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Lindores Abbey Distillery – altes Kloster mit neuer Brennerei

Die Lindores Abbey Distillery bezeichnet sich als spirituelle Heimat des schottischen Whiskys. Was dahinter steckt und was einen dort erwartet, steht hier.

Lindores Abbey Distillery Eingang
Lindores Abbey Distillery Eingang

„An Bruder John Cor, im Auftrag des Königs, zur Herstellung von Aqua Vitae acht Bollen Malz.“ – Die erste urkundliche Erwähnung für Whisky in Schottland hielt simpel die Menge an Malz fest, die ein Ordensbruder zum Brennen von Aqua Vitae verwenden sollte. Diese Geschichte wird mit Lindores Abbey in Verbindung gebracht. Denn jener John Cor soll hier gewirkt haben.

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Platt gesagt lautet der Mythos also: 1494 hat der damalige König James (Jakob) IV. einen Mönch des Klosters Lindores damit beauftragt, Whisky zu brennen – und heute befindet sich just hier wieder eine Brennerei: die Lindores Abbey Distillery. Ihr limitierter Whisky trägt auch stolz die römischen Ziffern MCDXCIV für 1494 vor sich her. Eine wunderbare, runde Geschichte, traumhaft für die Vermarktung.

Wenn sie denn wahr ist … doch dazu später mehr.

Sicher ist, dass vor den Toren des Örtchens Newburgh eine recht junge Whisky-Brennerei steht. Lindores Abbey Distillery wurde 2017 gegründet und seit 2021 bietet sie erste Abfüllungen. Auch ganz ohne diese romantische Geschichte hat sie durchaus ihre Reize. Einen Bau etwa, der alte und neue Elemente geschickt vereint; Stein, Holz und Stahl miteinander spielen lässt.

Innenhof der Lindores Abbey Distillery

Besonders gelungen ist die Verbindung zwischen Brennerei und Shop, die aus einem Gewölbe besteht. Im Inneren ziehen sich Tische entlang, auf und über denen die Geschichte des nahen Klosters und seiner Verbindung zum Whisky wieder aufersteht.

Das Gewölbe der Brennerei

Die Verbindung zwischen neuer Brennerei und altem Kloster – Mythos hin oder her – ist auf jeden Fall eng. Zwar steht die Distillery auf dem Grund der alten Lindores Farm, doch beim Bau des Gebäudes für die Brennblasen und Washs haben Archäologen zunächst den Boden genau untersucht. Und einiges gefunden.

Neben noch unbekannten Klostermauern erregte vor allem ein ummauertes Loch im Boden die Aufmerksamkeit. Nach einigen genaueren Untersuchungen legte man sich fest: Es handelt sich um eine mittelalterliche Befeuerung für eine Brennblase. Die vielleicht älteste noch existierende in Schottland.

Heute stehen hier nun drei neue Brennblasen, die Whisky erzeugen.

Brennblasen der Lindores Abbey Distillery

Und wie schmeckt dieser Whisky? Natürlich lässt sich auch das bei einer Tour mit Drams herausfinden oder mit Flaschen, die es vor Ort zu kaufen gibt. Da es sich um einen Lowland handelt, sollte man nicht auf Rauch oder Torf hoffen. Zudem ist der Whisky eben noch sehr jung.

Lohnt sich nun ein Besuch bei Lindores Abbey Distillery? Das kommt darauf an. Für Whisky-Enthusiasten am ehesten. Doch wie in Schottland üblich, bietet die Brennerei ein Gesamterlebnis. So gibt es hier eine Bar, es können interessante Kurse zu Kräuterkunde belegt werden, es gibt ein bisschen zu essen und dann liegen da ja noch die Ruinen des Klosters. Wer also in der Nähe ist, kann durchaus einen Abstecher zur Lindores Abbey Distillery wagen.

Doch was hat es nun mit dem Kloster und der Geschichte zur ersten Erwähnung von Whisky wirklich auf sich?

Wissen: Lindores Abbey und Whisky

Lindores Abbey Ruinen

Der Mythos lautet: John Cor von Lindores Abbey wurde 1494 in der Schriftrolle des Schatzmeisters von James IV. erwähnt und mit dem Whiskybrennen beauftragt. Daraus bezieht Lindores Abbey Distillery quasi die Legitimation als spirituelle Heimat des schottischen Whiskys.

Wie viel daran stimmt aber? Die Geschichte ist immerhin tausendfach in Büchern und im ganzen Internet verbreitet. Sobald man ein bisschen hineinsticht, scheint sie zunächst in sich zusammenzufallen, wie ein Soufflé. Zunächst: Zunächst die Jahreszahl. Zumindest in Abschriften der alten Schriftrolle des schottischen Schatzmeisters wird diese auf 1495 gesetzt – ein Jahr später also.

Der viel wichtigere Teil aber ist, dass Lindores Abbey in dem Zusammenhang mit keiner Silbe erwähnt ist. Nur der Name John Cor. Auf der Seite der Brennerei selbst wird hier die Herleitung zu John Kawe gezogen, es sei eine phonetische Verwandtschaft vorhanden. Und John Kawe lässt sich durchaus mit dem Kloster verbinden.

Das Problem ist dabei aber: Der Dominikaner John Cor ist eben auch bekannt. Er lebte hauptsächlich in Stirling House, wie das Buch „Renaissance Religion in Urban Scotland: The Dominican Order, 1450-1560“ belegt. Zudem haben die Lowland-Schotten das R wohl auch im Mittelalter gerollt, sodass es von „Kawe“ zu „Cor“ sprachlich recht weit wäre.

Dennoch führt die Webseite der Lindores Abbey eine interessante Beweiskette an. Sie kommt aber selbst noch zu dem Schluss:

So, whilst it can never be absolutely proven that ‘Brother John Cor’ was the same person as John Kawe, it can also never be proven that any other person of the same, or similar name that existed at the time, could be authenticated as the person named in the Exchequer Roll over five hundred years ago.

Am Ende also ist nichts sicher. Und eigentlich bräuchte es dieses ganze Thema nicht. Denn jede Distillery sollte doch am besten mit Whisky überzeugen und nicht mit Geschichte. Zumal die Verwandtschaft zwischen Kloster und Brennerei durchaus auf festen Fundamenten ruht. Auch, weil ein Teil eines jeden Whisky-Kaufs zur Erhaltung der Ruinen eingesetzt werden.

Lindores Abbey Ruinen

Lindores Abbey als Kloster war durchaus wichtig. Gelegen nur ein paar hundert Meter vom River Tay entfernt, hatte es Zugang zu einer der wichtigsten schottischen Wasserstraßen, verbunden mit Perth und Dundee. Zudem befand sie sich zu dieser Zeit an der Grenze zur Grafschaft Moray, die dem schottischen König nicht unbedingt völlig ergeben war.

Es war David, Earl of Huntingdon, der vermutlich im Jahr 1191 Tironenser Mönche als Ableger der Abtei von Kelso hier ansiedelte. Zwei Brüder von David saßen immerhin auf dem schottischen Thron. Für rund 400 Jahre spielte das Kloster durchaus eine wichtige Rolle in der Gegend, bis 1559 wütende Reformations-Anhänger das Gebäude verwüsteten. Das war das Ende, das Kloster verfiel und die Steine wurden als Baumaterial geraubt.

Die Ruinen liegen heute auf der anderen Straßenseite gegenüber der Brennerei und können in einem kleinen Park besichtigt werden.

Anfahrt:

Mit Navigationsgerät: Die Eingabe von „KY14 6HH“ bringt einen ganz in die Nähe.

Ohne Navi: Von Edinburgh kommen geht es auf den Motorway 90. Die Abfahrt neun weist dann Newburgh aus, hier fährt man ab und hält sich rechts Richtung Abernethy. Nach einer Weile im Kreisverkehr links nach Newburgh auf die A913, dann durch Abernethy. Es geht bald durch Newburgh und am Ortsausgang VOR der Tankstelle links abbiegen. Kurz danach rechts auf den Parkplatz der Distillery.

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