Außen schön, und innen auch. Das Kelvingrove Museum ist ein großartiger Bau mit vielen interessanten Ausstellungen darin.
Das Äußere deutet auf das Innere: Kelvingroves Architektur ist nicht direkt einem typischen Stil zuzuordnen, sondern vereint verschiedene Einflüsse. Darunter – so verrät die Webseite auch – eine starke Anlehnung an die spanische Kathedrale Santiago de Compostela. Spanien mitten in Glasgow?
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Als ich selbst davor stand, beeindruckte mich dagegen vor allem der strahlend rote Sandstein, aus dem Kelvingrove Museum gebaut wurde.
Eigentlich hätte ich mich auch damit begnügen können, das Gebäude ein paar Male zu umrunden, um dabei all die kleinen Details der Fassade zu bestaunen. Ich hätte viel verpasst, denn auch innen geizt das Haus nicht mit Größe und Vielfalt.
Gleich in der großen Eingangshalle etwa wandert der Blick nach oben, entlang an schlanken Orgelpfeifen.
Das Instrument ist dabei keineswegs ein Ausstellungsstück – die Orgel wird regelmäßig gespielt. Die Halle verleiht ihr dabei eine gute Akustik, und so wird sogar das ein oder andere Lied des Haus-Organisten Chris Nickol ein kleiner Internet-Hit. Zum Beispiel als er zum Tode David Bowies dessen „Live on Mars“ zum Besten gab.
Von der Eingangshalle aus kann der Besucher sich für einen der beiden Gebäude-Flügel entscheiden: Feingeister wenden sich nach rechts in den Ostflügel mit seinen Kunst-Exponaten. Hier finden sich Ausstellungen zum berühmten Glasgower Designer und Architekten Charles Rennie Mackintosh sowie der gesamten Glasgower-Schule, die sich vor allem im Bereich Jugendstil einen Namen gemacht hatte.
Mich hat es aber gleich in den Westflügel gezogen: „Live“ – „Leben“ heißt dessen Motto. Ich betrat den Saal und wollte mich unwillkürlich ducken, denn da kam eindeutig eine Propellermaschine aus dem zweiten Weltkrieg auf mich zugestürzt.
Tatsächlich handelte es sich bei dem Flugzeug um eine Spitfire LA198, einem der Prunkstücke des Museums. An Seilen schwebt sie mitten im Saal, schräg über dem zweiten großen Stück des Raumes: Sir Roger, der Elefant, der im Jahr 1900 im Glasgower Zoo eingeschläfert werden musste, dafür aber seit dieser Zeit in Kelvingrove verewigt ist.
Um das große Tier herum finden sich viele weitere ausgestopfte Exponate: Katzen, Adler, Krabben, Schildkröten …
Und auch eines der schottischen Nationaltiere, das sogenannte Haggis-Tier, das wohl eng verwandt ist mit dem bayrischen Wolperdinger hat in einem der Räume ein Zuhause.
Mir war freilich noch wichtig, mehr über die schottische Geschichte zu erfahren, über die erste Besiedlung, die Bronzezeit, Wikinger und mehr. Im ersten Stock des Flügels wurde ich fündig, dort gibt es Räume zu „Scotland’s first people“:
Und tatsächlich wird hier die schottische Frühzeit schön aufbereitet mit Erklärungen zur Becherkultur und den frühen Monumenten.
So geht das interessant weiter bis in die Ära der Wikinger.
Vom ersten Stock hat man übrigens nochmals einen großartigen Blick auf die Halle:
Ich hatte kaum genug Zeit, den ersten Flügel zu erkunden. Ich hatte mich wohl bei der Größe des Museum verspekuliert. Und so verließ ich Kelvingrove, ohne den Flügel mit den Künsten gesehen zu haben.
Das Schöne: So habe ich einen Grund bald wieder zu kommen.
Wissen: Über Kelvingrove, das Museum und Weltaustellungen
Namensgeber für die Gegend ist der Fluss Kelvin, der von Norden kommend hier eine kleine Schleife bildet, ehe er etwas weiter südwestlich in den River Clyde mündet. Übrigens direkt neben dem Riverside Transportmuseum.
Kelvingrove ins Deutsche übersetzt heißt Kelvin-Wäldchen. Der gleichnamige Park war 1888 Schauplatz der Weltausstellung. Der dabei erwirtschaftete Überschuss wurde in den Bau des Museums gesteckt, das dann in der Weltausstellung 1901 in Glasgow als Kunstpalast genutzt wurde.
Tipp: Die kleinen Skulpturen am Kelvingrove Museum entdecken
Sowohl außen an der Fassade, als auch innen finden sich viele kleine Steinmetzarbeiten. Meist übersieht man sie in all dem Prunk und Glanz. Doch prägen sie den Charme des Gebäudes, darum hat das Museum ein eigenes PDF dafür online gestellt.
Also gilt auch in und um Kelvingrove: Blick nach oben – übrigens ein guter Tipp auch für die gesamte Glasgower Innenstadt.
Übrigens: Man kann sich auch durch den Kelvingrove Park dem Museum nähern. Ein schöner Spaziergang.
Anfahrt:
Mit dem Auto: Es gibt bei Kelvingrove Museum einen Parkplatz mit 124 Stellplätzen. Bis zu vier Stunden kosten dort 1 Pfund Gebühr.
Mein Tipp: Innerhalb von Glasgow sollte man sich den Stress sparen und auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Zwar kann man mit dem Auto von der M8 gut anfahren, doch lohnt sich der Stress nicht und man kann mit öffentlichen wesentlich mehr von der Stadt spüren.
Eine Möglichkeit: Sich ein Zweitagesticket bei City Sightseeing Tours zu kaufen. Der Bus fährt die Sehenswürdigkeiten immer wieder ab und hält dann auch alle zwanzig Minuten am Kelvingrove.
Alternativ gibt es folgende öffentliche Linien:
- Linien 2, 3 oder 77 des Bus-Betreibers „First“
- Subway bis Kelvinhall, dann 5 Minuten zu Fuß
- Subway bis Kelvinbridge, dann durch den Kelvinpark, zirka viertel Stunde zu Fuß