Mitten in den wilden Highlands steht ein prachtvolles Schloss: Inveraray Castle. Es zeigt den ganzen Reichtum des Clan Campbell und der Dukes of Argyll.
Es ist wahnsinnig schön – aber auch so verdammt dekadent: Auf der gedeckten Tafel im Speisesaal der Inverary Castle steht ein Schiffsmodell, kunstvoll gearbeitet aus Silber. Nicht weit davon buhlt eine verzierte Silberterrine um die Aufmerksamkeit der Besucher. Am Ende weiß das Auge gar nicht mehr recht, an welchem Prunkstück es sich festhalten soll. Es ist einfach zu viel, was da auf einem „Esstisch“ versammelt ist.
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Prunk und Protz scheint das Motto des Schlosses der Dukes of Argyll zu sein, dem Herrenhaus der Dukes of Argyll, die aus dem Clan Campbell stammen. Denn auch die anderen Räume sind üppig ausgestattet, zum Beispiel mit Wandteppichen und wunderbaren Stuckmalereien.
Zentrum des Schlosses ist der Turmbau in der Mitte. In seinem Inneren befindet sich unter anderem die Waffenkammer – und auch die quillt fast über.
Es soll rund 1.300 Musketen und Hellebarden hier geben. In einem der Schaukästen liegt auch ein ganz besonderer Dolch. Er soll einst dem Volkshelden Rob Roy MacGregor gehört haben.
Die Räume der Inveraray Castle bieten noch viel mehr, doch üppig ist es nicht nur im Inneren: Rund um das Schloss erstrecken sich weite Parkanlagen.
Über den hinteren Ausgang konnten die Campbells den Park betreten, heutige Besucher allerdings gehen seitlich am Gebäude vorbei. Auf der Fläche von neun Fußballfeldern sind hier gepflegte Anlagen mit Kieswegen angelegt, die aber bald von Wiesen und einem kleinen Wald abgelöst werden.
Im Frühjahr machen sich im Gehölz die Bluebells breit, zu Deutsch heißen sie „atlantische Hasenglöckchen“.
Der Wald erstreckt sich bis runter an die Hauptstraße nach Inveraray, folgt man diesem und entfernt sich von vom Dorf, erreicht man den Fluß Aray. Er ist Namensgeber des Dorfes, denn „Inver Aray“ bedeutet „Mündung des Aray“. Den Fluß überspannt hier eine Steinbrücke.
Dahinter ergießt sich der Aray ins Loch Fyne, dem größten Meeresarm Schottlands.
Von hier aus kann man wieder umkehren und über weite Wiesen zum Schloss zurückkehren.
Inveraray Castle ist eine seltene Perle in den Südwesthighlands, die einen Besuch absolut wert ist. Doch ihr Prunk kam nicht ohne Probleme, wie ihre Geschichte zeigt.
Wissen: Prunk und Pein der Inveraray Castle
Inveraray Castle ist seit langem schon der Stammsitz der Lochawe Campbells. Die residierten zunächst in der Burg Innis Chonnel, deren Überreste noch heute am benachbarten Loch Awe zu sehen sind. Doch im 14. Jahrhundert zogen sie dann nach Inveraray, zunächst noch in eine Burg. Erst im 18. Jahrhundert, als Wehrbauten zugunsten von Schlössern aus der Mode kamen, gab es Entwürfe für die neue Inveraray Castle. Die sahen zunächst so aus:
Die Lochawe Campbells waren Anhänger des neuen britischen Königs Wilhelm von Oranien, als dieser die alte Stuart Monarchie ablöste. Für diese Treue erhob sie Wilhelm zu Herzögen von Argyll. Die Campbells waren also – im Gegensatz zu vielen anderen schottischen Clans – Gegner der auftständischen Jakobiten.
Da passt es ganz gut, dass der Grundstein zum neuen Schloss ausgerechnet in dem Jahr gelegt wurde, als die Jakobiten auf dem Schlachtfeld von Culloden unterlagen, die alte Clanstruktur der Highlands zu Grabe getragen wurde und die Clearances begannen. Vollendet wurde Inveraray Castle allerdings erst 1789, die Campbells zogen allerdings schon 1770 dort ein.
Auch mit den Anwohnern des Dorfes Inveraray ging der Duke nicht zimperlich um. Die aktuelle Lage der Häuser versperrte ihm die Sicht auf das Meer. Kurzerhand ließ er das Dorf versetzen an den Ort, an dem es heute noch zu sehen ist.
Und während der Duke im Schloss gut speiste, litten nur wenige hundert Meter entfernt arme Menschen im Inverary Jail unter Hunger, Kälte und Folter.
1877 schlug das Schicksal in Form eines Feuers zu. Beim Wiederaufbau des Schlosses wurden den Türmen dann jeweils die Kegeldächer aufgesetzt.
Heute leben übrigens noch immer die Dukes of Argyll im Schloss, ein Flügel ist von den Besuchern abgeschirmt. Hier residiert die Familie. Mittlerweile gehören 24.000 Hektar Ländereien zum Besitz.
Wanderung: Zum Dun na Cuaiche Aussichtspunkt
Armin hat mir verraten, dass sich die Wanderung zum Aussichtsturm lohnen soll. Und ich habe diese kleine Wanderung auch mittlerweile Unternommen, locken doch solche Ausblicke über Loch Fyne:
Die Tour geht insgesamt über 4,7 Kilometer und muss dabei 230 Höhenmeter erklimmen. Mit etwas Zeit oben sollte man sich etwa 1,5 Stunden einplanen.
Der Weg führt vom Schloss zunächst auf die Brücke über den Fluss Aray.
Dahinter beginnt der Pfad und wird auch mit einem Hinweisschild angezeigt. Auf dieser Karte ist der GPS-Track abgebildet, klicke/tippe darauf, um sie anzuzeigen.
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Tipp: Ein Tag in Inveraray einplanen
Zusammen mit dem schon erwähnten Inveraray Jail, das man besichtigen kann, bietet der Ort noch viele nette Sehenswürdigkeiten. Zum Beispiel die Schiffe im Hafen – es handelt sich um die Arctic Penguin, ein Dreimastschoner aus dem Jahre 1911 und um die Vital Spark. Die Vital Spark ist ein typischer „Puffer“. Das sind kleine Dampfschiff, die früher in alle entlegenen Teile der Highlands und Islands Fracht auslieferten. Leider kann man beider nur noch von außen besichtigen.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: „PA32 8XE“ bringt einen nach Inveraray.
Ohne Navi: Von Glasgow aus auf die A83 Richtung Tarbet, in Tarbet geht die A83 an einer Abzweigung rechts weg. Hier geradeaus fahren Richtung Campbeltown. Der Straße immer weiter folgen bis nach Inveraray. Auf der Steinbrücke sieht man rechts schon das Schloss. Die Einfahrt zur Inveraray Castle kommt kurz nach dem Ortsschild auf der rechten Seite. Dem Weg bis zum Parkplaz folgen.
Von Nordwesten kommend, kann man von Lochawe auf der A85 die A819 fahren. Die ist szenisch auch sehr schön, geht zunächst am Loch Awe entlang. Man kommt in Inveraray durch eine Art Torbogen. Hier links fahren und gleich danach wieder links zur Inveraray Castle abbiegen.