Die Meeresbucht versprüht eine eher spröde Schönheit. Doch Loch nan Uamh hat einen Vorteil: Es ist tief und ein geschützter Hafen. Dennoch wurde hier die letzte Schlacht der Jakobiten geschlagen.
Nach dem Donner kam das Splittern. Als die Kanonenkugeln den Schiffsrumpf zerfetzten, setzten sie abertausende kleine Holzschrapnelle frei, die sich tief in das Fleisch der französischen Seeleute bohrten. Die Le Mars hatte eine verheerende Breitseite hinnehmen müssen.
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Rund zwei Wochen nach der Niederlage bei Culloden, waren die beiden französischen Schiffe Le Mars und La Bellone in die Bucht eingelaufen. Loch nan Uamh erstreckt sich in das Land des Clanranald hinein, einem der treusten und wichtigsten Jakobiten-Clans. Die beiden Fregatten waren von Norden gekommen, hatten also einen großen Bogen um die englische Flotte geschlagen, und ankerten nun im Seeloch.
Die Schiffe segelten allerdings nicht unter französischer Flagge – offiziell hielten sich die Franzosen aus diesem Konflikt. Die La Bellone und Le Mars waren von Anthony Walsh geschickt worden, einem reichen irischen Gönner von Charles Edward Stewart. An Bord befanden sich Waffen, Verpflegung und einen Goldschatz, der die Kriegskasse der Jakobiten aufbessern sollte. Falls es nötig wäre, sollten die Schiffe außerdem den gescheiterten Prinzen aus Schottland herausholen.
Nun war der Prinz tatsächlich gescheitert – nur war er leider nicht vor Ort, er hatte seine mögliche Rettung um wenige Tage verpasst und hielt sich zu der Zeit seiner langen Flucht auf den Äußeren Hebriden auf. Immerhin konnten andere hochrangige Jakobiten beim Loch nan Uamh an Bord gehen, Lord Elcho etwa, der zum Beraterkreis des Prinzen gehörte, oder der in der Schlacht von Culloden schwer verwundete Duke of Perth.
Schon wenige Stunden später waren die Franzosen nicht mehr alleine: Die Greyhound, die Baltimore und die Terror griffen wild entschlossen an. Die Le Mars musste eine schwere Breitseite einstecken, die unzähligen Seeleuten das Leben kostete. Die La Bellone erwiderte das Feuer erfolgreich und konnte die Engländer in Schach halten.
Während sich die Schiffe einen erbitterten Kampf lieferten, sammelten sich die Krieger des Clanranald auf den Hügelketten und versuchten den Goldschatz in Sicherheit zu bringen. Das blieb nicht unbemerkt und so feuerten die britischen Schiffe nun ebenfalls auf die Clansmitglieder an Land, die aber diszipliniert ihrer Aufgabe nachgingen.
Am Ende konnten die beiden französischen Fregatten entkommen, sie hatten ihren Auftrag zumindest teilweise erfüllt, hatten vielen Jakobiten zur Flucht verholfen und noch einmal Unterstützung gegeben in Form von Gold.
Letzteres wurde noch Loch Arkaig gebracht und dort von hohen Clansmitgliedern verwaltet. Doch mit der Zeit verlor sich die Spur des Goldes und obwohl viele versuchten es aufzuspüren, ist bis jetzt unklar, wo er abgeblieben ist.
Der Pulverdampf der Seeschlacht hat sich längst verzogen, heute erinnert lediglich eine Gedenktafel an die damaligen Geschehnisse. Ihre Überschrift: „The last stand of the Jacobites“ – das letzte Gefecht der Jakobiten.
Wissen: Das Loch, das Gold, die Flucht
Loch nan Uamh wird in etwa „Loch nan Uev“ ausgesprochen – „mh“ ist im schottischen Gälisch ein W-Laut, ebenso wie „bh“. Der Name bedeutet in etwa „Bucht der Höhle“.
Loch nan Uamh könnte man als den wichtigsten Jakobiten-Hafen bezeichnen. Hier setzte Bonnie Prince Charlie den Fuß auf die britische Hauptinsel und hier verließ er sie später auch, als ihn endlich das französische Schiff L’Heureux abholte.
Ein maßgeblicher Drahtzieher des Aufstands war Anthony Walsh, ein Ire im Exil in Frankreich. Dessen Familie hatte viel Geld mit dem Sklavenhandel verdient und war befreundet mit den Stewarts. Walsh kümmerte sich darum, dass Charles Edward nach Schottland kam und auch darum, dass der von dort fliehen konnte. Er war also der Auftraggeber der beiden Schiffe im Loch nam Uamh.
Das Gold von Loch Arkaig sollte noch für viel Zank unter den Jakobiten sorgen. Charles versuchte immer wieder, es zurückzubekommen, schickte sogar seinen Sekretär Archibald Cameron of Locheil wieder nach Schottland, um es zu finden. Locheil wurde prompt gefangen genommen und war 1753 der letzte Jakobit, der hingerichtet wurde.
Tipp: Halten an der Gedenktafel
Nicht nur dass hier eben die erklärende Plakette angebracht ist, man hat von dieser Stelle auch einen wirklich guten Blick auf das Loch. Links sieht man das Borrodale Viaduct, über das auch der Jacobite Steam Train fährt. Rechts blickt man auf kleine Inseln und eine Bergkette.
Persönliche Anmerkung: Historisch, aber nicht schön
Verglichen zum Beispiel mit dem Loch Shiel in Glenfinnan ist der Blick hier natürlich wenig spektakulär. Doch für alle, die sich für den Jakobitenaufstand interessieren, sollte ein kurzer Stopp hier schon drin sein. Denn an kaum einem Ort war der Prinz Charles Edward Stewart öfter.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: „PH38 4NA“ bringt einen direkt zum Loch nan Uamh
Ohne Navi: Das Loch liegt direkt an der „Road to the Isles“, also der Straße von Fort William nach Mallaig, parallel zur Zugstrecke des Jacobite Steam Train. Es liegt zwischen den Orten Lochailort und Beasdale. An der Gedenktafel kann man prima parken.