Das Haus sollte gar nicht gebaut werden: Das House for an Art Lover war eine Designstudie. Heute steht es dennoch – und ist wunderschön.
Die Entwürfe kamen zu spät, sie konnten sie nicht berücksichtigen. Das Problem: Die Entwürfe waren genial! Was dieser schottische Architekt bei der deutschen Zeitschrift „Innendekoration“ für den Wettbewerb „Haus für einen Kunstfreund“ einreichte, war Inspiration pur. Und so entschlossen sich die Preisrichter, die Ideen für das House for an Art Lover dennoch zu publizieren. Das machte seinen Schöpfer Charles Rennie Mackintosh nun auch in Deutschland und Österreich bekannt.
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Freilich lag es nie in der Absicht aller Beteiligten, das Haus wirklich zu bauen. Und so blieb das House for an Art Lover ein schöner Traum – bis sich ein Mann in 1980ern dachte, „was wäre, wenn …“.
Heute gibt es das House for an Art Lover tatsächlich. Es steht im Bellahouston Park am südwestlichen Stadtrand Glasgows, Mackintoshs Heimatstadt. Und es kann besucht werden. Es gibt ein Café dort, einen kleinen Souvenirshop, ein ausführliches Informationszentrum und natürlich die wunderbaren Räume, Türen, Lampen …
Das Haus ist jedoch kein Museum. Denn es kann für Veranstaltungen gebucht werden. Hochzeiten finden dort fast jedes Wochenende statt. Darum stehen auch mal Tische gedeckt herum und Weddingplaner schieben Stühle in Reihe.
Zum einen beeindruckt die Weite der Räume des Hauses. Doch droht die Gefahr, sich in Details zu verlieren. In Türdetails oder Buntglasfenstern.
Die Rose, wie sie Symbol für Mackintosh und Glasgow ist, findet sich in vielen Motiven wieder. Etwa im Fenster zur Tür des Musikzimmers.
Und sicherlich ist das Musikzimmer der beeindruckendste Raum des Hauses. Ganz in Weiß mit zarten Lila-, Rot- und Grüntönen, geschwungenen Holzelementen und einem auffälligen Klavier. An den Wänden und Fenstern Verzierungen und Stoffe, wie sie von Margaret MacDonald Mackintosh bekannt sind.
Es gibt zwar weitere Dinge zu entdecken, wie den ovalen Raum oder den Treppenaufgang mit dem großen, eckigen Leuchter. Aber das Musikzimmer ist der Höhepunkt auf der Reise durch das Haus. Am besten legt man es bei einem Besuch ans Ende.
Natürlich lässt sich das Haus auch von außen ansehen und umrunden. Dabei begegnen einem auch schon einige Kunstwerke und Installationen im Bellahouston Park. Und auch der alte Hauseingang des Ibroxhill House, das hier vorher stand, ist ein echter Hingucker.
Für Charles Rennie Mackintosh Fans oder häufige Besucher von Glasgow ist ein Ausflug zum House for an Art Lover sicherlich sehr interessant. Für alle anderen kann es ebenfalls Spaß machen in Kombination mit Bellahouston Park, der zum Beispiel auch ein Labyrinth, einen ummauerten Garten, Spielplätze und mehr anbietet.
Wissen: Die Geschichte des House for an Art Lover
Der Bau des House for an Art Lover kann mit einem Adjektiv beschrieben werden: schwierig. Es begann schon damit, dass die Pläne nicht wirklich für den Bau gedacht waren. So folgten an einigen Stellen die Zeichnungen für das Äußere nicht dem Raumplan innen.
Dazu hat Mackintosh eben die Standards der Zeit um 1900 erfüllt – heutige Sicherheitsvorstellungen waren ihm fremd. So musste also aus seinem Design erst einmal eine heute funktionierende Architektur gemacht werden. Darum sehen heute viele das Haus nicht als einen „originalen Mackintosh“ an.
1989 begannen die Bauarbeiten und schon ein Jahr später war das Äußere fertig. Doch dann trafen drei Dinge gleichzeitig aufeinander: der Ausbruch des ersten Golfkriegs, der Verfall des Pfunds und Probleme bei der öffentlichen Finanzierung. Das Haus stand zwar, aber die Bauarbeiten stoppten.
1992 besuchte der damalige Direktor der Glasgow School of Art, Professor Dugald Cameron, das Haus und entwickelte dort die Vorstellung, dass es ein Teil der Schule sein sollte. 1994 wurde das besiegelt und die Bauarbeiten gingen weiter. 1996 wurde das House for an Art Lover dann endlich eröffnet. Seitdem betreibt und verwaltet es eine gemeinnützige Stiftung.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: „G41 5BW“ bringt einen zum Bellahouston Park. Parkplätze gibt es am Glasgow Ski Centre.
Öffentliche Verkehrsmittel: Vom Stadtzentrum aus verkehrt die U-Bahn auch hinaus zum Bellahouston Park. Haltestelle ist Ibrox. Dort angekommen geht es nach rechts bis zum Ende der Copland Road. Die überqueren und rechts die Paisley Road West entlang, bis die Kreuzung kommt. Wieder die Straße überqueren, direkt links über die Überführung, dann weiter auf der Dumbreck Road bis zum Eingang des Bellahouston Park auf der rechten Seite. Da steht „Glasgow Ski Centre/House for an Art Lover“. Der Weg dauert etwa zehn bis 15 Minuten.