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Loch Katrine und das Dampfschiff Sir Walter Scott

An den Ufern von Loch Katrine lebte der schottische Volksheld Rob Roy und Schottlands Nationaldichter Sir Walter Scott ließ gleich mehrere Dichtungen hier spielen. Eine Dampferfahrt in die Romantik.

Loch-Katrine-Sir-Walter-Scott
Sir Walter Scott auf dem Loch Katrine

Schon die Anfahrt zum Loch Katrine ist malerisch. Das letzte Stück der engen Straße führt durch einen Märchenwald, die Bäume moosbedeckt. Da wirkt der große Parkplatz am Ende wie in kleiner Kulturschock.

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Wir sind spät dran, ich habe meiner Frau schon vor Jahren versprochen, dass wir Loch Katrine besuchen. Meine Frau heißt Katrin. Dieses mal hat es also geklappt, aber entspannt sind wir nicht. Ein Sprint zum Kassenhäuschen. Wir wollen unbedingt noch mit auf die Tour mit dem Dampfschiff.

Wir bekommen die Karten und den Hinweis uns zu beeilen. Der überdachte Weg zum Anleger nimmt schier kein Ende. Doch endlich hechten wir auf das Schiff. Geschafft. Von jetzt an wird es eine romantische Dampferfahrt.

Denn die Faszination strahlt nicht nur vom malerisch gelegenen Loch Katrine aus, sondern auch von diesem einen speziellen Schiff: die „SS Sir Walter Scott“.

SS Sir Walter Scott am Steg

Immerhin fährt sie auf dem Loch Katrine bereits seit über hundert Jahren und hat sich dabei ihren besonderen Charme erhalten. Während sie sich von der Anlegestelle entfernt, streife ich schon auf dem Schiff umher, gehe zunächst zum Heck, denn von dem Podest hinten kann man das Deck gut überblicken. Es ist überspannt von einem rotweißen Zeltdach.

Das hintere Deck

Die Sir Walter Scott ist wirklich ein gemütlicher kleiner Dampfer, der 1899 extra für „Pleasure Cruises“ – Vergnügungsfahrten – konzipiert wurde. Genau seit 1900 befährt er diesen See. Man kann sich die Besucher aus der Viktorianischen Zeit noch gut unter dem Zeltdach vorstellen. Damals üppige Kleider und Anzüge, heute Jack Wolfskin und The Northface.

Was auffällt: Kein anderes Schiff ist zu sehen. Wir sind die einzigen bisher. Warum? Ganz einfach: Loch Katrine ist einer der Trinkwasserspeicher für Glasgow. Würde hier ein Schiff verunglücken und Treibstoff auslaufen, hätte das drastische Folgen für die Versorgung der Großstadt.

Dass die Sir Walter Scott noch immer fahren darf, liegt an ihrer besonderen Maschine. Und die will ich mir nun einmal ansehen. Etwa in der Mitte des Schiffs erhebt sich ein roter Metall-Aufbau mit geöffneten Klappen.

Aufbau Maschinenraum

Die Treppe führt hinab in den Maschinenraum. Sie ist versperrt, doch durch die geöffneten Luken kann ich nach unten sehen:

Maschine der Sir Walter Scott

Da ist sie also. Erstaunlich, wie leise sie arbeitet. Ihr Geheimnis: Bis 2007 wurde das Dampfschiff noch mit Kohle befeuert. Heute aber läuft die Maschine mit Biodiesel. Würde dieser Kraftstoff auslaufen, würde er sich in kurzer Zeit zersetzen. So gibt es also nur eine minimale Gefahr.

Neben der Kraft des Biosdiesels braucht es aber auch noch Muskelkraft. Ich sehe unten eines der fünf Besatzungsmitglieder.

Maschinist bei der Arbeit

In hundert Jahren bekommt ein Boot nicht nur neue Maschinen, es gab einige Umbauten. Vorne in der Bar des Schiffes hängt eine alte Aufnahme an der Wand.

Bar

Darauf sind große Fenster im Rumpf der Walter Scott zu sehen. Also begebe ich mich auch unter Deck, um diese Fenster zu suchen. Doch als ich ankomme …

unter Deck

Die großen Fenster wurden allesamt durch kleine Bullaugen ersetzt, die nur schlecht hinaus blicken lassen. Kein Wunder, dass hier niemand sitzen will.

Der scharfe Klang einer lauten Pfeife lässt mich aus den Gedanken schrecken. Ich begebe mich wieder nach oben und sehe, dass wir doch nicht ganz alleine auf Loch Katrine sind. Die Walter Scott hat mit einem lauten Pfeifton nur ihre kleine und junge Schwester begrüßt – die Lady of the Lake.

Lady of the Lake

Sie kommt gerade aus Stronachlachar, wo sie Radler und andere Ausflugsgäste aufgenommen hat. Denn rund um Loch Katrine führt ein meist sogar asphaltierter Weg, der für Autos weitestgehend gesperrt ist. So kann man vom großen Anleger von den Trossachs mit dem Rad rund 20 Kilometer nach Stronachlachar fahren und zurück das Boot nehmen.

Bis nach Stronlachar kommen wir aber mit der Sir Walter Scott nicht. Wir haben eine Rundtour gebucht und drehen wieder bei. Nachdem ich nun meine Schiffserkundung beendet habe, will ich auch endlich den Ausblick genießen.

Ausblick auf Loch Katrine

Nach rund einer Stunde Fahrt kommen wir schließlich wieder am Pier an und gehen von Bord. Ein Stück weit laufen wir noch die Uferpromenade entlang und bekommen die Gelegenheit, die Sir Walter Scott noch einmal in voller Pracht zu sehen.

Sir Walter Scott am Pier in voller Länge

Sie bleibt nicht lange. Nach nur kurzer Zeit legt sie wieder ab und verschwindet bald hinter den Inselchen von Loch Katrine.

Sir Walter Scott bei der Abfahrt

Wissen: Warum das Schiff auf Loch Katrine „Sir Walter Scott“ heißt

Sir Walter Scott war einer der großen schottischen Nationaldichter. Das alleine könnte schon Grund genug sein, doch er hatte auch einen Bezug zu Loch Katrine. Eine seiner bekanntesten Erzählungen handelte vom „schottischen Robin Hood“ Rob Roy MacGregor. Der wurde in Glengyle am Nordende des Loch Katrine geboren und verbrachte hier auch Teile seines Lebens.

Außerdem hatte Scott eine weitere Dichtung veröffentlicht, die ebenfalls rund um Loch Katrine spielte. Sie heißt „Lady of the Lake“.

Persönliche Anmerkung: Nur auf dem Dampfschiff

So schön Loch Katrine auch ist, das Schiff selbst hat mich mehr beeindruckt als die Landschaft. Darum würde ich immer dazu raten, die Fahrt auf der Sir Walter Scott zu machen.

Tipp: Räder für eine Tour am Loch Katrine mieten

Am Pier bei Trossachs kann man auch Räder für eine Tour entlang des Lochs mieten. Außerdem ist dort auch ein Visitor Centre und ein Restaurant.

Restaurant Brenachoile

Anfahrt:

Mit Navigationsgerät: Die Eingabe von „“ bringt einen nach Trossachs. Dort auf die Hinweisschilder achten.

Ohne Navi: Von Edinburgh aus fährt man auf die M9 nach Stirling. Nach Callander abbiegen auf die A84 und hinter Callander links auf die A821 nach Aberfoyle einbiegen. Der Straße folgen, bis das Hinweisschild „Loch Katrine“ den Rest des Weges weist.

Von Glasgow aus auf die A81, dann auf die A821 nach Aberfoyle. Im Ort rechts abbiegen nach Callander und bald auf die Hinweisschilder zum Loch Katrine achten.

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