Eintritt zahlen für karge Zellen? Im Inveraray Jail lohnt sich das. Der Besucher bekommt eine stimmungsvolle Tour und viel Wissen.
Inveraray Jail schafft tatsächlich den Spagat zwischen Touristen-Attraktion und sinnvollem Infotainment. Am Anfang gibt es eine allgemeine Erklärung über die Justiz-Gepflogenheiten der damaligen Zeit. Fälle, Urteile, Folter… gruselig genug.
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Danach geht es in den Gefängnis Hof. Dort steht ein Käfig, in dem die Häftlinge täglichen Ausgang im Freien hatten. Als wir gerade davor standen, erschreckte uns eine autoritäre Stimme von hinten: „Can I help you, prisoners?“ Ein Wärter kommt auf uns zu und erklärt uns, was es mit dem Hof auf sich hat. Und sperrt uns kurzerhand für einige Fotos in den Käfig. Schauspieler vermitteln also eine gewisse Atmosphäre hier, beantworten aber auch Fragen und helfen weiter. Gut gemacht.
Das eigentliche Gefängnis besteht aus einem alten und einen neuen Trakt. Die Tour führt uns zunächst in den älteren Teil, der Wärter bleibt in der Nähe. In den Zellen kann man sich probeweise in eine typische Hängematte legen und erfährt mehr über die Organisation und das tägliche Leben der Insassen und Wärter.
In den Zellen hängen immer wieder Tafeln, die die Einzelschicksale einiger Häftlinge beschreiben. Puppen stellen typische Szenerien nach, führen einem die bedrückende Enge in den über belegten Zellen vor Augen.
Weiter im Gerichtsgebäude sitzen in den Reihen Puppen und scheinen den Gerichtsverhandlungen zu lauschen, die vorne als Tonband ablaufen. Hier kann man auf einer der Holzbänke Platz nehmen und zuhören – muss allerdings sehr genau hinhören, um den Fall zu verfolgen.
Der zweite Trakt wurde erbaut, da der erste zu klein und auch nicht human genug war. Hier gibt es schon mehr Platz und mehr Zellen. Der Besucher erfährt von sinnigen und unsinnigen Zwangsarbeiten und Disziplinarmaßnahmen. Aber auch über medizinische Versorgung und Hygiene.
Die Tour endet – logisch – im Geschenke-Laden…
Persönliche Anmerkung: Keine Tourie-Falle
Zunächst war ich skeptisch: Mir klang das zu sehr nach Highland-Tourie-Falle. Aber die Details, die Schauspieler und vor allem die erzählten Einzelschicksale der Häftlinge haben sich gelohnt. Sicherlich auch ein Vorteil, dass wir in der Nebensaison dort waren, es waren kaum Leute unterwegs an dem Tag.
Wissen: Vorbildliches Gefängnis
Inveraray war der Sitz des Duke of Argyll – somit kam dem Ort eine zentrale Bedeutung zu. Also wurde dort 1829 das Gefängnis samt Gerichtsgebäude eröffnet und Straftäter aus der ganzen Gegend wurden hierher gebracht – auch Frauen und Kinder.
Leider war das Gefängnis bald überlaufen und die Wachen verloren manchmal den Überblick, so dass viele Gefangene entkommen konnten. Zudem waren die Zustände selbst für damals inhuman. So wurde 1848 der neue Trakt eröffnet, samt einer Freiluftanlage für Gefangene. Inveraray Jail galt damals als vorbildlich. 1889 allerdings wurde es durch die größeren Gefängnissen in zum Beispiel Glasgow überflüssig.
Nach hundert Jahren allerdings wurde Inveraray Jail 1989 als Museum wieder eröffnet.
Tipps: Henkersmahlzeit
Zum Essen danach ins „Brambles“. Das ist ein stimmungsvolles Bistro mit leckeren kleinen Gerichten (ich hatte den Burger) und großen Stück Kuchen. Wenn man vom Gefängnis aus die Hauptstraße Richtung Hafen geht, liegt es auf halbem Weg linker Hand.
Anfahrt:
Die A83 oder die A819 führen direkt nach Inveraray.
Bin als Reiseveranstalter für Motorradreisen jetzt 2013 das 56. x mit dem Bike in Schottland gewesen. Den Teilnehmern hat´s gut gefallen im Inveraray Jail, die es mit dem Bike zu toll treiben kommen halt mal für 10 Minuten hinter Gitter….grins. Sehr informativ und traditionsreich. Halt ein Stück echtes Schottland. Wenn Ihr aus dem Jail kommt unbedingt beim Family Butcher reinschuen, ist kurz vor dem The George Hotel…. das lohnt sich…ein klasse TYP mit seiner Uniform uns seinem breitem Grinsen. Have a save journey……..enjoy Scotland.
Ich finde, dass In Inverary die unterschiedlichen Klassen aus der Vergangenheit massiv aufeinander stoßen. Zum einen zeigt das Jail sehr anschaulich, wie es den armen Menschen an diesem Ort erging. Zum zweiten gibt es in unmittelbarer Nähe die Möglichkeit in einem Freilichtmuseum einen Eindruck vom normalen Leben der damaligen Bevölkerung zu bekommen und dem allem steht das Inverary Castle in seiner unglaublichen Prunk- und Verschwendungssucht entgegen. Das macht diesen eigentlich kleinen Ort sehr interessant.
Ja, die Castle ist der Hammer, dazu schreib ich auch bald was. Und stimmt, Inverary fühlt sich sehr nach Klassengesellschaft der damaligen Zeit an. Danke für das Teilen Deiner Beobachtung.