Dieses Haus hat alles: Gemälde alter Meister, Arts & Crafts, moderne Kunst. All das zeigt Hospitalfield House in üppigen Zimmern und historischen Gärten.
Weil die Mönche von Arbroath Abbey den Pilgern eine Unterkunft bieten wollten, ließen sie im Jahr 1260 ein „Hospital“ auf einem Feld bauen – Hospitalfield. Heute steht an seiner Stelle ein Haus, das wie kaum ein anderes die Schönheit der Arts & Crafts-Periode widerspiegelt. Wer das Glück hat, das Haus zu besuchen, muss allerdings nicht unbedingt Kunstliebhaber sein, um die Schönheit und Einzigartigkeit dieses Ortes zu genießen.
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Als „hidden treasure“ bezeichnen viele in Großbritannien das Hospitalfield House auch. Kein Wunder. Die Betreiber machen keine große Werbung für das Gut und es ist gar nicht so leicht, eine Tour zu bekommen – lediglich einmal in der Woche bekommen Besucher Zutritt und sie müssen sich auch telefonisch zuvor anmelden.
Kein Wunder, denn der Sinn von Hospitalfield ist heute noch der selbe, wie er unter seinen berühmten Besitzer-Ehepaar Elizabeth Fraser und Patrick Allan war: zeitgenössischen Künstlern einen Platz für ihr Schaffen zu geben. Künstler statt Touristen, sozusagen.
Und dennoch lohnt es sich, einen Termin auszumachen. Denn das Haus hat fast unendlich viel zu bieten. Schon das Treppenhaus nach dem Eingang macht das deutlich.
Statuetten, Holzschnitzerei und eine entzückende Lampe, die sich oben wie ein Blütenkelch auf seinem Stengel öffnet.
Vom Treppenhaus aus führt ein Gang zu den Zimmern des Hauses.
Ja, die Zimmer. Sie zu beschreiben oder auch auf Fotos so darzustellen, wie sie wirken, wenn der Besucher in ihnen steht, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Vielleicht so viel: Die Wandteppiche, Holzpaneele, Gemälde, Möbel und Statuen schaffen es trotz aller Fülle im Ensemble doch nicht überladen zu wirken (das ist natürlich eine subjektive Sicht).
Höhepunkt bei den Räumen ist die Galerie auf dem ersten Stock. Im Zentrum des durch Fenster gut beleuchteten Raumes steht eine Statue, darum gruppieren sich Möbel und Vitrinen mit kleinen Exponaten.
Die Wände schmücken viele Gemälde, die teils auch einen ironischen Unterton anstimmen. Es heißt, dass dieses Gemälde eine Angestellte von Patrick Allan Fraser zeigt, die er gebeten hatte, sein Buch zu lesen …
Neben all den Gemälden zieht der pompöse Kamin die Blicke auf sich.
Und hier erkennt das geübte Auge, die Einflüsse des Arts & Crafts. Spätestens bei den Füßen des eisernen Ofens.
Eine kleine Seitentreppe aus der Galerie führt schließlich zum vermutlich teuersten Exponat des Hauses im Zedernraum.
Dort hängt ein Gemälde an der Wand, das der Leichtigkeit und Fröhlichkeit des Hauses eine düstere Strenge entgegensetzt.
In der BBC-Sendung „Lost Masterpieces“ fand Dr. Bendor Grosvenor heraus, dass das Bild dem Künstler Anthonis Mor zuzuordnen ist. Mor war Hofmaler bei Philip II. im Spanien des 16. Jahrhunderts. Das Gemälde wird nun auf mehrere Millionen Euro geschätzt.
Nun könnte der Eindruck entstehen, bei Hospitalfield House handle es sich im ein Museum. Doch Kunst soll hier höchst lebendig sein. Junge Künstler führen in diesen Räumen moderne Performances vor, wickeln sich in Teppiche ein oder positionieren Video-Installationen. In einigen Räumen des Hauses wird auch weiterhin gemalt. Genau das trägt den Geist des Ehepaars Fraser weiter und soll auch weiter im Mittelpunkt stehen.
Raum für Künstler gibt es auch einige Schritte hinter dem Haus in der „Study“.
Das Gebäude war schon damals der Ort, an dem die Frasers Künstlern einen Platz zum Schaffen gaben. Das ist heute nicht anders.
Tritt man hier wieder ins Freie und hält sich ein Stück nach links, landet man im Garten von Hospitalfield House. Auch hier trifft das alte Haus auf neue Kunst.
Auch der Garten ist eine Symbiose aus Alt und Neu. So trifft die moderne Kunst hier auf einen historischen ummauerten Garten, wie er einst häufig bei Herrenhäusern anzutreffen war. Auch heute wachsen hier Salate und Kräuter.
Doch wer isst all das? Die Antwort lautet: die Besucher. In einem Wohnwagen residiert hier ein Café.
Es serviert Kuchen, aber auch Snacks, die hauptsächlich auf Salaten basieren mit anschließendem süßen Nachtisch.
Sitzen können die Gäste des Cafés im Garten oder im überdachten ehemaligen Gewächshaus.
Ums Eck, fast versteckt findet sich schließlich noch ein letzter Schatz des Hauses: das ehemalige Farngewächshaus.
Es ist ein einzigartiges Gemäuer, das leider in einem schlechten Zustand war bei unserem Besuch. Doch für das ganze Anwesen gilt: work in progress – seine Renovierung ist schon geplant.
Kunst – ob modern oder alt- sie hat in Hospitalfield House ein beeindruckendes Heim gefunden. Jeder, der das Schöne schätzt, wird es bei einem Besuch dort vorfinden.
Wissen: Warum sich Kunst im Hospitalfield House ansiedelte
Patrick Allan enttäuschte seine Familie. Denn statt einen ordentlichen Beruf zu ergreifen, ließ er sich auf dem Edinburgh College of Art zum Maler ausbilden. Doch damit war er durchaus erfolgreich, kam sogar bis nach Rom zur British Academy. 1840 kehrte er zurück nach Schottland in seine Heimat Arbroath, wo er Elizabeth Fraser Baker kennen und lieben lernte. Sie heirateten und zogen auf das Anwesen, das Elizabeth erbte.
Ab 1850 gestaltete das Paar ihr Anwesen komplett um. Patrick war ein Bewunderer der aufkommenden Arts & Crafts Bewegung, die später den Jugendstil beeinflusste.
Weil die Ehe keine Kinder hervorbrachte, vererbte das Paar nach ihrem Tod das Anwesen sozusagen der Ausbildung von Künstlern. Ab 1900 residierte hier eine freie Kunstschule. 1970 aber ging sie pleite und das Erhalten des Anwesen war schwierig.
Nun aber will der Patrick Allan-Fraser of Hospitalfield Trust das Anwesen weiter beleben. Junge Künstler aus Europa können sich um eine Residenz bewerben. Außerdem finden immer wieder Aktionen statt.
Die Stiftung will zudem auch Unterkünfte ausbauen, die von Besuchern gemietet werden können.
Anfahrt
Mit Navigationsgerät: „DD11 2NH“ eingeben.
Ohne Navi: Von Dundee aus auf die A92 nach Arbroath. Nach dem MacDonalds bei Arbroath links im Kreisverkehr abbiegen Richtung A933 Brechin und Forfar. Dann nach kurzer Zeit rechts abbiegen beim Schild Hospitalfield Arts. Parken direkt vor dem Haus.