbe und seit Beginn des zweiten Jahrtausends eine Ausgrabungsstätte, die immer wieder neue Wunder aus der Jungsteinzeit ans Tageslicht befördert.
Einige sagen, von hier aus startete der Kult um die Steinkreise, der bis nach Stonehenge ausstrahlte. Andere hingegen wehren sich gegen diese Interpretation und geben den Orkneys eine Sonderstellung. Soll heißen: Zwar hätten sich die Steinkreise von hier aus ausgebreitet, doch viele andere Wunder sind völlig einzigartig hier – etwa das Grabmal von Maes Howe oder die gesamte Anlage rund um den Ness of Brodgar.
Vermutlich hatten einige der Steinkreis-Anlagen eine Funktion bei der Ahnenverehrung. Zumindest erklärt das Ausgrabungsleiter Nick Card so für die zwei Steinkreise auf den Orkneys:
„Wir haben Belege für große Feiern bei den Steinen von Stenness – das Land der Lebenden – und der Steinkreis von Brodgar war das Land der Toten, wo die Geister residierten.“
Vielleicht gab es auch unterschiedliche Ideen beim Bau der Steinkreise in Schottland. Und es kann auch sein, dass der Weg das Ziel war. Soll heißen: Das Errichten der Steinkreise war eine so monumentale Aufgabe, dass sich die Gesellschaft in der Jungsteinzeit eine neue Struktur und Identität damit verlieh. Schließlich war das die Zeit, in der der Ackerbau sich durchsetzte, Viehhaltung aufkam und die Menschen sesshaft wurden. Und es war die Zeit, in der bald die ersten Metalle wie Kupfer und später Bronze bearbeitet wurden, zirka 3000 vor Christus.
Eine große Umwälzung, die neue Hierarchien hervorbrachte. Die Steinkreise und andere Bauten könnten hier ein Katalysator gewesen sein.
Wo sind Steinkreise in Schottland?
Es gibt unheimlich viele Überreste von Steinkreisen in den Highlands und auch in anderen Bereichen Schottlands. Die Auswahl hier beschränkt sich zunächst auf bekannte sehenswerte und leicht erreichbare. Auf der Karte zunächst ein Überblick und darunter dann noch einzelne Bilder und Beschreibungen zu den sehenswertesten Steinkreisen.
Ring of Brodgar, Orkney – der Drittgrößte in Großbritannien
Sicher einer der prachtvollsten Steinkreise in ganz Schottland, gelegen auf den Orkneys im Norden Schottlands. Einst bestand er aus 60 bis zu 4,5 Meter hohen Monolithen, die einen Kreis von 104 Metern Durchmesser zogen. Heute stehen davon noch 21 Steine. Er ist rund 300 Jahre jünger, als die benachbarten Standing Stones of Stennes.
» Mehr zum Ring of Brodgar hier.
Standing Stones of Stennes, Orkney – der alte Nachbar
Drei bis zu sechs Meter hohe Steinriesen markieren den Ort, an dem sich einst ein Kreis mit 44 Metern Durchmesser erstreckte. Die Standing Stones of Stenness sind vor zirka 5.200 Jahren auf dem Ness of Brodgar erbaut worden. Zwischen ihnen und dem Nachbarn Ring of Brodgar liegen zirka 1.500 Meter.
» Mehr zu den Standing Stones of Stenness hier.
Calanais/Callanish, Lewis – der Mystische
Die Steine von Calanais oder Callanish (englisch) zeigen sich ganz anders als ihre Verwandten auf Orkney: Weniger ebenmäßig, in komplexeren Strukturen angeordnet und irgendwie noch mystischer. Wer die Insel Lewis der Äußeren Hebriden besucht, sollte die Steinkreise von Calanais unbedingt sehen.
» Mehr Infos zu Calanais hier.
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Clava Cairns, Highlands – die Outlander-Steine
Nahe Inverness liegen Cairns, also Kult- und Grabstätten aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit. Dabei gibt es auch einige stehende Steine. Da die Clava Cairns bei Inverness nahe dem Schlachtfeld von Culloden stehen, pilgern viele Fans der TV-Serie Outlander an diesen Ort.
Der berühmte Steinkreis Craigh na Dun, durch den Claire in der Zeit zurückreiste, ist hingegen eine reine Filmkulisse. Fans können ihn also nicht wirklich besichtigen. Da Craigh na Dun aber nahe Inverness liegen soll, sind die Clava Cairns sicher ein guter Ersatz.
» Mehr zu den Clava Cairns hier.
Craigh na Dun – der Drehort
Wer dennoch unbedingt den Drehort sehen will, an dem die Filmcrew die Steine des Craigh na Dun aufgestellt hatten, muss zu den Hügeln an den Ausläufer des Schiehallion. Der Schiehallion ist ein wunderbarer Berg nahe dem Loch Rannoch und der Ortschaft Kinlochrannoch. Im Osten liegt das Loch Tummel mit seinem berühmten Aussichtspunkt Queens View, im Westen das Rannoch Moor mit Rannoch Station. In der Übersichtskarte weiter oben ist der Drehort von Craigh na Dun gelb eingezeichnet.
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Cullerlie – schon aus der Bronzezeit
Nahe Aberdeen stehen die acht Felsen, die den Steinkreis von Cullerlie bilden. Sie stammen aus der Zeit um 1800 v. Chr. – also bereits aus der Bronzezeit. Aufgrund ihrer Lage in einer Talsenke gelten sie als einzigartig.
» Mehr Infos zu Cullerlie hier.
Ballymeanoch Standing Stones, Kilmartin – in Reih und Glied
Das Tal bei Kilmartin ist ein wahres Stein- und Bronzezeit Eldorado. Hier liegen Grabanlagen und Steinkreise en Masse. Die Steine von Ballymeanoch stehen in zwei Reihen gegenüber. Der Größte reckt sich drei Meter gen Himmel.
» Mehr zu Kilmartin hier.
Fingal’s Limpet Hammers, Colonsay – die Steine des Riesen
Die zwei Monolithen stehen auf einer Wiese auf der Insel Colonsay. Sie stammen aus der Bronzezeit. Der name deutet auf Werkzeuge des Riesen Fingal hin.
Ein weiterer Steinkreis steht hinter dem Colonsay Hotel.
Standing Stones Kingarth (Blackpark), Isle of Bute – die Runden
Versteckt in einem Waldstück im Süden der Isle of Bute stehen drei große Steine, die ganz besondere Strukturen aufweisen. Einer ist der Länge nach gespalten, ein anderer fast rund, der dritte durch eine Eisenstange gestützt. Im 18. Jahrhundert standen hier sieben Steine und ein Kreis war noch erkennbar.
St Colmac (Ettrick Bay), Isle of Bute – der Kleine
Vier stehende und mehrere liegende Steine bilden einen Kreis mit 13 Metern Durchmesser. Der Steinkreis liegt nahe der Bucht von Ettrick auf der Isle of Bute. Ein weiterer Kreis soll westlich gelegen sein, was wiederum auf die selbe Idee wie auf Orkney hinweisen würde: Einer für Lebende, einer für Tote.
Machrie Moor, Isle of Arran – die roten Riesen
Im „Moor der Steine“ finden sich gleich elf (!) Steinkreise in der wunderbaren Kulisse der Isle of Arran. Von Steinkreis 2 und 3 sind mehrere riesige rote Monolithen übrig. Sie sind vor den Bergen der Insel und der weiten Graslandschaft ein prachtvoller Anblick.
» Mehr zu Machrie Moor hier.