Dass es in Schottland regnet, ist nicht unwahrscheinlich. Gut, dass zumindest die Hauptstadt Edinburgh mit dem National Museum of Scotland überdachte Sehenswürdigkeiten bietet.
In drei Dingen sind die Schotten wirklich gut: Geschichte (blutig), Ingenieurskunst und Design. Diese drei Themen behandelt das National Museum of Scotland ausführlich. Und keine Sorge: Das Museum ist alles andere als staubtrocken.
Mein Reiseführer Edinburgh
Auf 172 Seiten beschreibe ich 47 Sehenswürdigkeiten in der schottischen Hauptstadt. Zusätzlich Infos zur Anreise, zum Klima und zur Geschichte Edinburgh. Mit drei Vorschlägen für Tagestouren.
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Schon alleine die Konstruktion des Gebäudes verzückt die Besucher. Zwar sieht der Eingang noch etwas dröge aus …
… aber sobald sie dann die alte viktorianische Halle betreten, erliegen die meisten schon dem Charme des Museums.
Die „Grand Gallery“, wie die zentrale Halle heißt, gilt als das Fenster zur Welt. Hier sind einige Stücke aus den verschiedenen Ausstellungen gezeigt. Für den Bereich Natur steht zum Beispiel der Schädel des Pottwals Moby.
Moby ist tragischerweise 1997 an der Küste Schottlands gestrandet.
Von hier aus geht es in mehrere Etagen und auch noch in einen großen Anbau. In dem ist zum Beispiel die Geschichte Schottlands minutiös erzählt – von der Entstehung der Insel, Stein- und Eisenzeit, Wikinger, das Mittelalter bis in die Neuzeit.
Dabei gibt es Exponate in normalen Vitrinen …
… aber auch in Kunstwerken verpackte Stücke.
Der neue Gebäudekomplex spielt dabei geschickt mit Lichtsetzung und akzentuiert die Ausstellungsstücke.
Es dauert eine gehörige Weile, bis sich der Besucher durch die lange Geschichte Schottlands bewegt hat. Multimedia und Infotafeln helfen dabei, das Gesehene einzuordnen.
Wer eher ein Faible für Technik hat, findet im Bereich „Science and Technology galleries“ Interessantes. Flugzeuge, Autos, Fahrräder und Dampfmaschinen zum Beispiel.
Aus dem Bereich Wissenschaft gibt es dann noch das wohl berühmteste Schaf der Welt: Dolly, das erste geklonte Säugetier überhaupt.
Mehr der Ästhetik zugeneigt ist der Bereich „Art, Design and Fashion galleries“.
Richtig stark waren die Schotten eigentlich im Arts & Crafts-Movement zwischen 1870 und 1920.
Diese Stilrichtung ist typisch britisch und der wohl berühmteste Vertreter war Charles Rennie Mackintosh aus Glasgow. Er inspirierte Innendesign ganz spezieller Art.
Ein Stück weiter unten entdecken Besucher die Welt der Mode.
Der Rundgang endet schließlich wieder in der großen Halle.
Eines steht fest: Das schottische Nationalmuseum in Edinburgh benötigt Zeit. Die Zahl der Ausstellungsstücke mit gut aufbereiteten Informationen fesselt die Besucher über viele Stunden. Ein halber Tag vergeht hier wie im Flug – und selbst dann hat man noch längst nicht alles gesehen.
Wissen: Alles online und die Geschichte des National Museum of Scotland
Das National Museum of Scotland ist heute eines der modernsten Museen. So modern, dass 20.000 Stück der Sammlung als Bilder auf Google Arts&Culture verfügbar sind und Besucher es sogar komplett virtuell durchlaufen können.
Bis ins Jahr 1780 reicht die Geschichte des Museums zurück. Damals – in der Zeit der Aufklärung – gründeten einige Schotten die Society of Antiquaries of Scotland. Sie sammelten erste Stücke. 1851 wurde daraus das National Museum of Antiquities.
Parallel wurde das Industrial Museum of Scotland im Jahr 1854 gegründet und 1866 wurde es als das Edinburgh Museum of Science and Art in die viktorianische Hallen verlegt. Darum feierte Edinburgh 1916 auch das 150 jährige Bestehen. In der Halle gibt es freilich auch typische Stücke aus dieser früheren Zeit zu sehen, wie der grüne Brunnen aus Gusseisen von Walter MacFarlane & Co.
Nach einigen weiteren Namensänderungen kam schließlich 1998 das neue Museum mit der schottischen Geschichte hinzu. Seit 2011 sind beide Teile auch vereint in einem Komplex. Und ab 2018 ist eine Ausstellung über Ägypten und Asien geplant.
Tipp: Die Millenium Uhr spielen hören
Bewegt sich der Besucher aus der großen Halle südlich zu den Rolltreppen, steht links eine seltsame Turmuhr. Der „Millenium Clock Tower“ wurde 1999 geschaffen und ist um die zehn Meter hoch.
Jedes Segment erzählt dabei eine eigene Geschichte, die es zu entdecken gilt. Ganz oben zum Beispiel stehen zwölf Figuren, die die Monate des Jahres repräsentieren.
Die Uhr soll die Vergänglichkeit der Zeit zeigen und tut dies teils mit depressiven Motiven aus der Industrialiserung. Auf jeden Fall ist sie aber einen Blick wert und wenn sie zu spielen beginnt, sammelt sie Menschentrauben um sich.
Hat man sich daran sattgesehen, verspürt nun aber einen anderen Hunger, lohnt sich ein Besuch im Café in der Haupthalle auf dem ersten Stock.
Persönliche Bemerkung: Kinderkreis im Museum
Kindergesang mitten in der Urgeschichte Schottlands? Ich habe mich erst sehr gewundert, wo die Kinderreime herkamen. Ein Lautsprecher? Doch dann – einmal um die Ecke gebogen – stand ich plötzlich vor einer großen Krabbeldecke, auf der Betreuerinnen und Eltern mit vielen Kindern saßen. Ich stand vor den „Magic Carpet Minis“. Durch Lieder und Geschichten lernen die Kinder über das Museum. Ich finde so ein Angebot großartig!
Anfahrt:
Am besten per öffentliche Verkehrsmittel. Mehrere Busse halten nahe der Chambers Street. Ansonsten kann man allerdings auch in zirka 10 Minuten von der Royal Mile bis zum Museum vorlaufen.