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Mull of Oa und das American Monument auf Islay

Diese wunderschönen Klippen waren für viele Soldaten ein kaltes Grab. Am Mull of Oa steht das American Monument. Die Geschichte dahinter und warum sich ein Besuch dort lohnt, erfahrt Ihr hier.

Mull of Oa mit dem Denkmal
Mull of Oa mit dem Denkmal

Es ist das Ende von Islay – und was für eines. Am Mull of Oa, dem südwestlichen Ausläufer der Hebriden-Insel, zieht die Natur noch einmal alle Register: schroffe Klippen stürzen tief in den Atlantik, wilde Wiesen legen einen bunten Blumenteppich auf die Felsplateaus, Adler kreisen majestätisch in der Luft. Und mitten in der unberührten Natur, auf einer der höchsten Klippen, steht ein dunkler Turm. Das ist das American Monument. Es erinnert an den tragischen Tod vieler Soldaten. Was war hier passiert?

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So traurig es ist, aber viele geschichtliche Bande zwischen Deutschland und Schottland rühren aus den beiden unseeligen Weltkriegen her, und in diesem Trauerstück spielte ein deutsches U-Boot die Rolle des Bösewichts.

Es war im Februar 1918. Das Truppen-Schiff Tuscania brachte rund 2.000 amerikanische Soldaten von New York nach Frankreich, die meisten von ihnen gehörten dem sechsten Bataillon der 20sten Regiment der Pioniere an. Keine Kämpfer, sondern Baumfäller. Sie sollten die Truppen an der Front mit Holz versorgen, das in Schützengräben und Unterständen zum Einsatz kam.

Nachdem die Tuscania den Atlantik überquert hatte, lief sie in die Meeresstraße „North Channel“ ein, die zwischen Irland und Schottland verläuft. Etwas südlich von Islay, auf Sichtweite des Mull of Oa traf die Tuscania ihr Schicksal: das U-Boot 77 unter Kommando von Wilhelm Meyer. Der ließ gegen sechs Uhr abends zwei Torpedos auf das Truppenschiff abfeuern, einer traf sein Ziel und die Tuscania begann zu sinken.

Von den rund 2.000 Seelen an Bord konnten die meisten gerettet werden, doch rund 230 der Männer starben. Nicht etwa an Bord des Schiffes. Einige kamen bei Versuchen um, die Rettungsboote zu Wasser zu lassen. Wegen der Schräglage kippten die Boote und warfen die Menschen in die eiskalte See. Und fast hundert starben an der Küste von Islay, von den Wellen gegen die Felsen des Mull of Oa geworfen.

Mull of Oa Klippen

Kein Wunder, dass hier ein Denkmal für die Ertrunkenen steht. Den Turm von knapp zehn Metern Höhe hat das amerikanische Rote Kreuz im Jahre 1920 hier errichten lassen. Seine Form erinnert an einen Leuchtturm. Doch statt einer Eingangstür findet sich hier eine große Plakette.

American Monument Inschrift

Neben der Tuscania ist hier auch noch die Otranto erwähnt, ein Schiff, das das Schicksal der Tuscania teilt. Es wurde zwar nicht durch Feindeshand versenkt, sondern kollidierte mit einem anderen Schiff, doch der Verlust von 351 amerikanischer Soldaten, traf die USA erneut schwer – zusätzlich kamen aber auch 80 Briten ums Leben. Sie liegen auf dem Friedhof bei der Machir Bay, wo das Unglück passierte. Doch erinnert die Plakette am Mull of Oa auch an die Toten der Otranto.

Gedenkplakette von President Wilson

Heute herrschen glücklicherweise friedliche Zeiten. Und so kann ein Ausflug zu dem Denkmal durch die beeindruckende Landschaft viel Spaß machen. Am Monument selbst trifft man gar nichtallzu viele Menschen. Denn trotz der grandiosen Aussicht hier, nehmen nicht zu viele den damit verbundenen Fußmarsch auf sich. Vom Parkplatz bis zum Monument sind es zirka 1,3 Kilometer durch matschiges Grasland – feste Schuhe sind dringend angeraten.

Der Weg zum American Monument

Wissen: Der Name Mull of Oa

Mull of Oa kommt aus dem Gälischen und heißt ursprünglich Maol na h-Obha – in etwa (!) gesprochen „Mööl na Hööwe“. Oa wird aber meist nur als „Oo“ ausgesprochen. Mull oder Maol bezeichnet einen Landvorsprung, und genau das ist die Südwestspitze der Insel auch. Obha ist Ursprungsname der Halbinsel Oa.

Im Hintergrund sieht man Kintyre

Die Halbinsel Oa ist heute nur sehr dünn besiedelt, aber um 1850 herum lebten hier noch zirka 800 Menschen. Die meisten von ihnen wurden während der Highland Clearances nach Kanada deportiert.

Tipp: Fernglas für die Vögel mitnehmen

Wenn man sich etwas Zeit nehmen kann, lohnt sich eine Wanderung am Mull of Oa. Die Seite Walkhighlands beschreibt den etwa 3,5 Kilometer langen Weg hier.

Natur in der Nähe des Parkplatzes

Der Parkplatz gehört zur Royal Society for the Protection of Birds (RSPB), die hier ein Reservat eingerichtet hat. Darum kann der Wanderer auch einige interessante Vögel erspähen, bis hin zu kreisenden Steinadlern. Ein Fernglas ist also angeraten, um die Tier zu beobachten.

Anfahrt:

Mit Navigationsgerät: „PA42 7AU“ bringt einen in die Nähe, peilt dabei aber die Kinnabus Farm an. Hier darauf achten, dass man kurz vorher auf der Straße zum Mull of Oa bleibt und nicht links abbiegt.

Ohne Navi: Kommend vom Fährhafen Port Ellen passiert man den Strand und biegt dann links ab zu den Port Ellen Maltings. Der Weg führt zwischen weißen Lagerhäusern hindurch. Auf dieser Straße bleibt man nun, es gibt bereits Wegweiser zum Mull of Oa. Ihr müsst nur aufpassen, dass Ihr nicht aus Versehen die Straße nach Kintra nehmt. Immer weiter geht es auf der hakenschlagenden Singletrack-Road, bis Ihr auf den Parkplatz der RSPB ankommt. Hier parken und den Rest zu Fuß gehen.

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