Kilmartin Glen – Schottlands Tal der Toten

Grabhügel, Steinkreise, Festungen – Kilmartin Glen war ein Brennpunkt menschlicher Kultur der Vorzeit im Westen Schottlands.

Blick ins Tal von Kilmartin
Blick ins Tal von Kilmartin

Die Gletscher der Eiszeit schnitzten dieses wunderschöne Tal vor über 11.000 Jahren in die Landschaft von Argyll. Und ein breiter Fluss, der sich aus dem nahen Loch Awe ins Meer von Crinan ergoss, sorgte für den Feinschliff. Sie bereiteten den Boden für menschliche Kulturen lange vor unserer Zeitrechnung.

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Das wäre an sich noch nicht einzigartig. Einzigartig aber ist: Kilmartin Glen hat die Spuren dieser Zivilisationen wie kaum ein anderer Ort erhalten. Grund genug, um dort ein Museum aufzubauen, das das Wissen und die Funde aus dem Tal und ganz Argyll sammelt.

Kilmartin House Museum
Kilmartin House Museum

Wobei: Die größten Schätze des Tals passen nicht ins Museum. Alleine sieben große Grabhügel, sogenannte Cairns, ziehen sich wie an der Schnur gereiht durch die Niederung. Dazu kommen noch etliche Steinkreise und einzeln stehende Monolithen.

Kilmartin Glen ist sozusagen ein einziges Ausstellungsstück.

Glebe Cairn in Kilmartin Glen
Glebe Cairn in Kilmartin Glen

Dennoch: Ein guter Startpunkt ist Kilmartin Museum direkt im gleichnamigen Ort. Es gibt eine Übersicht der Entwicklung von Land, Zeit und Menschen, zeigt Relikte vergangener Kulturen wie Becher, Waffen und Werkzeuge.

Glockenbecher
Glockenbecher

Und es gibt Möglichkeit, Dinge selbst auszuprobieren, wie das Mahlen von Korn mit einem Stein oder auch mit einer Steinmühle zum Vergleich.

Korn mahlen in Kilmartin House
Korn mahlen in Kilmartin House

Bereits 6.000 v. Chr. streiften Jäger und Sammler an der schottischen Westküste und den Inseln entlang. Knochen und Müllhaufen aus Muschelschalen zeugen von ihren Essgewohnheiten. Auch durch Kilmartin Glen werden sie gewandert sein – damals reichte das Meer noch fast bis zum Ort Kilmartin, es senkte sich erst später.

Doch richtige Spuren haben erst die Siedler ab etwa 3.700 v. Chr. hinterlassen. Sie begannen Stein fein zu bearbeiten und Ton zu formen. Doch Stein ist nicht gleich Stein. Im Tal dominiert Quarz, der sich schlecht zu Werkzeug verarbeiten lässt. Die Menschen von damals verfügten aber bereits über ein Handelsnetz. Sie bezogen Feuerstein aus dem nahen Nordirland und dem späteren Cumbria in England.

Und sie begannen mit Stein zu bauen. Erste Grabkammern entstanden.

Dunchraigaig Cairn
Dunchraigaig Cairn

In den nächsten Jahrhunderten bis etwa 1.500 v. Chr. muss im Tal eine beeindruckende rituell geprägte Landschaft aus Grabhügeln und Steinkreisen entstanden sein, die heute noch größtenteils zu erkennen ist.

Besucher des Kilmartin Museum blicken zum Beispiel direkt auf Glebe Cairn. Ein Stück weiter die Straße Richtung Meer findet sich dann unter anderem der Parkplatz bei Dunchraigaig, von dem aus Besucher nicht nur den gleichnamige Grabhügel ansehen können.

Dunchraigaig Cairn
Dunchraigaig Cairn

Von hier aus ist es nur ein kurzer Weg zu den Steinen von Ballymeanoch.

Ballymeanoch Standing Stones
Ballymeanoch Standing Stones

Doch Kilmartin Glen ist keineswegs ein Ort, der nur die Entwicklung der Steinzeit zeigt. Am Ende des Tals liegt das einstige Fort Dunadd, die Haupstadt Dalriadas. Zusammen mit der Kirche von Iona entwickelte sich hier auch eine christliche Kultur, die zum Beispiel Steinmetzarbeiten hervorbrachte, wie sie am Eingang des Museum zu sehen sind.

Steinkreuz am Eingang des Museums
Steinkreuz am Eingang des Museums

Und gleich neben dem Museum steht eine Kirche. Sie wurde 1836 errichtet, aber die älteste urkundlich erwähnte an dieser Stelle datiert auf das Jahr 1323. Ein Besuch lohnt sich.

Kilmartin Kirche
Kilmartin Kirche

Denn in der Kirche kann man ein weiteres Keltenkreuz sehen und auf dem Friedhof gibt es eine Gebäude mit einer Sammlung an Grabplatten.

Grabplatten: Kilmartin Stones
Grabplatten: Kilmartin Stones

Diese stehen chronologisch aufgreiht von rechts nach links beginnend ab dem Jahr 1200 bis 1712. Einer davon gehört zum Grab von Sir Colin Campbell um 1480, der Kilchurn Castle bauen ließ.

Und noch einen Vorteil hat der Friedhof: Er steht am Abhang der Terrasse, die einst von den Gletschern der Eiszeit und dem Fluss aus dem Loch Awe gebildet wurden. Man könnte fast sagen, die Toten blicken in das Tal der Gräber.

Friedhof am Hang
Friedhof am Hang

Wissen: Der Name Kilmartin und der Fluss vom Loch Awe

Kilmartin deutet auf einen christlichen Ursprung hin. Das Wort „Kil“ leitet sich vom lateinischen „cella“ ab, das auch für unsere „Zelle“ steht. Damit ist meist eine frühere Behausung eines Geistlichen gemeint. Es handelte sich hier also vermutlich um „Martins Zelle“. Wie diese ausgesehen haben könnte zeigt eine Rekonstruktion vor dem Museum:

Zelle eines Geistlichen
Zelle eines Geistlichen

Im Ort leben etwas über hundert Menschen, die Häuser gruppieren sich direkt um die Straße.

Straße durch Kilmartin
Straße durch Kilmartin

Den Fluss von Loch Awe, der einst das Tal weiter geformt hatte, gibt es lange schon nicht mehr. Loch Awe gibt sein Wasser nun ins Loch Etive im gleichnamigen Glen Etive ab.

Tipp: Ideal zwischen den Fähren von Mull und Islay

Wir haben den Besuch des Tals während unseres Inselhoppings von Mull nach Islay eingebaut. Mit der frühsten Fähre von Mull in Oban ankommend, führt der Weg automatisch durch das Tal. Im kleinen Museumscafè haben wir uns nachdem wir die Ausstellung bewundert hatten gestärkt.

Museumscafè
Museumscafè

Danach haben wir uns einige der Cairns und Steine entlang der Route angesehen. Mit Dunadd haben wir die Tour beendet und sind dann zum Fähranleger nach Kennacraig, um auf Islay überzusetzen.

Anfahrt:

Mit Navigationsgerät: „PA31 8RQ“ bringt einen direkt in den Ort Kilmartin. Dort ist das Museum ausgeschildert.

Ohne Navi: Von Oban aus den Schildern nach Campbeltown auf die A816 folgen. Sie führt direkt durch den Ort, wo man nur noch auf die Schilder zum Museum achten muss. Von Campbeltown den Schildern Richtung Oban folgen. Von Glasgow aus die A82 am Loch Lomond entlang bis nach Tarbet, dann auf die A83 nach Campbeltown, durch Inveraray und weiter nach Lochgilphead. Dann Richtung Oban auf de A816.

Vor dem Museum gibt es einen mittelgroßen Parkplatz.

Kilmartin Museum & Kilmartin Glen Infos

BesonderheitEine Reise durch ein Tal wird zur Reise durch die frühe Geschichte Schottlands.

Öffnungszeit1. Mrz - 31. Okt:
tägl. 10:00 - 17:30 Uhr
1. Nov - 23. Dez:
tägl. 11:00 - 16:00 Uhr
24. Dez - 28. Feb
geschlossen
(Stand 2017)

KostenErwachsene: 6,00 Pfund
Kinder: 2,00 Pfund
Ermäßigte: 5,00 Pfund
Familien-Pass (2 Erw + 1-4 Kinder): 13,00 Pfund (g+ltig für ein jahr)
Familien (2 Erw + 1-4 Kinder): 13,00 Pfund
Familien (1 Erw + 1-4 Kinder): 9,00 Pfund

Mapcode für NavisDDVH.L22
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Postcode für Navis"PA31 8RQ" bringt einen in den Ort

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