Sie waren eine der einflussreichsten Clans: Die Campbells of Breadalbane und die Taymouth Castle in Kenmore war ihr Sitz. Die Geschichte beginnt mit einer Enthauptung.
Sir Colin Campbell selbst führte das Schwert, das Gregor MacGregor den Kopf kostete. Diese Grausamkeit war Schlusstrich unter einer langen Fehde und sicher einer der wichtigsten Augenblicke in der Siedlung, die später zu Kenmore werden sollte. Doch wie kam es dazu?
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Schon seit Jahrhunderten hatten die Campbells ihre Macht kontinuierlich ausgebaut. Zunächst in Argyll, wo die imposante Inveraray Castle steht, in der heute noch die Dukes von Argyll herrschen. Doch Stück für Stück kroch der Clan von der Westküste in das Landesinnere. Die Campbells von Glenorchy bauten am nordöstlichen Ufer des Loch Awe die Kilchurn Castle. Und sie heirateten, kauften und raubten sich weiter nach Osten.
An ihrer Seite war ein weiterer Clan, die MacGregors. Denn so schaurig das Ende auch war, hatten die beiden Familien zunächst gleiche Interessen. Die MacGregors lebten auf Ländereien, die unter der Herrschaft der Campbells von Glenorchy standen. Und diese Länder zogen sich mittlerweile bis zur Nordostspitze des Loch Tay, an der heute Kenmore liegt. Dort baute der „graue Colin“ Campbell im Jahr 1559 Balloch Castle zunächst als Trutzburg, nicht ohne dabei die dort lebenden MacGregors zu vertreiben.
Als Colin dann den neuen Chief Gregor Roy MacGregor nicht anerkannte und ihm die Ländereien nicht zugestehen wollte, die dessen Vater noch bekommen hatte, brach Krieg zwischen den beiden aus. Sieben Jahre lang tobten die Scharmützel, ehe im Jahr 1569 MacGregor bei seiner Frau festgenommen wurde. Es gab ein Verfahren, dann die Hinrichtung. MacGregors Frau sah zu – und verfasste danach ein Klagelied, das heute noch zu Tränen rührt.
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Rund hundert Jahre später hatten sich die Campbells of Glenorchy verwandelt. John Campbell war nun „1st Earl of Breadalbane and Holland“, Balloch Castle wurde ausgebaut. John Campbell übrigens spielte eine Rolle beim Massaker von Glen Coe. Er soll einer der Drahtzieher des Komplotts gewesen sein.
Und Kenmore? Der Ort verdankt seine heutige Form dem dritten Earl von Breadalbane, der einiges an moderner Struktur schuf. Er ließ eine Brücke über den River Tay bauen, die noch heute steht.
Auch die Kirche ließ er erneuern.
Und moderne Häuser für die Untergebenen bauen.
Das Kenmore Hotel am Platz reklamiert übrigens für sich, das älteste Inn Schottlands zu sein, da seine Geschichte bis 1572 zurückreichen soll. Ähnlich alt dürfte nur noch das Drovers Inn bei Loch Lomond sein.
Die Taymore Castle
Anfang des 19. Jahrhunderts gabe es keinen Bedarf mehr für Burgen alten Stils. Statt Schutz benötigten Adlige nun repräsentative Häuser. Und so wurde Balloch Castle demontiert. Bis ins Jahr 1842 ließ John Campbell, 1st Marquess of Breadalbane, an ihrer statt die neue Taymouth Castle bauen. Ein großes neogothisches Herrenhaus.
Von Aussehen und Grundriss gibt es dabei durchaus starke Ähnlichkeiten mit der Inveraray Castle. Doch ist Taymouth deutlich größer und besticht durch einige schöne Details wie das Buntglasfenster, das wir leider nur von außen sehen konnten.
Das Schloss sitzt dabei inmitten eines weitläufigen Areals, direkt vor der Tür liegt ein Golfplatz.
Wie groß der Park ist, kann jeder Besucher Kenmores selbst einmal erlaufen. Direkt am großen Platz von Kenmore steht das große Duchgangstor, an dem die Singletrack-Road zur Castle führt. Ein durchaus schöner Spaziergang zwischen vielen Bäumen hindurch.
In die Castle haben wir uns allerdings nicht getraut, denn sie wird zwar für Events vermietet und bietet Fliegenfischern und Golfern ihre Dienste an, ist aber sonst keine typische Touristenburg. Update: Taymore Castle wurde von einer Hotelkette gekauft und soll in eine fünf Sterne Unterkunft verwandelt werden.
Und anscheinend kann man dort auch seine Hochzeitsfeier begehen.
Nach dem ersten Weltkrieg mussten die Breadalbane-Campbells das Gut verkaufen. Es befindet sich heute in Privatbesitz.
Wissen: Wo der Name Kenmore herkommt
Kenmore ist – wie so oft – eine englische Aussprache für eine gälische Bezeichnung. Ursprünglich lautete der Name „A’Cheann mhor“. „Ceann“ heißt Kopf, „mòr“ heißt „groß“, zusammen „der große Kopf“. Gemeint ist damit wohl die Landzunge, die hier ins Loch Tay hineinragt, denn Ceann kann auch Landvorsprung heißen, etwa wie beim Strand Ceannabeinne.
Die Castle Balloch bezieht ihren Namen hingegen einfach vom Wort „Pass“, das auf Gälisch „bealach“ gesprochen wird.
Der Name „Taymouth“ hingegen ist recht klar: Der Fluss Tay „mündet“ hier in das Loch Tay – Taymouth.
Tipp: Tour durch Breadalbane
Breadalbane, die Region, in der Kenmore liegt, kennt viel Reizvolles. Ganz in der Nähe ist natürlich das Crannog Centre mit seinem Bau aus der Eisenzeit.
Entlang des Loch Tay lässt sich vom Crannog Centre dann bis nach Killin mit seinem Wasserfall fahren. Die Route führt auf einer Singletrack-Road am Südufer entlang und bietet reizvolle Blicke. Die alternative Nordroute ist dafür bequemer und schneller, da die Straße besser ausgebaut ist.
Von Kenmore lässt sich auch Loch Rannoch im Norden besuchen über eine kleine szenische Straße, die am Berg Schiehallion vorbei führt.
Im Süden führt zudem eine kaum befahrene und wunderschöne Straße ins Glen Quaich. Sie startet gleich nachdem man von Kenmore von der A827 zum Crannog abbiegt. Hinweis-Schilder warnen vor der engen Straße „Narrow Road“. Tatsächlich führt die Singletrackroad steil nach oben mit einigen Serpentinen. Für Wohnmobile dürfte das eher schwer werden.
Oben aber findet man ein schönes Plateau und bei der Abfahrt eröffnet sich dieser Blick.
Persönliche Anmerkung: Ein Spaziergang unterhalb der Kirche zum See
Wir sind von The Square, also dem Platz vor der Kirche, in Richtung Brücke gegangen und vor dem Haus mit der Aufschrift „The Orphanage“ abgebogen.
Bis vor kurzem muss das noch ein mietbares Cottage gewesen sein, vielleicht ist es das noch immer. Allerdings finde ich dazu wenig Infos. Früher war es allerdings tatsächlich ein Waisenhaus, das um 1900 herum Kinder aus der Gegend aufnahm. Und sogar überlebende Kinder der Titanic-Katastrophe sollen hier untergekommen sein.
Der Weg unterhalb der Kirche lässt auf das Loch Tay blicken.
Mein Highlight bei dem Spaziergang war allerdings eine Bengalkatze, die uns begrüßte. :)
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: Ins Navi den Postcode „PH15 2HH“ eingeben.
Ohne Navi: Im Osten geht von der großen A9, die Edinburgh und Inverness verbindet, die A827 nach Ballinluig und Aberfeldy ab. Der folgen bis nach Kenmore.
Im Westen zweigt die A827 hingegen von der A85 ab, die das Glen Coe mit Callander und Stirling verbindet. Hier folgt der Fahrer den Schildern nach Killin und den Falls of Dochart und nach Killin entweder der Hauptstraße weiter, oder der Beschilderung „Ardeonaig South Loch Tay“, um die oben genannte Südroute abzufahren.
„Die Castle“ klingt beim Lesen aber sehr gewöhnungsbedürftig.