Am Südende Schottlands, am Mull of Galloway, erwartet einen noch einmal Vieles, was das Land ausmacht: grüne Hügel, steile Klippen, wildes Meer und darüber ein Leuchtturm.
Wollte man das schottische Festland einmal von Nord nach Süd bereisen, man müsste am Dunnet Head starten und nach rund 460 Kilometern Luftlinie hier am Mull of Galloway ankommen. Beide Enden haben einiges gemeinsam: der britische Vogelschutzbund Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) hat hier ein Reservat eingerichtet. Beide Enden Schottlands liegen an hohen Steilkippen, auf denen ein typischer, weiß-gelber Stevenson-Leuchtturm thront.
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Auf der Landkarte erscheint der Mull of Galloway als kleines Anhängsel der Halbinsel Rhins of Galloway, die sich wie ein Hammerkopf südwestlich der Grafschaft Dumfries & Galloway ausstülpt. Doch wenn der Besucher dort ankommt, wirkt dieses Südkap Schottlands beeindruckend groß und weit.
Die Singletrack Road bringt Besucher bis zum großen Parkplatz am Visitor Centre – bei gutem Wetter ist der Mull durchaus gut besucht, denn von hier aus gehen einige kleine Spaziergänge los, die das Gebiet erkunden.
Das Visitor Centre selbst beeindruckt, denn die Terrasse ermöglicht einen grandiosen Blick über die irische See. Bei guter Sicht zeigt sich in der Ferne schemenhaft die Isle of Man. Die Terrasse befindet sich auf dem Fels „Gallie Craig“, der gleichzeitig der südlichste Punkt Schottlands ist.
Entlang dieser Klippen verläuft auch der Pfad, der oberhalb des Parkplatzes startet. Er ist jeweils gut ausgeschildert, hier verirrt sich niemand. Bald schon kommt der Leuchtturm in Sicht, der mittlerweile auch in die schottische Denkmalsliste aufgenommen ist.
Er leuchtet den Seefahrern hier seit dem Jahre 1828 – bei den tückischen Gewässern hier ist das übrigens auch bitter nötig. Freilich funktioniert das Leuchtfeuer heute automatisch, die Zeit der Leuchtturmwärter ist lange vorbei. Über deren Leben früher hier und die Technik des Turm erzählt die Lighthouse Exhibition, die Ausstellung im Leuchtturm. Und – falls offen – können Besucher hier auch die 115 Stufen nach oben erklimmen, um einen grandiosen Blick vom Turm über das Land und die See zu genießen. (Leider hatten wir bei unserem Besuch nicht das Glück, dass der Turm offen war.)
Wie übrigens auch bei John o‘ Groats, weist auch am Mull of Galloway ein Wegweiser zu verschiedenen Metropolen und Orten.
Hinter dem Leuchtturm erstreckt sich eine lange weiße Mauer. Die umgibt den Garten, auf dem früher Gemüse angepflanzt wurde, das den Leuchtturmwärter ernähren konnte. Bei unserem Besuch war der Garten allerdings nicht gepflegt.
Stufen gibt es übrigens nicht nur den Leuchtturm hinauf, sondern auch hinab zum Nebelhorn. Man findet sie, wenn man den ummauerten Garten umrundet hat.
Der Weg lohnt sich, denn der Vorsprung gewährt einen besseren Einblick in die Klippen unten, in denen die Vögel nisten: Tordalke und Gryllteisten, ab und zu sind ein paar Papageientaucher zu sehen. Auch Wanderalken sind mit etwas Glück zu sehen. Bei unserem Besuch flogen zudem viele Schwalben. Und natürlich Möwen, davon genug.
Der Weg oben verläuft weiter an der Steilküste, man umrundet das Kap quasi. Und hier, mit Blick nach Osten wird auch klar, wie gefährlich die Gewässer um die Steilküste sind: die Strömung schlägt Wellen.
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Noch einmal zurück Richtung Leuchtturm. Dort steht die Hütte des Vogelschutzbundes. Zwischen April und Oktober finden sich hier Helfer, die dem Besucher ihr Wissen bereitwillig mitteilen. Die kleinek Ausstellung darin ist übrigens auch kindgerecht aufbereitet.
Highlight ist das Spektiv, durch das sich die kleine Felsinseln, die Scar Rocks, in der östlichen Luce Bay beobachten lassen.
Auf der nisten tausende Basstölpel-Paare im Sommer.
Der Weg führt noch an der Quelle des Leuchtturms vorbei, die sich in einem Verschlag befindet. Hier haben die Leuchtturmwärter früher ihr Wasser geschöpft.
Schließlich endet der Rundweg beim Parkplatz. Hier lässt sich prima in das Café im Visitor Centre einkehren und dabei noch einmal der Blick von der Terrasse über das Meer genießen.
Für die gesamte Runde samt Leuchtturm und Nebelhorn, sowie genug Ruhe, alles zu beobachten und einem informativen Gespräch in der Hütte der Vogelschützer, kann man hier schon einen halben Tag einplanen. Wer es eilig hat, kommt aber auch mit einer Stunde zurecht.
Wissen: Über den Mull of Galloway
Mull kommt vom Gälischen „Maol“ und heißt in etwa „Landzunge“. Galloway kommt von „Gall“, „Fremder“, und „Gàidheal“, „Gäle“. „Maol nan Gall“ ist also die Landzunge der Fremden. Im Begriff Galloway versteckt sich allerdings das Gälische „Gall-Ghaidhealaibh“, eine Bezeichnung für „Gall-Gaidheal“, „Fremdgäle“.
Der Begriff der Fremdgälen ist historisch bekannt. Denn nachdem die Wikinger weite Teile der Westküste Schottlands und der Inseln erobert hatten, vermischten sie sich teils mit der gälischen Bevölkerung. Die Gall Gaidheals waren geboren.
Auch die Äußeren Hebriden wurden lange als die „Innse Gall“, die Inseln der Fremden bezeichnet. Und deren berühmter König Somerled war gar der Rì Innse Gall, „König der Insel der Fremden“. Noch heute trägt übrigens eine Fähre von Caledonian MacBrayne diesen Namen.
Galloway war immerhin bis ins Jahr 1235 ein eigenständiges Königreich.
Auf eine weitere Geschichte weist der Kennedy‘s Cairn hin, der landeinwärts vom Visitor Centre zu sehen ist.
Man weiß, dass er im ersten und zweiten Weltkrieg als Ausguck benutzt wurde. Doch er steht dort schon wesentlich länger. Angeblich nutzte einst Kennedy, einer der Wildhüter auf der Insel, das Gebäude, um Krähen zu fangen, die Schaden unter den Schafbeständen anrichteten. Und rund um den Turm wurden Feuersteinfragmente gefunden, die auf eine Nutzung während der Steinzeit hindeuten.
Übrigens wurde der Mull of Galloway auch für Dreharbeiten am Film „Keepers“ mit Gerard Butler benutzt. Der Film soll 2018 in die Kino kommen. Der Leuchtturm am Mull of Galloway spielt dabei die Rolle des Leuchtturms auf den Flannan Isles an den Äußeren Hebriden. Was dort geschah, habe ich beim Butt of Lewis beschrieben.
Tipp: Nur für Mutige zu den Klippen
Der Pfad vom Hubschrauberlandeplatz hinab zur Luce Bay im Osten geht bis hinunter zu den Steilklippen. Ein Schild weist ab einer bestimmten Stelle darauf hin, dass es ab hier gefährlich wird. Den Strom unterhalb der Klippen kann man aber erst von dort richtig gut sehen. Es lohnt sich durchaus also bis hinunter zu gehen, ist aber eben auch gefährlich.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: Postcode „DG9 9HP“ bringt einen nach Drummore kurz vor dem Mull of Galloway. Der ist hier in der Gegend schon gut ausgeschildert.
Ohne Navi: Kommend von der A75 muss der Fahrer das Auto zunächst nach Drummore (A716) lenken, der Ort ist von beiden Seiten kommend ausgeschildert. Auch an allen anderen Kreuzungen orientiert man sich am Ort Drummore. Es geht die Ostküste der Rhins of Galloway entlang. In Drummore endet die A716 an einer T-Kreuzung. Hier geht es rechts, der „Mull of Galloway“ ist bereits ausgeschildert. Auf der B7041 geht es nun immer weiter, hier sind auch schon die typischen braunen Schilder für Sehenswürdigkeiten aufgestellt, die einen sicher bis auf die Singletrack Road und dann hoch zum Parkplatz begleiten.