Auf einem kargen Hügel in den Highlands erschuf ein Schotte einen Garten Eden, den Inverewe Garden. Prächtige Pflanzen aus aller Welt brachte er hier zum Gedeihen, die heute jeder Besucher bestaunen darf
Knapp 21 Hektar Land umfasst der Inverewe Garden – das entspricht in etwa einer Größe von 40 Fußballfeldern. Und so viel Platz braucht es auch, sind doch ganze Kontinente darauf untergebracht. So gibt es einen Asien-Teil namens „Bambooselem“, in dem Bambus und Rhododenren sprießen oder einen Amerika-Bereich, in dem es Ahorn zu bewundern gibt.
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An anderen Orten finden sich Pflanzen aus Südamerika oder Eukalyptus-Bäume aus Australien. Inverewe lässt dabei nicht nur die Herzen der Botaniker höher schlagen, wenn im Frühjahr und Sommer ein farbenprächtiges Blütenmeer entsteht.
Doch Vorsicht: Der Spaziergang durch den Garten kann schnell zur Wanderung ausarten. Denn vom Eingang bis zum Ende ist es schon mindestens einen Kilometer weit – je nachdem, welchen der verschlungenen Wege man wählt. Dazu kommen noch einige Höhenmeter, da der Garten ja auf einem Hügel erbaut wurde. Damit man sich nicht verläuft, hilft einem immerhin eine kleine Karte, die jeder Besucher beim Eintritt erhält.
Zu verdanken hat Schottland diesen wunderschönen Grünraum dem Einheimischen Osgood Mackenzie. Er erwarb das damals karge Stück Land und begann ab 1862 damit, sich seinen Traum vom botanischen Garten zu erfüllen. Er schuf zunächst den ummauerten Bereich, indem heute Salate und Obst wachsen. Alleine dieser „walled garden“ brauchte etliche Monate bis zur Vollendung.
Danach machte sich McKenzie an das Arboretum, den Baumbereich mit eingestreuten Beeten, Büschen und Teichen. Als Osgood McKenzie 1922 starb, übernahm seine Tochter das Erbe und fügte zum Beispiel noch „America“ hinzu.
1952 allerdings übergab sie das Gelände dem National Trust of Scotland, der sich seitdem um den Erhalt und dessen Pflege kümmert.
Tipp: Für Botaniker und Waldläufer
Um die Gärten herum erstrecken sich noch einmal etwa 800 Hektar geschütztes Waldgebiet. Darin lohnen sich weitere Wanderungen.
Wer sich etwas mehr für Botanik interessiert, dem sei die Führung mit einem Gärtner ans Herz gelegt. Sie startet jeweils um 13:30 Uhr – meist auch Samstags, nur Sonntags normalerweise nicht.
Wissen: Das Geheimnis der Gärten
Dreht man den Globus ein wenig nach Westen und schaut, was auf gleicher Höhe der Erdkugel in Nordamerika liegt, landet man in Kanada auf einem Tundragebiet oder bei einem Nationalpark für Polarbären. Doch warum gedeiht dann in Inverewe Garden ein derartige Vielfalt an Pflanzen, wo es doch auf einem kühlen Breitengrad liegt? Es ist der Golfstrom, der die Westküste Schottlands trifft. Der sorgt nämlich für die passenden Temperaturen.
Doch das alleine reicht noch nicht. Als der McKenzie damals begann die Gärten anzulegen, pflanzte er zunächst Bäume als Schutz gegen den heftigen Wind, der das Land immer wieder peitscht. Erst nachdem dieser Wald hoch genug gewachsen waren, konnte er empfindlicheres Grün anzüchten. Für die ganz zarten Pflanzen ist ummauerte Bereich gedacht. Nicht nur, dass die Steine den Wind abhalten, sie speichern auch die Wärme der Sonne und strahlen diese wieder etwas ab.
Der Boden des kargen Highland-Gebiets macht den Gärtnern noch heute das Leben schwer. Für den Erhalt der Gärten werden jährlich rund 200 Tonnen Mulch und Dünger herbeigeschafft. Nur so wächst diese Pracht im Inverewe Garden.
Persönliche Anmerkung: Sonne und Regen
Einen Grund, warum der Garten gut gedeiht, durften wir am eigenen Leib erfahren, als wir dort für zirka drei Stunden unterwegs waren. Warmer Sonnenschein wechselte plötzlich zu ergiebigen Regenguss und zurück.
Doch es hat sich gelohnt! Wie eine Pfadfindergruppe zogen wir mit der Karte in der Hand los und konnten im verwinkelten Garten sogar Fliegenpilze entdecken oder dem Gesang eines Rotkehlchens lauschen, das nur etwa eine Armlänge auf einem Ast vor uns saß.
Anfahrt:
Wenn man von Inverness nach Ullapool auf der A835 fährt, zweigt bald die A832 nach Poolewe ab. Kurz davor passiert die Straße direkt den Parkplatz von Inverewe Gardens.