Im Herzen Südschottlands liegt Moffat. Ein Zentrum für Wanderer und Kurgäste. Aber es gibt hier noch andere Sehenswürdigkeiten zu entdecken.
Inhalt:
» Sehenswürdigkeiten
» Essen & Trinken
» Wissen
» Anfahrt
Schottland Wandkalender 2025 in A3
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Mit dem Schwefel kam der Reichtum. Denn als die Menschen von Moffat begriffen, dass sie das stinkende Wasser der Quellen als Kurbad verkaufen konnten, wurde aus dem einstigen Dorf ein aufstrebendes Bad, in das betuchte Gäste aus allen Ecken Schottlands kamen.
Die Folge: Im 18. Jahrhundert entstanden viele der Gebäude, die heute noch zu sehen sind. Eines der schönsten dieser Gebäude war das Moffat Hydro – ein riesiges Hotel gleich einem Schloss. Doch bis zum Jahr 1920 gingen die Kurgäste so weit zurück, dass schon Teile der Möblierung verkauft werden mussten. 1921 brannte das Hotel dann komplett nieder. Das war das Ende der großen Kurzeit.
Vor dieser Entdeckung war Moffat ein Ort, gelegen im langen Tal „Annandale Valley“. Dieses Tal könnte auch den Namen Moffat erklären, der vermutlich aus dem Gälischen stammt. Eine Theorie sagt, es wäre die Verbindung aus „magh“ und „fada“. „Magh“ bedeutet „Ebene“ und „fada“ meint „lang“. Also „lange Ebene“.
Durch das Tal fließt der Annan, der in den Solway Firth mündet und dabei die Annandale Distillery passiert. Ein perfekter Ort, um hier auch Schafe zu züchten. Auch dafür war Moffat berühmt. Dieser Geschichte wird im Stadtzentrum durch die große Widderstatue gedacht, die einen Brunnen ziert und um die sich eine Geistergeschichte rankt – mehr dazu unten.
Die Schafe wurde oft auch in die nördlich gelegene Senke The Devil’s Beeftub gebracht, die ihnen Schutz bot. Es lohnt sich, den Ausblick dort zu genießen.
Heute ist Moffat ein beliebter Startpunkt für Ausflüge von Naturliebhabern und Anglern in die umgebenden Moffat Hills. Es ist eine Station auf dem Annandale Way, der dem Fluss von der Quelle bis ins Meer folgt. Zudem ist Moffat die erste europäische Dark Sky Town, also ein Ort, bei dem nachts die Lichtverschmutzung sehr gering gehalten wird. Ein echter Vorteil für Sterngucker.
Moffats wichtigste Sehenswürdigkeiten
Alle hier genannten Sehenswürdigkeiten liegen rund um die zentrale High Street.
Moffat Candy
Gut für die Laune, schlecht für die Zähne – die leckeren Bonbons aus dem Moffat Toffee Shop versetzen Freunde des Süßen in einen Zuckerrausch. Die Auswahl des Geschäfts ist riesig. Jeder Käufer kann seine Tüten am Tresen bestellen, auch Mischungen gibt es. Auf jeden Fall sollte man die ursprünglichen Moffat Toffees mitnehmen. Persönlicher Geheimtipp: die Sorte Irn-bru, die aus der typischen Zuckerbrause gemacht wird.
Der Shop befindet sich am Hauptplatz von Moffat und ist kaum zu übersehen.
Moffat Ram
Die Mitte des Dorfplatzes überblickt eine große Statue eines Widders, der auf einer Felssäule steht. Das Tier steht hier schon seit rund 150 Jahren. Um den Widder rankt sich eine Geistergeschichte: Als die Statue 1875 enthüllt wurde, rief ein Dorfbewohner „It has nae lugs!“ – „Es hat keine Ohren!“ In der Tat schien der Bildhauer sie komplett vergessen zuhaben. Die Legende sagt, der Künstler hätte vor Gram Selbstmord begangen und spuke nun durch den Ort auf der Suche nach den fehlenden Ohren.
Diese Legende ist allerdings – wie so oft – eher zweifelhaft. Warum, das steht weiter unten im Teil Wissen: Der Moffat Ram und sein Geist.
Town Hall
Sie ist einer der Zeitzeugen aus der Vergangenheit des Kurorts. Die Town Hall wurde 1827 als Moffat Baths Hall errichtet. Hier konnten Gäste für 2 Schilling (etwa 10 Cent) ein warmes Bad im mineralreichen Wasser genießen. Ein kaltes Bad kostete die Hälfte. So oder so waren die Beträge damals durchaus teuer, es konnten sich also nur Wohlhabende das Kurbad leisten.
Das Gebäude wird heute für Veranstaltungen genutzt, eine Stiftung kümmert sich um den Erhalt.
Star Hotel
Das Star Hotel behauptet, dass es im Guinness Book of Records als schmalstes Hotel der Welt geführt wird. Es ist nur sechs Meter breit, aber 50 Meter lang. Das Gebäude stammt aus dem 18. Jahrhundert.
Moffat Museum
Alles zur Geschichte rund um Moffat findet sich im Museum neben dem Black Bull Inn gegenüber der Kirche. Neben der Dauerausstellung gibt es wechselnde Themen. Der Eintritt ist frei.
Info: moffatmuseum.co.uk
Old Graveyard
Der alte Friedhof von Moffat liegt am südlichen Ende der High Street. Neben den vielen alten und sehenswerten Grabsteinen, ist eine Geschichte besonders erwähnenswert. Zwei Postboten nahmen ihren Beruf so ernst, dass die bei dem Versuch, die Post nach Moffat zu bringen, im Schnee nahe des Devil’s Beeftub ums Leben kamen. Auf dem Friedhof steht auch die Ruine einer vorreformatorischen Kirche. Hier forderte 1685 John Graham, 1st Viscount Dundee, die Einwohner Moffats auf den Treueeid auf König James VII zu leisten. Er war also ein Jakobit.
St Andrew’s Church
Die Kirche steht am Eingang des Stadtzentrums. Sie wurde im Stil der englischen Gotik aus rotem Sandstein erbaut und gilt als ein Musterbeispiel für gute Steinmetzkunst.
Moffat House Hotel
Ein beeindruckendes Gutshaus neben der Town Hall, das 1762 für den Earl of Hopetoun erbaut wurde. Seit 1950 ist es ein Hotel.
Essen und Trinken
Im Ort bieten fast alle Hotels und Inns auch Essen und Trinken an. Das Black Bull Inn gegenüber der Kirche kocht eher „gutbürgerlich“. Nur wenige Meter entfernt verköstigt Brodies Restaurant, Gin & Coffee lounge tagsüber seine Gäste mit Kaffee, Tee und Sandwiches; abends gibt es dann aufwendiges Dinner. Ein kleines aber ausgezeichnetes Café an der High Street ist das Mutchies Munchies.
Shopping: Süßes und Wolliges
Abgesehen vom Moffat Toffee Shop (siehe weiter oben), gibt es einen weiteren Süßigkeiten-Laden mit Campbells Fudge. Hier gibt es nicht nur Fudge, sondern auch Schokolade und mehr. Das Geschäft liegt gegenüber der Kirche direkt beim Black Bull Inn.
Das Erbe der Schafzucht und deren Produkte verwaltet die Moffat Mill, die heute ein Teil der Kette „Edinburgh Woolen Mill“ ist.
Wissen: Der Moffat Ram und sein Geist
Die Legende besagt, der Künstler der Widderstatue habe sich selbst getötet, weil er so beschämt war, dass er bei der Skulputur die Ohren vergessen hatte. Wie so oft ist die wahre Geschichte dahinter komplexer: Der Bildhauer war William Brodie, ein ehemaliger Klempner und Bleigießer, der sich zu einem der besten Bildhauer hochgearbeitet hatte. Er durfte für Queen Victoria arbeiten, erschuf einige der Skulpturen am Scott Monument in Edinburgh und viele der Büsten auf dem Greyfriars Kirkyard. Und er war auch der Skulpteur einer der bekanntesten schottischen Sehenswürdigkeiten: der Greyfriars Bobby Fountain. Tausende Touristen streicheln heute die Nase des kleinen Skye Terriers in Edinburgh.
Das muss schon aufhorchen lassen! So einem Künstler unterläuft kein Fehler dieser Art. Und in der Tat hatte sich Brodie genau an sein Model gehalten. Dessen Ohren waren nur unter dem dicken Fell verborgen. Seiner Popularität tat die Statue nachweislich keinen Abbruch, es kamen nach wie vor Schüler in sein Atelier, um Ausbildung von dem erfolgreichen Meister zu erhalten. Was allerdings bekannt ist, dass sich der Zustand von Brodie in den letzten zwei Jahren vor seinem Tod zusehendes verschlechterte.
William Brodie starb im Jahr 1881 im Alter von 66 Jahren in Edinburgh. Ob er tatsächlich den Freitod wählte, um seiner Krankheit ein Ende zu machen, ist unklar. Dass er sich aber sechs Jahre nach der Enthüllung des Widders in Moffat noch umbrachte, weil ein Dorfbewohner die Statue nicht begriff, dürfte eher unwahrscheinlich sein.
Anfahrt
Mit Navigationsgerät: „DG10 9EG“ bringt einen in das Stadtzentrum.
Ohne Navi: Von Glasgow aus kommend: die M8 Richtung Südosten. Bei J15 auf die M74 wechseln. Darauf bleiben bis Ausfahrt 15, an der Dumfries, Beatock und Moffat angegeben sind. Den Schildern nach Moffat folgen. Von Edinburgh auf A701 nach Peebles. Die Straße führt über den Devil’s Beeftub bis nach Moffat.