Um einen Whisky der Isle of Raasay Distillery zu trinken, muss man noch warten. Doch ihre Gebäude und die Menschen sind heute schon einen Besuch wert.
Isle of Skye? Traumziel! Aber Raasay, wo ist das? – Nur wenige der vielen Besucher Skyes nehmen die kurze Fährfahrt auf sich, um die Nachbarinsel Raasay zu besuchen. Warum? Vielleicht, weil nur wenige etwas über die Natur und die Sehenswürdigkeiten wissen, die sie dort erwarten.
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Das ändert die neue Raasay Distillery. Da sie erst seit einigen Monaten produziert, kann sie zwar noch mit keinem eigenen Whisky aufwarten, dafür ist sie buchstäblich ein Teil der Insel.
Da wären zunächst die historischen Häuser, die den Kern der Destillerie bilden – sie waren einst der Wohnsitz des Verwalters der Güter des nahen Raasay House. Die historischen Gemäuer werden flankiert von den neuen und modernen Bauten, die zwar auffällig sind, sich aber harmonisch einfügen – in Gold und Braun. Als wären es die Farben von Whisky selbst.
Die Raasay Distillery versucht dabei nicht zwanghaft auf alte Romantik zu machen – wie das in Schottland so oft der Fall ist – , sie traut sich stattdessen moderne Architektur mit altem Schick zu vereinen. Gekonnt! Übrigens auch innen.
Eine der Innenwände hat es in sich: Sie besteht aus Steinen, die die geologischen Schichten Raasays widerspiegeln.
Kleine Alkoven schmiegen sich in die Wand ein, darin stehen alte Flaschen und Steine. Fundstücke, die beim Aushub der Destillerie zu Tage traten.
Sie sind auch wieder Teile der Geschichte. Denn bei dem unförmigen Klumpen handelt es sich um Eisenerz, das einst in mehreren Minen auf der Insel abgebaut wurde. Teilweise sogar von deutschen Kriegsgefangenen, die während des ersten Weltkriegs auf Raasay interniert wurden.
Und dann fehlt ja noch ein wichtiger Bestandteil einer Destillerie: die Menschen. Auch sie sind durch und durch ein Stück Inselleben. Eine Braumeisterin etwa lebt am Ende der berühmten Calum’s Road. Diese Straße hat einst ein sturer Bewohner selbst gebaut, um das Aussterben seiner Gemeinde zu verhindern. Seine Geschichte gibt es nicht nur in Buchform, sie wurde auch von der Band Capercaille als Lied interpretiert.
Und schließlich unsere Tourführerin, die fast mehr über die Geschichte der Insel weiß als über Whisky. Über die noch existierenden Minenschächte, die Burgruine, das Raasay House und den piktischen Stein ganz in der Nähe.
Haben wir etwas vergessen? Ach ja: Whisky! Den gibt es freilich dann auch. „While we wait“ heißt er – ein Whisky, denn die Besitzer in Zusammenarbeit mit einer Highland-Brennerei als Vorbild für den künftigen Geschmack herstellen.
Die Raasay Distillery ist ein großartiger Startpunkt, um die kleine Nachbarin der Isle of Skye kennenzulernen.
Wissen: Über den Whisky der Isle of Raasay Distillery
Isle of Raasay Distillery ist die erste legale (!) Whisky-Brennerei auf der Insel. Sie hat ihren Betrieb im September 2017 aufgenommen. Da ein Whisky mindestens 3 Jahre gereift haben muss, ehe er sich Whisky nennen darf, wird es die ersten Flaschen ab 2020 geben. Der fertige Whisky soll fruchtig schmecken mit einer leichten Torfnote.
Besitzer der Destillerie sind R&B Distillers, denen eine weitere Brennerei ganz im Süden von Schottland gehört. Von ihr stammt auch der „While we wait“. R&B bedeutet übrigens „Raasay and Borders“, die Firma wurde 2014 gegründet.
Wer übrigens auf der Insel übernachten möchte, kann das in einem der Zimmer der Destillerie tun. Preise ab 220 Pfund aufwärts.
Persönliche Anmerkung: Endlich Abwechslung bei den Destillerien
Jetzt war ich schon wirklich in einigen Whisky-Brennerein. Von der schönen Edradour bis zur geschäftigen Talisker Distillery, ja sogar schon in allen Islay Destillerien. So sehr sich der Geschmack doch unterscheidet, die Whisky-Herstellung ist im Ablauf immer gleich. Da sehnt sich das Herz einmal nach Abwechslung.
Die Isle of Raasay Distillery hat mir da sehr viel Spaß gemacht. Die moderne und harmonische Architektur ist das eine. Doch auch im Produktionsraum sieht es anders aus. Vor allem der Spirit Safe, der bei fast allen Brennereien ein bronzener Kasten ist, sieht hier ganz anders aus.
Das gesamte Design und auch die Verquickung mit der Geschichte und Geologie der Insel sind für mich absolut gelungen. Alleine die Distillery wäre also schon ein guter Grund, um Raasay zu besuchen.
Anfahrt
Nach Raasay kommen Reisende nur mit der Fähre, die im Ort Sconser auf der Isle fo Skye zwischen acht und 18 Uhr zirka alle Stunde ablegt. Die Fahrt dauert 25 Minuten. Sconser liegt direkt an der A87 in der Nähe von Sligachan.
Mit Navigationsgerät: „IV40 8PB“ ist der passende Postcode.
Ohne Navi: Auf Raasay fährt man die Straße einfach hoch und hält sich rechts. Auf der linken Seite kommt nach zwei Minuten der Parkplatz und die Destillerie.